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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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erscheint plötzlich in der Hand vor mir. Ein langes, dünnes Stilett. Das Licht spiegelt sich in allen Farben des Regenbogens auf seiner gut geschärften Klinge. Sie nähert sich langsam meinem Auge, bleibt davor schweben und verdeckt die Hälfte meines Sichtfelds.
    – Ich glaub nicht.
    – Das sollten wir verifizieren.
    Die Klinge stößt herunter. Ich höre das leise Geräusch, mit dem der Stahl ins Fleisch dringt und spüre ein leichtes Ziehen in der Backe. Es tut nicht weh, aber ich spüre, wie totes Blut meine Kehle hinunterläuft.
    – Der ist k. o.
    – Sehr gut.
    Das Stilett taucht wieder auf. Die Klinge hat sich blutrot gefärbt. Jemand wischt sie mit einem Taschentuch ab. Dann sind Taschentuch, Klinge, die Hand und die zwei Gesichter verschwunden. Nur Horde schwebt noch über mir und schaut mich interessiert an. Er kräuselt die Lippen und tippt mit einem Finger auf meine Wange. Als er ihn zurückzieht, ist er blutverschmiert. Er schaut sich den Blutstropfen an, verreibt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger und schnuppert daran.
    – Kaum zu glauben.
    Er zuckt mit den Achseln, wischt sich die Finger an mir ab und verschwindet ebenfalls. Es wäre mir lieber gewesen, wenn ich die Klinge gespürt hätte. So weiß ich nicht, ob ich überhaupt noch am Leben bin und die Welt nicht nur ein böser Traum ist. Ich habe ja keinen Gegenbeweis. Ich bin in einem Körper gefangen, der sich anfühlt, als sei er vollgepumpt mit Procain, der sich nicht bewegen kann und nichts spürt. Auf der Oberfläche jedenfalls. Was sich in seinem Inneren abspielt, ist eine andere Sache. Da brodelt es wie in einem Kessel. Irgendwas versucht, in meine Knochen zu kriechen, als gäbe es da noch einen letzten Tropfen Blut.
    Jemand zieht mich am Arm, und mein Kopf rollt auf die linke Seite. Ich kann nicht weiter als einen Meter sehen, dann verschwimmt alles. Aber die zwei Männer kann ich erkennen. Einer von ihnen presst mein Handgelenk mit seinem Knie auf den Boden. Der andere kniet ihm gegenüber und beugt sich über eine verwischte Landschaft aus kleinen Hügeln – Amanda. Er hebt etwas vom Boden auf und setzt es am Handgelenk des Mädchens an. Wieder das Raspeln von Metall, als er sich an der Handschelle zu schaffen macht.
    Horde steht dabei und beobachtet alles.
    – Tun Sie ihr nicht weh.
    – Wie gesagt, ich könnte ihm auch die Hand abschneiden.
    – Nein.
    – Der ist sowieso bald hinüber. So wie’s aussieht, erholt der sich nicht mehr.
    – Falsch. Er muss noch eine bestimmte Aufgabe erfüllen. Eine abgetrennte Extremität wäre da hinderlich.
    – Okay.
    – Dale, wenn du ihr was tust, bring ich dich um.
    Horde dreht sich um und blickt zu der Stelle, an der seine Frau vorhin saß.
    – Was sagst du, Schatz?
    – Ich bring dich um.
    – Ich glaube, wir können ganz beruhigt sein. Diese Herrschaften werden unserer Tochter kein Haar krümmen.
    – Bring dich um.
    Sie lallt.
    – Trink doch noch was, Schatz.
    Ich beobachte den Mann mit der Eisensäge, der vorher das Stilett in der Hand hielt. Seine Bewegungen sind schnell, und er scheint ziemlich stark zu sein. Er arbeitet mit einer unnatürlichen Effizienz. Mein Geruchssinn hat sich jetzt fast völlig verabschiedet, deshalb kann ich ihn nicht riechen. Aber seine Bewegungen verraten ihn: Er hat das Vyrus. Könnte ein Unabhängiger sein, den Horde irgendwo aufgegabelt hat. Aber sein teurer, schwarzer Anzug, der spießige Haarschnitt und der korrekte Krawattenknoten lassen nur einen Schluss zu: Koalition. Einer von Predos Gorillas, den er an Horde ausgeliehen hat. Der andere Typ hat die kräftige Statur eines Bodybuilders und sieht aus wie ein Volltrottel. Einer von Hordes eigenen Leuten.
    Mit einem leisen Klirren öffnen sich die Bügel der Handschellen. Der Gorilla befreit Amandas Handgelenk und hebt sie vom Boden auf. Horde legt eine Hand auf seine Schulter.
    – Lassen Sie mich das machen.
    Der Gorilla und der Trottel machen ihm Platz und verschwinden aus meinem Blickfeld. Horde kniet sich hin, schiebt die Arme unter Rücken und Beine seiner Tochter und hebt sie auf Ich kann nur verschwommen erkennen, wie er sie in den Armen wiegt und sich mit seinem Gesicht ihrem nähert.
    – Endlich bist du wieder zu Hause, mein Schatz.
    Drüben bei der Couch zersplittert ein Glas. Der verschwommene Fleck, den Horde darstellt, dreht sich um.
    – Sei vorsichtig, Schatz. Du könntest dich verletzen.
    – Was hast du mit ihr gemacht?
    – Ich habe ihr nur etwas zum Schlafen gegeben, Schatz. Sie

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