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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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durchdringend nach frittiertem Gebäck. Sie mussten an den Ständen mit dem zischenden Öl vorbei und an einem Händler, der grüne Plastikgießkannen feilbot, ehe sie einen Platz aus festgestampfter Erde erreichten. Dort standen elegante Häuser, deren Fenster von feinziselierten Holzgittern geschützt wurden. In der Mitte des Platzes erhoben sich zwei mächtige, jahrhundertealte Baobabs zu einer Art Torbogen.
    »Das Tor der Griot !«, rief Matuké erfreut aus. »Zum Glück steht es noch.«
    Großvater, Enkelin und Esel hielten an, um den schönen Platz zu bewundern, mit seinen alten Palästen, deren reichhaltig verzierte Fassaden wie aus Spitze geklöppelt wirkten, und den Markisen eines Gasthauses, die all denen Schatten boten, die sich dort eine Mahlzeit leisten konnten. Matuké erzählte, dass dieser Platz Tor der Griot genannt wurde, weil unter den Stämmen der beiden Baobabs die beiden größten Geschichtensänger aus alten Zeiten begraben lagen. Die Menge drängte sich um diese majestätischen Bäume, während sie auf den ersten Auftritt wartete.
    Als Matuké seinen Blick über die vielen Leute und die Gäste des Gasthauses schweifen ließ, blieb ihm fast der Atem stehen.
    »Möge Amma mir meine Torheit verzeihen …«, erklärte er mehr für sich, aber laut genug, dass Rokia ihn hören konnte.
    »Warum sagst du das, Großvater?«
    »Hier sind die besten Geschichtensänger Afrikas versammelt«, flüsterte der alte Griot . »Siehst du diesen riesigen Mann dort, den mit der Haut so schwarz wie Ebenholz?«
    Rokia nickte. Er war unmöglich zu übersehen.
    »Das ist Bilal aus dem Land des Donners, in Begleitung seines blinden Musikers, der auf dem geschnitzten Stoßzahn eines Elefanten spielt. Und den dort drüben, den Mann in dem roten Gewand? Wenn ich mich nicht irre, dann ist das Bilgo, der aus dem Süden kam: Seine Hände schlagen die Trommel so flink wie fallender Regen! Da unter der Markise habe ich Sokorou Biegsame Knie erkannt, den tanzenden Geschichtensänger, und das sind die Flöten der Brüder aus Bamako, die Stimme des Windes genannt werden!«
    Matukés Augen blitzten vor Bewunderung auf, während er die Namen und ihre wunderbaren Fähigkeiten aufzählte. Aus Bobo Djoulasso war Madou heraufgekommen, er spielte das größte Balafon der Welt, der Geschichtensänger mit dem Namen »Der Fischer« dagegen musste die ganze Wüste durchquert haben, um von den Ufern des Niger bis hierher zu gelangen. Es gab Griot , die ihren Gesang mit kleinen, unter den Arm geklemmten Trommeln begleiteten, andere trugen auf ihren Schultern die riesigen Baruba -Trommeln, die aus ausgehöhlten Kürbissen hergestellt wurden, über die man Kuhfelle spannte. Matuké schrie fast auf, als er sah, wie sich unter der Markise Musoyuma erhob, die Griot -Frau aus dem Volk der Peul, von der man sagte, sie habe die Stimme einer Göttin.
    »Also gibt es doch Geschichtensängerinnen!«, freute sich Rokia. Sofort reservierte sie der Griot -Frau in ihrer Bewunderung den Platz direkt hinter ihrem Großvater.
    Matuké kratzte sich am Kopf, als würde er sich erst in diesem Moment der tatsächlichen Bedeutung dieses Wettbewerbs bewusst. »Vielleicht haben wir auch eine Dummheit begangen, weißt du?«, rutschte ihm heraus, während sich ein Griot mit glänzendem tätowiertem Schädel zwischen den beiden Affenbrotbäumen aufbaute.
    Rokia schaute auf und suchte den Blick ihres Großvaters. »Hast du Angst vor all diesen Menschen?«
    »Ich würde lügen, wenn ich jetzt nein sagte.«
    Die Ader an Matukés Schläfe war angeschwollen und pulsierte, ein offensichtliches Zeichen seiner Anspannung, und die Hand, die Napoleons Zügel hielt, wirkte starr wie ein Stück Holz.
    »Dann müssen wir so bald wie möglich singen«, sagte Rokia und schaute sich um. Sie entdeckte eine Theke aus Holz, die von einem zwischen zwei Balkonen gespannten Tuch vor der Sonne geschützt war und vor der eine kleine Schar Musiker in einer Schlange anstand. »Gehen wir dorthin«, beschloss sie.
    »Und warum?«
    »Du hast mir etwas beigebracht …«, fuhr das Mädchen fort und zog Großvater und Esel zu dem Stand hin. Die Musiker sagten einer nach dem anderen etwas zu dem Mann, der auf der anderen Seite der Theke saß und sich etwas aufschrieb, ehe er sie fortschickte. »Wenn du Angst hast … also wirklich Angst … dann sing!«
    Ganz gegen seinen Willen musste Matuké lachen. Er fühlte sich hier fehl am Platz. Mit einem Ohr versuchte er der Darbietung des ersten Griot zu

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