Stadt der Blumen strava3
Palast der Nucci und seine angelegten Gärten trennten die Stadt von den umliegenden Feldern.
Sky war beeindruckt. Er war größer und auffallender als beide Paläste des Herzogs. Und obwohl er in einem Stil gebaut war, den Sky als Renaissance-Architektur erkannte, war er so offensichtlich modern und neu, dass die Pracht der Chimici-Residenzen mit ihren bemalten Kapellen und den Empfangsräumen veraltet und überladen wirkte.
Auch hier waren Handwerker eifrig dabei, Möbel und Wandbehänge hineinzutragen.
»Lass uns in die Gärten gehen«, sagte Sandro.
»Darf man das denn?«, fragte Sky.
»Keiner kümmert sich um einen Jungen wie mich«, erwiderte Sandro. »Oder um Mönche.«
Sie gingen an der prächtigen Fassade des Palastes vorbei, der auf einer natürlichen Anhöhe lag, und kamen zu dem Teil, der eines Tages das Tor zum Park sein würde. Hier war alles ganz frisch und neu – strahlenförmige Alleen mit frisch gepflanzten Bäumen, die um kleine Seen mit Springbrunnen und Statuen führten.
Und immer wieder trafen die Jungen auf Grotten, die von kunstvoll in Stein gehauenen Kletterpflanzen und Sträuchern überzogen waren und von Götterstatuen und Nymphen bewacht wurden.
Sie spazierten durch den gesamten Park und folgten dem ansteigenden Gelände, bis sie an der Rückseite des Palastes ankamen. In einer Himmelsrichtung beherrschte die Kuppel der Kathedrale den blauen Himmel; in der anderen lagen Felder mit Narzissen und Osterglocken. Die Luft war durchzogen vom Duft der Blumen und der alten Pinien, die die Allee hinter dem Palast säumten.
»Meine Güte!«, sagte Sky.
»Diesmal haben sie es zu weit getrieben«, sagte Sandro. »Ich glaube nicht, dass es ihnen der Herzog lange lässt.«
Der Herzog stand am Fenster seiner neuen Räume im oberen Stockwerk des Palazzo Ducale. Es ging zum Fluss hinaus und von hier konnte er den neu erbauten Palast der Nucci und seine ausgedehnten Gärten überblicken. Von hier konnte er sogar das rege Treiben sehen, das ein Zeichen dafür war, dass die Wollhändler-Familie von ihrem neuen Heim Besitz ergriff. Er war gleichermaßen beeindruckt wie abgestoßen, hatte jedoch keinesfalls vor, das Erstere zu offenbaren. »Da sind sie, die Schafbauern«, höhnte er. »Zumindest wird ihnen das Hammelfleisch auf dem Speiseplan nie ausgehen. Ihre Weidegründe müssen ja direkt bis an ihre vulgären Parkanlagen reichen.«
»In der Tat, Euer Gnaden«, pflichtete ihm Enrico bei und trat neben den Herzog ans Fenster. »Ich hoffe doch, dass Ihr Euch die Aussicht nicht verderben lasst.«
»Ach, ich sehe Ameisen gerne zu, wie sie ihren Bau errichtet«, sagte der Herzog.
»Und ich erwäge dabei, ob ich einen Topf kochenden Wassers über den ganzen Haufen schütten mochte oder nicht. Sie sollen nur noch einmal wagen etwas gegen meine Familie zu unternehmen, dann zögere ich nicht mehr.«
»Luca ist hier, Vater«, sagte Beatrice und trat ins Gemach. »Soll ich ihn nach oben kommen lassen oder möchtest du ihn selbst durch seine Räume führen?«
»Ich gehe hinunter und begleite ihn selbst«, entschied Niccolò. »Das ist ein gro
ßer Tag für die Familie di Chimici. Wir sind ins Zentrum der Stadt gezogen, wo wir auch hingehören. Sollen sich die Nucci doch in ihren Gärten vergnügen, das passt zu diesen ungehobelten Landpomeranzen. Die Politik wird in den Ratsräu
men gemacht, nicht auf den Weiden.«
Sky lag auf dem noch nicht gemähten Gras unter den Pinien und sog den kräfti
gen, herben Duft ein. Sandro und Fratello hatten sich neben ihn fallen lassen.
»Ich habe den jungen Prinzen gestern fechten gesehen«, sagte Sandro beiläufig.
»Welchen?«, fragte Sky, obwohl er zu wissen glaubte, welchen er meinte.
»Den hässlichen«, sagte Sandro.
»Gaetano?«
»Ja. Ich glaub, er ist der Beste von ihnen. Obwohl der Kleine auch nicht schlecht war, der Junge, der gestorben ist.«
»Hast du Prinz Falco gekannt?«
»Kennen kann man nicht sagen«, erwiderte Sandro. »Jungs wie ich kommen Prinzen ja nicht allzu nahe. Aber er war in Ordnung. Mochte Tiere, vor allem Pferde, bis er den Unfall hatte. Danach war er ja total verkrüppelt.«
Sky überlegte, was Sandro wohl sagen würde, wenn er Nicholas jetzt sehen könnte.
»Wie dem auch sei, sein Bruder, dieser Gaetano, der Falco am nächsten stand, hat einem jungen Adligen Fechten beigebracht. Keine Ahnung, was für ein Adli
ger das sein soll, der aus einer Familie kommt, die es ihm nicht beigebracht hat –
wahrscheinlich ein
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