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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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bleibt und die Knochen eventuell nie wieder richtig zusammenwachsen. Wie wäre es, sich langsam zu Tode zu hungern? Ich müsste mir nie wieder Gedanken machen, wo ich meine nächste Portion Blut herbekomme, sondern würde den ganzen Tag über meditieren, Kampfsport treiben und meine Selbstdisziplin perfektionieren. Nie mehr von der Hand in den Mund leben. Nie mehr einsam sein. Und keine Evie mehr.
    Nein. Das ist nichts für mich.
    Ich stehe auf.
    – Vielen Dank für das Angebot, aber ich habe meine Meinung nicht geändert.
    Daniel lächelt.
    – Das ist bedauerlich.
    – Tja. Da kann man nichts machen. Tut mir leid.
    – Trotzdem gehörst du zur Enklave, Simon. Du hast keine Wahl. Und ich bin froh, dass du zu uns gehörst.
    – Wie auch immer.
    – Wie auch immer – das ist eine gesunde Lebenseinstellung.
    Ich drehe mich noch einmal zu ihm um.
    – Nehmen wir mal an, den Geist gibt’s wirklich...
    – Ja?
    – Hast du eine Ahnung, wer ihn heraufbeschworen hat?
    Er beobachtet, wie sich zwei weitere Kämpfer bereitmachen.
    – Man kann diese Wesen nicht einfach in unsere Welt bringen und ihnen Befehle erteilen. Dazu braucht man viel Wissen und Macht und muss ihnen etwas anbieten können. Es gibt einige wenige Leute, die auf diesem Gebiet Erfahrung haben. Wir zum Beispiel. Aber um auf dein Problem zurückzukommen: Schau dir die Clans an. Warum hat man dir dein Blut gestohlen? Will dich jemand schwächen oder töten? Vielleicht soll es eine Bestrafung sein, ein Anreiz. Kennst du jemanden, Simon, der dich für einen Esel hält und dir eine Rübe vor die Nase halten will?
    Ich nicke.
    – Danke.
    Auf dem Weg zur Tür ruft er mir hinterher.
    – Komm mal wieder vorbei, Simon. Unsere Tür ist immer für dich offen.
    Ich gehe an den Kämpfern vorbei. Vielleicht werden sie ja wirklich irgendwann ihr Ziel erreicht haben. Sie glauben, dass es nur einer aus ihrer Mitte schaffen muss, die Grenze zu dieser anderen Welt zu überschreiten. Dann wird er den anderen beibringen können, wie man unzerstörbar wird, und sie werden mit ihrem Kreuzzug ernst machen. Alles auslöschen, was nicht zur Enklave gehört. Aber nicht, solange sie ihren Messias noch nicht gefunden haben. Bis jetzt ist Daniel der ganzen Sache am nahesten gekommen, aber selbst er hat es noch nicht geschafft. Noch nicht. Ich schließe die Tür hinter mir und hoffe, dass ich sie nie wieder öffnen muss.
     
    Ich glaube nicht an eine andere Welt, in der der Schwarze Mann lauert und nur darauf wartet, über uns herzufallen. Weder daran, noch an den ganzen anderen Scheiß und schon gar nicht an Geister. Aber ich glaube, dass mir jemand mit dieser Gespenstergeschichte Angst machen will. Richtig Angst. Wer würde den Trick mit der Mohrrübe ausprobieren wollen? Ganz einfach: So ziemlich jeder, für den ich arbeite. Obwohl ich die Society ausschließen kann. Erstens sind solche blöden Scherze nicht ihr Stil, und zweitens hätten sie nichts davon, wenn ich verrückt vor Hunger ihr Territorium unsicher mache. Außerdem haben sie weder den Mumm noch die Raffinesse für so eine Aktion. Die ganze Sache stinkt, und ich weiß auch, nach wem: Dexter Predo.
    Ich nehme an, dass Predo im Moment mit dem Stand der Dinge nicht besonders zufrieden ist. Er dürfte inzwischen herausgefunden haben, dass der Überträger noch frei herumläuft. Außerdem wird Dale Edward Horde ihm die Hölle heiß machen, weil er es erlaubt hat, dass ich mich in aller Öffentlichkeit mit seiner Frau treffe. Er wird Horde irgendwie beschwichtigt haben. Wahrscheinlich hat er ihm sogar das Zeug zugesteckt, das mich eine Zeit lang außer Gefecht gesetzt hat. Jedenfalls lange genug, um in meine Wohnung einzubrechen. Und jetzt hat er mich bei den Eiern. Ohne mein Blut bin ich ihm ausgeliefert. Er weiß, dass es die Society niemals erlauben würde, wenn ich in ihrem Gebiet auf Raubzug gehe und wahllos irgendwelche Clowns anzapfe, nur um meinen Kühlschrank wieder aufzufüllen. Und er weiß, dass ich mich nicht mit den anderen Clans und Unabhängigen anlegen würde. Ein Überfall auf eine Blutbank oder ein Krankenhaus benötigt eine lange Vorbereitungszeit, die ich nicht habe. All das zusammengenommen läuft auf eins hinaus: Predo hat den Stock mit der Rübe in der Hand und wartet, bis ich zu Kreuze gekrochen komme. Und dann hat er mich in der Hand. Er wird mir erzählen, wie ich mit dem Überträger und dem Horde-Mädchen fertig werden soll und mich danach für ein bisschen Blut zu seinem Sklaven machen. Eigentlich

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