Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
und sich selbst zu jeweils acht Wochen Zwangsarbeit verurteilt, an dem Nordflügel, der gerade an die Festung angebaut wird, dann hat er sie wegtreten lassen. Die kamen da herausgelaufen, als stünden ihre Haare in Flammen.«
»Er hat sich selbst auch verurteilt?«
»Offenbar hat er selbst auch gegen das Rudelgesetz verstoßen, indem er an unserer Schwachsinnsaktion hier teilnimmt.«
Sieh mal einer an: der Herr der Bestien … »Und Jim?«
»Oh, der hat einen Spezialanschiss gekriegt, nachdem die anderen schon gehen durften. Es war ein leises, wütendes Gespräch, und ich habe das Allermeiste davon nicht mitgekriegt. Ich hab nur gehört, dass Jim zu drei Monaten Zwangsarbeit beim Festungsbau verurteilt wurde. Als Jim dann schon die Tür aufgemacht hatte, um sich zu verdrücken, hat Curran ganz beiläufig zu ihm gesagt, wenn er mit seiner künftigen Partnerin Streit anfangen wollte, dann wäre das seine Sache, aber Jim sollte sich bitte darüber klar sein, dass Curran nicht kommen und ihn retten würde, wenn du ihm was aufs Maul haust. Da hättest du mal sehen sollen, wie Jim geguckt hat.«
»Seine was?«
»Seine künftige Partnerin.«
Ich fluchte.
Andrea grinste. »Dachte ich mir, dass dich das glücklich macht. Und jetzt bist du mit ihm hier drei Tage lang eingesperrt, und ihr kämpft gemeinsam, Seite an Seite, in der Arena. Wie romantisch. Fast so was wie Flitterwochen.«
Wieder einmal kam mir mein mentales Training zugute, sonst hätte ich sie auf der Stelle erwürgt.
Genau in diesem Augenblick platzte Raphael herein. »Der Kampf der Reaper geht gleich los. Ich soll dir von Curran ausrichten, dass dein Widerling als Erster dran ist.«
Kapitel 26
D ie noch eine Stunde zuvor leeren Sitzreihen waren nun voll besetzt, und die einzelnen Zuschauer verschmolzen zu einem Publikum, einer lärmenden, wütenden Bestie mit Abertausenden Kehlen. Die Nacht war jung, und die Bestie wollte Blut sehen.
Jemand, wahrscheinlich Jim oder Derek, hatte einen engen Aufgang entdeckt, der das erste und zweite Obergeschoss miteinander verband. Tief in die Wand links hinter dem Goldenen Tor eingelassen, lag diese Treppe in Dunkelheit gehüllt und war für das Publikum, das sich auf das hell erleuchtete Goldene Tor und die Grube konzentrierte, praktisch nicht zu sehen.
Ich zwängte mich hinter Raphael und Andrea durch eine Tür. Die beiden saßen eng beieinander. Alle waren sie da, nur Doolittle nicht. Ich hockte mich ganz oben auf eine kalte Betonstufe der Treppe.
Die Reaper schickten in dieser Runde nur zwei Kämpfer aufs Feld. Der erste war Mart. Der zweite war eine Frau: klein, kurvenreich und sinnlich wirkend, mit einem Katarakt aus schwarzem Haar, der sich ihren Rücken hinab ergoss. Sie sah Olivia so ähnlich, dass sie ihre Schwester hätte sein können. Als Derek sie erblickte, verkrampfte er sich.
Ihnen standen vier Mitglieder der gegnerischen Mannschaft gegenüber. Der erste Mann war ein hünenhafter, massiger Asiate. Das musste der Stein der Mannschaft sein. Hinter ihm stand die Schleuder, ein schlanker, dunkelhäutiger Mann, der mit einem Bogen bewaffnet war und an einem Gürtel zahlreiche Messer trug. Mindestens dreißig Pfeile ragten griffbereit vor ihm aus dem Sand. Links davon stand der Schwertmeister bereit, ein junger Weißer mit blondem Haar, der sich offenbar für einen Japaner hielt: Er war auf traditionelle Weise mit einem dunkelblauen Kimono und einem hellblauen Hakama bekleidet. In der Hand hielt er – wie konnte es anders sein – ein Katana, ein japanisches Langschwert. Der vierte Kämpfer war eine Frau, eine Magierin, ihrer rückwärtigen Position nach zu urteilen. Da die Magie herrschte, erschien mir das als gute Idee.
Der Gong ertönte.
Der Bogenschütze schoss einen Pfeil ab. Der pfiff durch die Luft und landete im Sand, nachdem Mart ihm blitzschnell ausgewichen war. Der Schütze lud nach und schoss erneut, mit übernatürlicher Schnelligkeit. Mart wich nach links aus, dann nach rechts, dann wieder nach links, das Schwert, das er in der Hand hielt, kam dabei gar nicht zum Einsatz. Nun glaubten sie vermutlich, ihn in die Enge getrieben zu haben. Doch Pustekuchen.
Der Stein rückte vor, erstaunlich leichtfüßig. Hinter ihm vollführte die Magierin komplizierte, verschlungene Armbewegungen.
Der Schwertmeister griff die Reaper-Frau an.
Sie wich einen Schritt zurück und streckte dabei in einer vogelartigen Geste die Arme aus. Mart machte keine Anstalten, ihr beizustehen.
Drei Meter vor ihr zog
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