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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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jemand Luther ein paar Messer in die Augen, und seine rechte Hand, DJ Grave Digga, übernahm den Hood. Er begab sich sofort auf den Kriegspfad und behauptete, die Koalition würde hinter dem Anschlag auf Luther stecken. Seitdem schickt er immer wieder seine Truppen über die Grenze und versucht, Terry und die Society auf seine Seite zu ziehen, damit sie gemeinsam der Koalition den Rest geben können. Eigentlich nicht mein Problem.
    – Also werden wir wohl jetzt reden müssen. Was willst du?
    – Wollte mich nur ein wenig mit dir unterhalten, über das quatschen, was in letzter Zeit so alles ablief.
    – Also, was willst du dafür haben, dass du mir die Dusters geschickt hast?
    – Aber Joe. Das war ein Akt der Nächstenliebe. Ich weiß doch, was da oben abgeht. Deine Freundin ruft mich an und sagt, du hättest einen Klienten getroffen und wärst noch nicht zurück? Aus Uptown? Klar helfe ich dir. Was soll ich denn anderes machen? Und soweit ich gehört habe, hattest du Hilfe ja auch dringend nötig. Christian hat mir erzählt, dass du völlig weggetreten bei ein paar Obdachlosen gepennt hast – und das kurz vor Sonnenaufgang.
    – Also, was willst du dafür?
    – Nur das, was ich auch gestern wollte. Ein kurzes Gespräch. Sicherstellen, dass alles in Ordnung ist. Gestern hattest du ja keine Lust, aber das ist deine Sache. Wir sind ja alle freie Menschen.
    – Ich mag keine offenen Rechnungen, Terry. Was willst du?
    Er kichert.
    – Ja, ja, der gute alte Joe. Lässt sich nichts gefallen, lässt sich aber auch keinen Gefallen tun. Ich wollte eigentlich nur einem Typen helfen, der mal mein Freund war. Den ich immer noch für einen Freund halte.
    – Letztes Mal, als dich dieser Freund besucht hat, hat ihm dein mongoloider Gorilla ein paar Rippen gebrochen. Schon komisch, oder?
    – Das war nicht persönlich gemeint, Joe. Das war Politik. Ich musste Tom irgendwie beschwichtigen, sonst dreht er uns hier noch durch. Es war also im Interesse der Allgemeinheit. Und könntest du Worte wie »mongoloid« bitte nicht mehr als Schimpfwort benutzen?
    – Also gut, Terry. Sag mir einfach Bescheid, wenn ich meine Schulden begleichen soll. Ach ja, was dich vielleicht interessieren könnte: Tom hatte recht. Es hat sich wirklich noch jemand anderes in der Schule herumgetrieben, nicht nur die Zombies.
    – Zombifikations...
    – Die beschissenen wandelnden Leichen, oder wie auch immer du sie nennen willst. Wie gesagt, es ist noch jemand im Spiel.
    – Und wer könnte das sein?
    – Ich habe keine Ahnung. Er geht auf jeden Fall sehr vorsichtig vor. Hinterlässt keine Spuren, nicht einmal Geruch. Kennst du so jemanden?
    Er schweigt für einen Moment. Ich lasse meinen letzten Satz im Raum stehen.
    – Nein, glaube ich nicht.
    – Halt auf jeden Fall die Augen offen. Es ist schließlich deine Gegend.
    Ich hänge auf und lasse ihn darüber nachdenken. Vielleicht findet er ja etwas heraus. Wäre ja schön, wenn zur Abwechslung mal jemand für mich die Drecksarbeit macht.
    Ich muss die Zeit totschlagen, bis die Sonne untergeht. Dann kann ich mich auf die Suche nach dem Mädchen und dem Überträger machen.
    Das Mädchen und der Überträger.
    Irgendwo in meinem Hirn schnappt etwas ein.
    O Scheiße.
    Ich rieche an meiner Hand. Weg. Ich habe es abgewaschen. Ich gehe zu dem Haufen schmutziger Wäsche in der Ecke. Unter dem Burnus finde ich die schwarze Jeans, die ich im Cole anhatte, weil mir Leps Blut den Anzug ruiniert hat. Ich halte die Hose ans Gesicht und atme tief ein. Zigarettenrauch, der Dreck des Gehwegs, auf dem ich geschlafen habe, mein eigener Schweiß. Riecht genau wie das Hemd, das ich zur Jeans trug. Aber er hat mich berührt, daran kann ich mich erinnern. Er hat mir die Hand geschüttelt und gab mir diesen gespielten Klaps auf die Schulter. Wo ist meine Jacke? Ich öffne den Schrank und nehme sie vom Kleiderbügel. Es ist eine schöne Jacke, eine sehr leichte, sportliche Lederjacke. Evie hat sie mir geschenkt. An einem Ärmel ist sie etwas durchgescheuert, ein Souvenir von der Nacht auf der Straße. Ich rieche an der rechten Schulter.
    Da ist der Geruch. Der gleiche, den ich an meiner Hand entdeckt habe, nachdem Horde sie geschüttelt hat. Der Geruch aus der Schule. Der moschusartige Geruch nach Sex, der auf der Pappmatratze und auf dem Zombiemädchen war. Horde. Und ich konnte es nicht riechen, weil ich immer noch den Gestank von Leprosys Blut im Haar und in der Nase hatte.
     
    Die Zombies aus der Schule haben richtige Namen.

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