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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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dir von der Society Befehle geben?
    Er biegt links in die Tenth ein und hält vor meinem Apartment. Ich steige ab. Christian nimmt seinen Hut ab und schiebt sich die Erste-Weltkriegs-Fliegerbrille auf die Stirn.
    – Du hast ein Zombieproblem, hab ich gehört.
    – Sagt wer?
    – Spricht sich schnell rum, so was.
    – Es wird viel heiße Luft geredet.
    – Brauchst du Hilfe? Der Zombiescheiß ist ’ne Plage für uns alle.
    – Ich weiß nicht, wovon du sprichst. Bei mir ist alles in Ordnung.
    – Verstehe.
    Er setzt Brille und Hut wieder auf.
    – Deswegen haben wir dich ja auch auf der 55th von der Straße gekratzt.
    Ich strecke die Hand aus. Er schüttelt sie.
    – Danke fürs Mitnehmen.
    Er hält meine Hand für einen Augenblick.
    – Wenn ich sagen würde › jederzeit wieder‹, würde ich lügen. Leg dich nicht mit der Koalition und der Society gleichzeitig an, Joe. Du versuchst, sie gegeneinander auszuspielen. Das ist noch mal dein Untergang.
    Ich ziehe meine Hand zurück, ohne etwas zu erwidern.
    – Wie du meinst. Aber du gehörst nicht zu denen, Mann. Du gehörst zu uns, unter die Brücke. Bist einer von den Freien.
    – Keiner ist frei.
    – Das kommt dir nur so vor, Joe.
    Er lässt das Motorrad aufheulen und brettert die Straße hinunter. Ich warte, bis er um die Ecke verschwunden ist.
     
    Christian gehört zu mir. Er hat sich zwar nicht bei mir angesteckt – meines Wissens nach habe ich noch nie jemanden infiziert –, aber ich habe ihn gefunden. Er wollte mit seinen Jungs die Gegend um die Pike übernehmen und hatte keine Ahnung, dass sie bereits der Chinatown Wall gehörte. Sie gerieten aneinander, und natürlich hatte Christian nicht den blassesten Schimmer, dass die Wall ein Haufen Vampyre waren. Sie massakrierten seine Gang, saugten alle aus und verschwanden wieder. Sich wie wilde Tiere aufzuführen war damals eine gängige Prozedur. Das wird so ’78 oder ’79 gewesen sein. Ich war damals noch bei der Society und bin mit Terry dorthin gefahren, um die Scheiße aufzuräumen. Wir warfen die Leichen in den East River, und ich bemerkte, dass Christian noch lebte. Terry wollte ihn eigentlich wie die anderen verschwinden lassen, aber ich wollte jemandem den gleichen Gefallen tun, den Terry mir getan hatte.
    Ich brachte ihn in ein Versteck der Society und wartete, bis er das Schlimmste hinter sich gebracht hatte. Es dauerte nicht lange, ihn von der ganzen Vampyrgeschichte zu überzeugen. Schließlich hatte er mit eigenen Augen gesehen, was die Wall mit seinen Kumpels angestellt hatte. Sobald er wieder einigermaßen auf dem Damm war, seilte er sich ab. Mit Terrys Friede-Freude-Eierkuchen-Ideologie konnte er nichts anfangen. Er spürte die überlebenden Mitglieder seiner Truppe auf und infizierte sie. Nach ungefähr einem Jahr hatte er eine neue Gang zusammen und kehrte zur Pike Street zurück. Die Dusters löschten eine ganze Generation der Wall aus. Der einzige Grund, warum sich dieser traurige Haufen aus Chinatown heutzutage überhaupt noch einen Clan schimpfen darf, ist ihre lange Tradition. Und jetzt haben die Dusters dort das Sagen, und nur die mächtigsten Clans würden sich trauen, ohne Einladung dort aufzutauchen.
     
    Ich muss Evie anrufen und ihr sagen, dass alles in Ordnung ist. Ich muss dringend mit Terry reden und herausfinden, was ich ihm für meine Rettung schuldig bin. Außerdem muss ich das Mädchen und den Überträger finden. Aber erst mal muss ich was trinken. Ich habe keine Ahnung, was mir Horde da verabreicht hat, aber jemanden ohne das Vyrus hätte das Zeug mit Sicherheit umgebracht. Ich fühle mich immer noch krank und elend. Langsam sollte ich mir Sorgen über meinen Blutkonsum machen. Aber als ich den Kühlschrank öffne, habe ich plötzlich noch ein sehr viel dringenderes Problem – mein Blut ist weg. Alles. Jeder einzelne Tropfen. Spurlos verschwunden.
     
    Die Enklave hat ihr Hauptquartier in einer Lagerhalle auf der Little West 12th, mitten im Schlachthofviertel. Darüber hinaus beanspruchen sie kein Territorium. Brauchen sie auch nicht. Die Clans wie auch die Freien meiden die West Side von der 14th bis zur Houston. Mit der Enklave will niemand was zu tun haben. Ich schon gar nicht. Aber jemand ist bei mir eingebrochen, ohne auch nur die kleinste Spur zu hinterlassen, nur ein paar leere Lufttaschen, wo sein Geruch hätte sein sollen. Genau wie im Schulgebäude. Und darüber muss ich mit Daniel reden.
    Zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen bin ich bei Tageslicht

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