Stadt der Blumen strava3
kennen lernte.«
»Arianna?«, fragte Sky überrascht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Lucien sich mit jemand anfreunden würde, der versucht hatte, ihr etwas anzutun.
»Nein. Ihre Mutter, die vorige Duchessa. Guido ist jetzt in ihren Diensten – so eine Art Bodygard-plus-Butler.« Georgia hatte Nicholas schon vor langer Zeit erzählt, dass die mysteriöse Silvia, die sie in Remora kennen gelernt hatte, in Wirklichkeit die frühere Duchessa war, die beim zweiten Attentat der Chimici eigentlich in ihrem eigenen Audienzsaal in die Luft gesprengt werden sollte. Aber Sky wusste noch nicht, dass sie noch lebte.
»Du kannst wetten, dass sie in Giglia auch auftaucht«, sagte Georgia. »Halt ein
fach Ausschau nach einer auffallend eleganten Dame mittleren Alters, die in Ro
dolfos Nähe ist. Das ist sie.«
»Wer ist eine auffallend elegante Dame mittleren Alters?«, fragte Rosalind, die den Kopf in die Tür steckte. »Nicht ich, wenn ich richtig rate.«
»Du kennst sie nicht«, sagte Sky schnell. »Wir müssen los«, sagte Georgia.
»Hast du Lust, Alice morgen zum Bahnhof zu begleiten?«
»Nein.« Sky war plötzlich verlegen. »Ich ruf sie auf dem Handy an.«
Als Sky am nächsten Morgen in Giglia aus Suliens Zelle kam, wartete Sandro auf ihn.
»Komm mit und sieh dir an, wie weit der Nucci-Palast schon gediehen ist«, sagte er ohne Umschweife. »Wenn Bruder Sulien auf dich verzichten kann.«
Sandras struppiger Hund Fratello wartete draußen. Er war an einen Eisenring an der Wand angebunden. Freudig sprang er auf und bellte, als er sein Herrchen kommen sah.
»Wofür sind eigentlich die zwei hölzernen Säulen, Sandro?
Das habe ich mich schon die ganze Zeit gefragt«, wollte Sky wissen.
»Das sind … Ob-e-lisken«, erwiderte Sandro und bemühte sich sehr das Wort richtig auszusprechen. »Wir nehmen sie als Wendemarken, wenn’s auf der Piazza Wagenrennen gibt.«
»Wagenrennen?«, wiederholte Sky. »So was würde ich ja gerne mal sehen.«
Die beiden Jungen und der Hund schlenderten im hellen Frühlingssonnenschein durch die Innenstadt. Sky hatte sich an den Geruch nach Abfall, der aus den Gossen stieg, gewöhnt, genau so wie an das Nebeneinander krummer Holzhäuser und prächtiger Paläste. Beide Jungen sahen gleichermaßen bewundernd zur Kuppel der großen Kathedrale hinauf. Sie war so groß, dass man sie von fast jeder Straße in Giglia sehen konnte, aber wenn man näher kam, war der riesige Koloss immer wieder ein Schock.
Sie bogen in eine Seitenstraße hinter dem Platz ein und überquerten die Piazza Ducale. Um den herzoglichen Palast herrschte reges Treiben. Handwerker luden aufgerollte Wandbehänge und Möbelstücke von großen Karren ab und trugen sie durch das eindrucksvolle Eingangsportal.
»Der Herzog zieht um«, sagte Sandro. »Wenn du das nächste Mal zum Essen bei ihm eingeladen bist, dann ist es hier.«
»Warum zieht er um?«, wollte Sky wissen.
Sandro zuckte mit den Schultern. »Will wohl über seinen Regierungsräumen wohnen, mit Prinz Luca, damit er all die neuen Gesetze im Auge hat, die erlassen werden. Und von hier aus kann er auch die Nucci im Auge behalten – sie wohnen bald direkt gegenüber auf der anderen Seite des Flusses.«
Sie gingen an den Zunftgebäuden und Schmuckwerkstätten vorbei und über den Ponte Nuovo. Sandro blieb mitten darauf stehen und ließ Fratello an den Fleischerläden und Fischständen herumschnuppern, die beide Seiten säumten. Der Gestank nach Blut war schrecklich. Sky betrat eine der runden Ausbuchtungen mitten auf der Brücke, die den Blick auf den Fluss freigaben. Der Wasserpegel war sehr hoch. Sandro stellte sich neben ihn.
»Der Argento wird diesen Frühling überlaufen«, sagte er fachmännisch.
»Was, bis in die Stadt?«
»Das passiert oft«, berichtete Sandro. »Wenn auch gewöhnlich im Herbst. Früher, als die Brücke noch aus Holz war, ist sie immer fortgespült worden. Darum haben sie diese neue aus Stein gebaut.«
»Sehr neu sieht sie ja nicht aus.« Sky betrachtete die schmutzigen Ziegel, die blutbefleckten Pflastersteine und die baufälligen Lebensmittelläden.
»Sie ist auch schon zweihundert Jahre alt oder noch mehr«, sagte Sandro. »Hat jede Überschwemmung ausgehalten.«
Sie betraten die Straße auf der anderen Seite des Ufers und gingen an einer der vielen kleinen Kirchen vorbei, die die Bezirke von Giglia markierten. Ein paar Straßen weiter und sie konnten bereits die Landschaft sehen, die Giglia umgab.
Nur der ausladende
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