Stadt Aus Blut
leisen Luftzug, als sich hinter mir etwas bewegt.
Ich wirble herum. Der Gorilla stürmt auf mich zu. Ich weiche aus und kriege nur die halbe Kraft seines Schlags ab. Genug, um mich in die Knie zu zwingen. Das Stilett fährt herab, direkt auf meinen Hals gerichtet. Ich will es mit dem Arm abblocken, bin aber wieder viel zu schnell. Pfeifend saust meine Hand an ihm vorbei. Wieder daneben. Meine Schnelligkeit erschreckt ihn. Die blitzende Klinge ändert die Richtung und zieht eine blutige Linie quer über meinen Kiefer. Ich springe auf und er weicht zurück. Was ich brauche, ist hinter mir. Ich kann mich jetzt nicht mit ihm aufhalten und drehe mich um.
Der Trottel ist ebenfalls aufgesprungen. Seine Hosen baumeln um seine Füße, und sein Penis hängt schlaff in der Latexverpackung. Er hat seine Jacke aufgehoben und versucht, irgendetwas aus einer Tasche zu befreien. Ich will ihn nur an der Schulter packen, aber stattdessen versetze ich ihm einen gewaltigen Stoß. Mit einem dumpfen Knacken springt sein Schultergelenk aus der Pfanne. Taumelnd fällt er neben der Tür zu Boden. Vor mir liegt eine gefesselte, halb nackte Frau. Ihr Geruch ist verdächtig: Sie ist verschmutzt und wird mich vergiften, wenn ich ihr Blut trinke. Ich gehe in die Hocke, um mich auf den hilflosen Trottel zu stürzen, der immer noch dabei ist, mit seinem intakten Arm irgendeine Waffe aus der Jackentasche zu ziehen.
Dann landet der Gorilla auf meinem Rücken.
Er legt einen Arm um meine Kehle. Das Stilett nähert sich meinem Gesicht. Ich reiße den Arm hoch, und die Klinge bohrt sich so tief in meine Handfläche, dass sie auf der anderen Seite wieder herausragt. Ein paar Zentimeter vor meinem Auge kommt sie zum Stillstand. Ich werfe mich nach hinten und lande mit voller Wucht auf dem Gorilla. Er grunzt, und der Griff um meinen Hals löst sich. Dann rolle ich mich auf die Seite, weg von ihm, und reiße das Stilett aus meiner Hand, bevor ich mich aufrichte.
Mein Kiefer prickelt und juckt, weil das Vyrus im Eiltempo dabei ist, meine Wunden zu schließen. Der Gorilla hat sich wieder aufgerappelt und steht zwischen mir und dem Trottel. Egal. Es gibt hier ja noch mehr Futter.
Ich drehe mich zu Horde und seiner bewusstlosen Tochter um. Das Stilett bohrt sich in meinen Rücken. Der Schläger schafft es, mir die Klinge zweimal in die Leber zu jagen, bevor ich seinen Arm packe und ihn durch den Raum schleudere.
Die Schmerzen werden schlimmer, und ich merke, dass sich der Heilungsprozess verlangsamt. Wenn ich nicht bald Blut bekomme, kämpft das Vyrus auf verlorenem Posten.
Der Gorilla geht schon wieder auf mich los. Wir landen beide auf dem Boden. Er sitzt rittlings auf meiner Brust und versucht, meine Arme mit seinen Knien niederzudrücken. Das Stilett nagelt meinen linken Unterarm in den Beton darunter. Dann drückt er seine Daumen in meine Augenhöhlen. Ich werfe den Kopf zur Seite und bekomme sein Handgelenk zwischen die Zähne.
Sein Blut ist die reinste Säure. Es läuft mir in den Mund und verbrennt meine Zunge. Ich versuche, es nicht zu schlucken. Die dünnen Knochen seines Handgelenks werden von meinen Kiefern zermalmt. Er heult auf und reißt sich los. Ich würge, spucke sein Fleisch aus und ziehe das Stilett aus meinem Arm. Dann richte ich mich auf. Die Wunde in meinem Arm schließt sich nicht und blutet stark – das Vyrus hat sich im Moment um tödlichere Wunden zu kümmern und ignoriert alles, was mich nicht sofort umbringt. Wieder steht der Gorilla zwischen mir und den anderen. Er geht wie ein Ringkämpfer in gebückter Haltung auf mich los. Das Blut an seinem Handgelenk gerinnt bereits.
Da fällt mir die Enklave ein. Ihre Kampfkunst. Die Disziplin, mit der sie das irre gewordene Vyrus in ihren Adern in Schach halten. Es ist möglich, seine Kraft zu kontrollieren. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen.
Er täuscht einen Schlag auf meinen rechten Arm an, der seine Klinge hält. Ich weiche nach links aus, direkt hinein in seine eigentliche Attacke, die meinem linken Arm gilt.
Er packt den Arm und drückt ihn nach hinten, und ein Feuerwerk aus Schmerz explodiert in meiner Schulter. Er will mir den Arm auskugeln, aber ich bin schneller. Ich drehe mich nach links und schwinge das Stilett in hohem Bogen hinter seine Beine. Die Klinge durchtrennt seine Sehnen oberhalb der Knie. Wie eine Marionette, der man die Schnüre zerschnitten hat, sackt er zusammen und lässt dabei meinen Arm los. Mit der Handfläche fange ich ihn am Kinn auf und werfe
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