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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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der Tür wurden die Schatten des Abends immer länger. Am Himmel zog allmählich die Finsternis einer sternenlosen Nacht herauf.
    Rokia fuhr fort: »Ich habe die ganze Wüste durchquert, um dich zu sprechen.«
    Ein tiefer wohliger Schauder überzog ihn. Die Sprache des Mädchens klang melodiös und wie aus uralter Zeit. Sie gefiel ihm: Es war eine klare Sprache, ohne dialektale Einfärbungen. Eine reine, auf das Wesentliche beschränkte Sprache, wie er sie seit langer Zeit nicht mehr gehört hatte.
    »Sprich weiter«, flüsterte er ihr zu.
    »Ich bin gekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten, obwohl mir alle davon abgeraten haben, da sie Angst vor dir haben. Die Leute sagen, dass du die Seelen der Menschen raubst. Und dass du sie gefangen hältst wie die Tiere dort unten.«
    Der Fürst achtete kaum auf das, was Rokia sagte, er lauschte allein dem Klang ihrer Stimme, die die Macht hatte, ihn in vergangene Zeiten zu versetzen.
    Was für eine merkwürdige Begegnung, dachte er. Was für eine merkwürdige Nacht.
    »Was sagen die Leute sonst noch?«
    »Sie sagen, dass man deinen Namen niemals aussprechen darf, weil das gefährlich ist, und dass man, wenn man es trotzdem tut, zu deinem Feind wird. Aber wenn du es genau wissen willst, ich habe ihn ein paar Mal ausgesprochen. Doch ich fühle mich nicht als deine Feindin.«
    »Willst du damit etwa sagen, dass du meine Freundin bist, merkwürdiges Mädchen?«
    Dies sagte der Fürst voller Sarkasmus, Verbitterung und Schwermut. Auf einmal wirkte er auf seinem Thron nur wie ein trauriges Häuflein Knochen.
    »O nein, Fürst, ich glaube nicht, dass ich deine Freundin bin. Wenn es stimmt, dass du Menschen die Seele raubst, dann tust du damit etwas sehr Böses.«
    Das Gesicht des Fürsten flammte auf. Die Finger, die eben noch so zerbrechlich und schwach gewirkt hatten, wurden unvermittelt zu furchterregenden, scharfen Krallen. »Du bist nicht meine Freundin?«
    Rokia schüttelte den Kopf. »Nein. Aber ich bin hierhergekommen, um dich um einen Gefallen zu bitten.«
    Der Fürst begann, einige unverständliche Worte zu zischen, daraufhin quollen flüssige schwarze Tentakel aus seinen Fingern und glitten zu Boden. »Warum sollte ich dir einen Gefallen tun … wenn du nicht meine Freundin bist?«
    Rokia sah, dass die Rauchschwaden sich wie eine schwarze Woge rund um den Thron legten, bis sie allmählich den ganzen Raum ausfüllten, wodurch dieser noch düsterer wirkte. Doch davon ließ Rokia sich nicht einschüchtern, und sie fuhr fort: »Ich bin hierhergekommen, um dich zu bitten, mir die Seele meines Großvaters zurückzugeben.«
    Die Schlangen krochen die Wände hoch, glitten über die Teppiche und erdrückten den gesamten Raum in der verschlungenen Umklammerung ihrer Leiber.
    »Ich gebe keine Seelen zurück«, sagte der Fürst und ließ die dunklen Zungen zu Rokia hinschlängeln.
    Das Mädchen ballte ihre Hände ganz fest zu Fäusten, damit sie nicht doch ihrem Impuls nachgab wegzulaufen. Fest, ganz fest. »Wenn du sie zurückgeben würdest, würden die Leute denken, dass du nicht so böse bist. Du könntest auch ein paar Freunde haben.«
    »Schweig!«, fuhr der Fürst wieder auf.
    Mit einem Wispern, das aus weiter Ferne zu kommen schien, krochen die dunklen Schatten so nahe an Rokia heran, bis sie beinahe ihre Füße berührten.
    Und dort hielten sie inne.
    Der Fürst auf dem Thron neigte überrascht ein wenig den Kopf, dann zogen sich die Schlangen langsam zurück, wogten nach hinten und wurden von den weiten Ärmeln seines Gewandes eingesogen.
    »Du hast Glück …«, flüsterte er. »Deine Seele ist noch zu fest mit deinem Körper verbunden, als dass man sie leicht herausreißen könnte … Und heute Abend bin ich zu erschöpft, es weiter zu versuchen … Aber du hast etwas Besonderes an dir, merkwürdiges Mädchen. Etwas, das mir gefällt. Das mir sogar sehr gefällt.«
    Spinnengleich erhob sich der Fürst von seinem Thron, sammelte die gelbe Ampulle vom Boden auf und ging auf Rokia zu.
    »Du bist noch nicht reif für mich … Aber du hast eine schöne Stimme. Und die Art, wie du sprichst, erinnert mich an jemanden …«
    Der Fürst hielt inne, als wollte er einen fernen Gedanken erfassen, der sich ihm gleich wieder entzog. »Hast du denn gar keine Angst vor mir?«, fragte er erstaunt.
    »Ich bin gekommen, um dich zu bitten, mir die Seele meines Großvaters zurückzugeben«, erinnerte ihn Rokia beharrlich.
    Die Schritte des Fürsten wurden langsam und schleppend, wie

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