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Stadt aus Glas

Titel: Stadt aus Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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gebe Ihnen das Geld, sobald er verrechnet ist.«
    Quinn sagte nichts.
    »In Ordnung?« fragte Auster. »Sind Sie einverstanden?«
    »In Ordnung«, sagte Quinn schließlich. »Wir werden sehen, was passiert.«
    Auster legte den Scheck auf den Kaffeetisch, wie um zu sagen, daß die Angelegenheit erledigt sei. Dann lehnte er sich auf dem Sofa zurück und sah Quinn in die Augen. »Es gibt ein viel wichtigeres Problem als den Scheck«, sagte er. »Die Tatsache, daß mein Name in diese Geschichte verwickelt worden ist. Ich verstehe das einfach nicht.«
    »Ich frage mich, ob Sie in letzter Zeit Scherereien mit Ihrem Telefon hatten. Manchmal geraten die Schaltungen durcheinander. Jemand will eine Nummer anrufen, und obwohl er richtig wählt, bekommt er den Falschen.«
    »Ja, das habe ich schon erlebt. Aber selbst wenn mein Telefon gestört war, erklärt das nicht das eigentliche Problem. Es würde uns sagen, warum der Anrufer Sie an den Apparat bekam, aber nicht, warum er überhaupt mich anrufen wollte.«
    »Wäre es möglich, daß Sie die betroffenen Personen kennen?«
    »Ich habe nie von den Stillmans gehört.«
    »Vielleicht wollte sich jemand einen dummen Scherz mit Ihnen erlauben.«
    »Ich gebe mich nicht mit solchen Leuten ab.«
    »Man kann nie wissen.«
    »Aber Tatsache ist, daß dies kein Scherz ist. Es ist ein richtiger Fall mit richtigen Menschen.«
    »Ja«, sagte Quinn nach langem Schweigen. »Das ist mir klar.«
    Sie waren am Ende dessen angekommen, worüber sie sprechen konnten. Über diesen Punkt hinaus gab es nichts mehr: nur die zufälligen Gedanken von Männern, die nichts wußten. Quinn sah ein, daß er nun eigentlich gehen mußte. Er war beinahe eine Stunde dagewesen, und es wurde bald Zeit, Virginia Stillman anzurufen. Dennoch zögerte er. Der Sessel war bequem, und das Bier war ihm ein wenig zu Kopf gestiegen. Auster war der erste intelligente Mensch, mit dem er seit langem gesprochen hatte. Er hatte seine, Quinns, früheren Arbeiten gelesen, hatte sie bewundert und auf mehr gewartet. Trotz allem war es Quinn unmöglich, sich nicht darüber zu freuen.
    Sie saßen eine Weile da, ohne etwas zu sagen. Schließlich zuckte Auster leicht die Schulter, so als wollte er zugeben, daß sie an einem toten Punkt angelangt waren. Er stand auf und sagte: »Ich wollte mir gerade ein kleines Mittagessen zubereiten. Für zwei macht es auch nicht mehr Mühe.«
    Quinn zögerte. Es war, als hätte Auster seine Gedanken gelesen und erraten, was er sich am meisten wünschte - zu essen, einen Vorwand zu haben, noch eine Weile zu bleiben. »Ich sollte wirklich gehen«, sagte er. »Aber, ja, bitte gern. Eine kleine Mahlzeit würde nicht schaden.«
    »Was sagen Sie zu einem Schinkenomelett?«
    »Klingt gut.«
    Auster ging in die Küche, um das Essen zuzubereiten. Quinn hätte sich gern erbötig gemacht, ihm zu helfen, aber er war außerstande, sich zu rühren. Sein Körper fühlte sich an wie ein Stein. Da ihm nichts anderes einfiel, schloß er die Augen. Früher hatte es ihn oft getröstet, die Welt verschwinden zu lassen. Diesmal fand Quinn jedoch nichts Interessantes in seinem Kopf. Es schien, daß da drinnen alles zum Stillstand gekommen war. Dann begann er aus der Dunkelheit eine Stimme zu hören, eine leiernde, idiotische Stimme, die immer und immer wieder denselben Satz sang: »Man kann kein Omelett machen, ohne Eier zu zerschlagen.«
    Er öffnete die Augen, um sie zum Schweigen zu bringen. Er sah Brot und Butter, noch mehr Bier, Messer und Gabeln, Salz und Pfeffer, Servietten und Omeletts, zwei, die auf weißen Tellern schwitzten. Quinn aß gierig und verschlang die Mahlzeit in, wie es schien, Sekunden­schnelle. Danach gab er sich große Mühe, ruhig zu sein. Tränen lauerten geheimnisvollerweise hinter seinen Augen, und seine Stimme zitterte, als er sprach, aber irgendwie gelang es ihm, sich zu beherrschen. Um zu beweisen, daß er nicht ein nur mit seinen eigenen Gedanken beschäftigter undankbarer Mensch war, begann er Auster nach seinen literarischen Arbeiten zu fragen. Auster war ein wenig zurückhaltend, er gab schließlich zu, daß er an einer Sammlung von Essays arbeitete. Im Augenblick beschäftigte er sich mit dem Don Quijote.
    »Eines meiner Lieblingsbücher«, sagte Quinn.
    »Ja, meines auch. Es ist unvergleichlich.«
    Quinn fragte ihn nach dem Essay.
    »Ich denke, man könnte ihn rein spekulativ nennen, da ich nicht wirklich darauf aus bin, etwas zu beweisen. Es ist alles eher ironisch gemeint. Eine

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