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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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schieben will, werfe ich noch einen letzten Blick auf sie. Ich bleibe stehen.
    Sie liegt schlaff auf dem Boden. Hilflos. Ich sollte noch einen Beutel vollmachen. Nur zur Sicherheit. Scheiße, vielleicht sollte ich sie ganz ausleeren. Wäre kein Problem. Ich kann sie über die Straße schleppen und so tun, als wäre sie meine besoffene Freundin. Ein Taxi nehmen. Und daheim hätte ich alle Zeit der Welt. Die blöde Schlampe hat’s schließlich drauf angelegt. Muss ja auch nicht in aller Herrgottsfrühe voll wie eine Haubitze durch die Gegend torkeln. Ist die lebensmüde oder was? Verfickte Schlampe, wahrscheinlich tue ich ihr noch einen Gefallen, wenn ich sie alle mache. Also, hoch mit ihr.
    Halt.
    Da spricht das Vyrus. Das beschissene Vyrus. Nicht ich. So geht’s nicht. Das wäre bescheuert und undiszipliniert und überhaupt nicht mein Stil. Ich mag ja nicht der Hellste sein, aber so einen Fehler mache ich nicht. Jedenfalls noch nicht.
    Ich schiebe das Brett aus dem Weg, gehe auf die Straße und stelle es wieder auf seinen Platz. Ich komme ungefähr zwei Schritte weit, dann schickt mich der beschissene Hurley wieder mal ins Land der Träume.
     
    – Ich habs gewusst, verdammte Scheiße.
    Fuck.
    – Scheiße. Erst schöntun und dann auf die Jagd gehen.
    Ich halte die Augen geschlossen. Ich weiß genau, wen ich zu sehen kriege, wenn ich sie öffne. Das hat gar keine Eile.
    – Der Herr Saubermann, an dem die Scheiße einfach nicht kleben bleiben will. Kriecht der Koalition in den Arsch und geht dann einfach so auf Schlampenjagd.
    – Sag nicht Schlampe.
    – Ja, ja. Macht Jagd auf eine junge Frau. Ich rede auf Terry ein, mache und tue, aber er will ja nicht hören. Er weiß genau, dass der Arsch hier für die Koalition spioniert und lässt ihn einfach laufen. Damit ist jetzt Schluss. Brauchst du Beweise?
    Ich öffne die Augen. Ein kleines, dunkles Zimmer. Durch die Ritzen einer Tür, die schief in der Wand hängt, dringt etwas Licht.
    – Ich hab Beweise.
    Ich liege auf der Seite. Als ich mich aufrappeln will, merke ich, dass ich an Händen und Füßen gefesselt bin. Ich winde mich so lange herum, bis ich einigermaßen sitzen kann. Die Backsteinwand hinter mir ist feucht.
    – Was für Beweise?
    – Ich hab ihn gesehen. Wir beide haben ihn gesehen. Ich und Hurley.
    – Dass er was getan hat, Tom?
    – Er hat diese Schlampe... die Frau von der Koalition mit zu sich nach Hause genommen. Und dann hat er noch die andere Schlampe...äh, junge Frau zur Ader gelassen.
    – Woher weißt du, dass sie zur Koalition gehört? Tragen die jetzt Uniformen?
    – Vertrau mir, wenn du sie gesehen hättest, wüsstest du’s auch.
    – Warum?
    – Warum? Das spürt man einfach. Ihr Verhalten. Diese ganze Die-Welt-gehört-mir- Haltung . So eine Schlampe, die glaubt, dass ihre Scheiße nach Rosen duftet. So eine...
    – Nenn Frauen bitte nicht Schlampen, Tom.
    – Richtig. Entschuldige.
    Ich rutsche zur Tür und linse durch einen Spalt. Sie haben mich wieder in ihr Hauptquartier gebracht. Teppichreste bedecken den Boden, und die Wände sind mit selbst gemachten Anarcho-Protestplakaten tapeziert, die wie überdimensionierte Lösegeldforderungen aussehen. Tom Nolan steht mit dem Rücken zu mir neben einer Kochplatte und rührt in einem großen Topf in einer stinkenden Brühe.
    – Also, du hast ihn mit einer Frau gesehen, die vielleicht zur Koalition gehört. Was noch?
    – Nicht nur vielleicht. Aber egal. Er ging auf die Jagd. Hat dem Mädchen mitten auf der Straße eins übergezogen.
    – Einem Kind?
    – Was?
    – War es ein Kind?
    – Anfang zwanzig, würd ich sagen.
    – Dann war sie kein Kind mehr, oder?
    – Ja, stimmt. Also, er zieht der jungen Frau eins über und schleppt sie auf eine Baustelle. Lässt sie mitten in aller Öffentlichkeit zur Ader. Das ist eine Missachtung all dessen, wofür die Society steht. Auf unserem Grund und Boden. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die an unsere Ziele und Methoden glauben. Da gibt’s keine Diskussion. Punkt. Außerdem regst du dich doch immer drüber auf, dass mehr Frauen als Männer angezapft werden.
    Lydia kommt ins Bild und stellt sich neben Tom.
    – Ich rege mich über gar nichts auf. Aber wenn man sich die Anzahl der vyrusbedingten gewaltsamen Übergriffe genau ansieht, gibt es ein erhebliches Missverhältnis zwischen den Geschlechtern.
    – Mein ich ja.
    – Also hast du Hurley gesagt, er soll ihn k. o. schlagen und hierherbringen.
    – Hey, irgendwas musste ich doch tun. Wer weiß,

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