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Stadt der blauen Paläste

Stadt der blauen Paläste

Titel: Stadt der blauen Paläste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bayer
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riesige Küche in einem der Nebenräume nahm auch den letzten Hoffnungsschimmer, dass es möglich sein würde, sie in den nächsten Tagen wieder zu benutzen: Wer immer hier gekocht hatte, vor langer Zeit, hatte sich gewiss nicht als verantwortungsbewusste Köchin gefühlt. Töpfe und Pfannen lagen dreckverkrustet im Wasserstein, ein Waschzuber stand mit eingedickter Seifenlauge und undefinierbaren Wäschestücken in einer Ecke.
    Crestina würde also Zeit brauchen, um dieses Haus wieder in einen bewohnbaren Zustand zu bringen, Zeit und Geduld.
    Sie strich über die Wand hinter der Sitzbank, deren Putz weitgehend abgeblättert war. Im vorderen Teil des androne waren die Spuren der Verwahrlosung am deutlichsten, da man genau sehen konnte, wie weit die Überschwemmungen in den vergangenen Jahren gegangen waren.
    Sie stieg die breite Treppe zur sala hinauf, sehr langsam, so, als wolle sie sich für den Vorgenuss des schönsten Raumes des Palazzo möglichst lange Zeit lassen. Aber sie brauchte diese Zeit nicht: Mit einem Blick war die sala zu überblicken. Hier hingen die Tapeten von den Wänden, mit Taubenkot bespritzt, eine Maus huschte hinter die Verspannung und verschwand in einer Ritze.
    Und dann hörte sie das Lachen.
    Es schien aus dem Nichts zu kommen, perlte wie Wasser von den Wänden, verschwand und begann von neuem. Bevor sie sich entscheiden konnte, ob sie erschrocken sein sollte oder ob dazu kein Anlass bestand, hörte sie eine Stimme, eine Frauenstimme, girrend, hätte sie ganz sicher gesagt, wenn sie sie an anderen Orten gehört hätte.
    Zunächst nahm sie an, das Lachen komme aus dem Nachbarhaus und es dringe durch ein Fenster über dem Kanal. Aber dann wurde ihr klar, dass es nicht von außen kam, sondern von innen: Es musste aus einer der Schlafkammern im Mezzanin kommen. Sie durchquerte die sala, den salotto, das Kaminzimmer, ging zurück und stieg die schmale Treppe hinauf, die in das obere Mezzanin führte. Das Lachen schien näher zu kommen.
    Sie blieb für einen kurzen Augenblick vor der geschlossenen Tür zur Schlafkammer ihrer Eltern stehen. Als das Lachen allmählich in ein heftiges Stöhnen überging und fast eine Orgie ahnen ließ, riss sie die Tür mit einem gewaltigen Schwung auf.
    Vor ihr am Fenster, das auf den Kanal hinausführte, saßen in der Fensternische zwei Personen. Eine Frau, ein Mann. Beide nackt und so eindeutig ineinander verkeilt, dass selbst ihr, die sie sich auf diesem Gebiet nicht auskannte, klar war, was hier stattfand. Der Mann drehte das Gesicht zu ihr um, nicht eben rasch, die Frau, eher ein Mädchen, ein sehr junges Mädchen, fast noch ein Kind, stieß einen Schrei aus und sprang mit einem Sprung unter die Decke des Bettes, das neben dem Fenster stand.
    Crestina brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass der Mann, der keine Tonsur trug, Bartolomeo war. Sie brauchte einige weitere Sekunden, um sich zu entscheiden, wie sie diese Situation meistern sollte.
    Das Mädchen, das leise vor sich hin weinte, sagte etwas zu Bartolomeo in einer Sprache, die sie nicht verstand. Auf seinen Wink hin nahm sie ihre Kleider vom Stuhl, warf sich ein Hemd über und verschwand.
    »Du könntest wenigstens deine Kutte überziehen«, sagte Crestina zornig und wandte sich um.
    Bartolomeo lachte.
    »Ich besitze keine mehr. Die Zeit der Kutten ist vorüber. Und wenn du Mut hast, schaust du dir wenigstens an, was es hier zu sehen gibt. Ich bin ganz sicher, dass es für dich ein einmaliges Erlebnis ist. Auf jeden Fall doch dein erstes, oder täusche ich mich?«
    Sie wandte sich ihm wieder zu, versuchte sich auf sein Gesicht zu konzentrieren. Aber sie merkte in der nächsten Sekunde, dass es ihr nicht gelang und ihr Blick wie von einer magischen Kraft nach unten gezogen wurde.
    »Was um alles in der Welt machst du hier?«, brachte sie schließlich mühsam hervor.
    Er ging ohne Hast zu dem Stuhl neben dem Bett, nahm sein Hemd und seine Unterkleider von der Lehne, zog beides in aller Gemächlichkeit an. Dann sah er grinsend zu ihr hinüber.
    »Ich halte Hof«, sagte er und machte eine weit ausholende Bewegung. »Im gleichen Raum wie einst deine Eltern. Und wie du siehst, macht es Spaß.« Er zog im Stehen seine leinene Hose an, dann im Sitzen seine Strümpfe und seine Schuhe.
    Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und versuchte den Blick erneut auf sein Gesicht zu heften.
    »Du machst was?«
    Er verließ den Raum, ging in eine Nebenkammer, holte einen zweiten Stuhl.
    »Wenn du es wirklich

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