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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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überlassen.
    Hinter Tante B erblickte ich noch einen Kopf, der mir bekannt vorkam. Das war doch wohl nicht möglich! Dann bewegte sich der blonde Schopf, und ich sah Julies Gesicht. Doch, es war möglich.
    »Du hast meine Kleine bestochen!«, fuhr ich Curran an.
    »Wir haben eine geschäftliche Abmachung getroffen«, erwiderte er. »Sie wollte dich kämpfen sehen, und ich wollte wissen, wann, wo und wie du in die Games eingreifen würdest.«
    Julie winkte und lächelte mir ängstlich zu.
    Warte nur, wenn ich hier rauskomme , sagte ich, indem ich nur die Lippen bewegte. Dann würden wir ein sehr ernsthaftes Gespräch über das Thema Gehorsam führen.
    »Ich weiß, was das Problem ist.« Curran zog die Schultern zurück, ließ sie kreisen und wärmte sich ein wenig auf. Ich riskierte einen Blick. Er hatte sich für den Kampf Jeans und ein altes schwarzes T-Shirt mit abgetrennten Ärmeln angezogen. Das T-Shirt gehörte wahrscheinlich zu seinen Trainingsklamotten.
    Seine Oberarmmuskeln waren wie gemeißelt, durch unzählige Trainingseinheiten geformt, weder zu massig noch zu schlank. Sie waren einfach perfekt. Ihn zu küssen mochte eine katastrophal dumme Idee gewesen sein, aber miesen Männergeschmack konnte man mir immerhin nicht vorwerfen. Es kam jetzt bloß darauf an, ihn kein zweites Mal zu küssen. Einmal war kein Mal und konnte problemlos als Unfall durchgehen, aber ab dem zweiten Mal fing der Ärger an.
    »Hast du was gesagt?«, fragte ich und blickte mit erhobener Augenbraue zu ihm hinüber. Nonchalance – stets die beste Tarnung der Hingerissenen. Sowohl der Werbison als auch der Schwertkämpfer sahen angriffsbereit aus: Ihre Beinmuskeln waren angespannt, und sie beugten sich schon ein wenig vor. Sie schienen ganz sicher zu sein, dass wir an Ort und Stelle verharren und auf sie warten würden.
    Curran sah ebenfalls zu ihren Beinen hinüber. Sie mussten ein Ablenkungsmanöver der Lamia erwarten.
    »Ich sagte, ich weiß, warum du Angst hast, an meiner Seite zu kämpfen.«
    »Ach ja? Und warum?« Wenn er seine Muskeln nun erneut hätte spielen lassen, hätte ich Notfallmaßnahmen ergreifen müssen. Vielleicht hätte ich ihm ein bisschen Sand ins Gesicht gekickt oder so. Es war nicht leicht, geil auszusehen, während man sich Sand aus den Augen pulte.
    »Du willst mich.«
    Auweia.
    »Du kannst meinem Charme nicht widerstehen, und deshalb hast du Angst, dich lächerlich zu machen.«
    »Weißt du was? Quatsch mich nicht dumm von der Seite an.«
    Der Gong ertönte.
    Mit einem Schlag waren die Erinnerungen wieder da: die Hitze, der Sand, die Angst.
    Dann schlug, schnell wie eine Kobra, die Magie der Lamia zu. Ich sprang nach links, gerade noch rechtzeitig, um dem Loch im Sand zu entgehen, das sich mit einem Mal unter mir auftat.
    Dann stürzte sich auch schon der Schwertmeister auf mich. Er griff mich mit einem kraftvollen Querhieb an. Ich wich zurück. Seine Klinge zischte an mir vorbei, und ich packte sein Ledergewand und rammte ihm meine Stirn ins Gesicht. So, bitte, schwacher, unfähig wirkender Gegenangriff .
    Blut schoss ihm ins Gesicht. Er verdrehte die Augen und brach zusammen.
    Äh …
    Als ich mich umwandte, sah ich den Werbison auf uns zukommen. Er hatte einen Moment gebraucht, bis er sein Tempo erreichte, aber als er nun angerannt kam, mit seiner riesenhaften Gestalt und aus seiner unförmigen Schnauze schnaubend, wirkte er echt unaufhaltsam.
    Curran sah ihm mit leicht gelangweilter Miene entgegen. Im letzten Augenblick trat er beiseite und streckte ein Bein aus. Der Werbison stolperte darüber, und Curran half nach, indem er ihm einen nicht allzu sanften Nackenstoß verpasste. Der Werbison krachte wie ein einstürzender Wolkenkratzer in den Sand. Er zuckte noch einmal und blieb dann reglos liegen, den Hals in einem widernatürlichen Winkel verdreht.
    Er musste sich bei dem Sturz das Genick gebrochen haben. Seine Brust hob und senkte sich noch. Immerhin war er noch nicht tot.
    Curran starrte ihn verdattert an.
    Dali bellte einen Befehl in einer Sprache, die ich nicht verstand, und warf einen Streifen Reispapier in die Luft. Dann verschwand das Papier mit einem leisen »Fopp«.
    Wir sahen gespannt zu der Lamia hinüber. Nichts. Sie schwenkte die Arme und sammelte offenbar magische Kräfte für irgendwas Fieses.
    Tja, dann war dieser Fluch wohl ein echter Schuss in den Ofen gewesen.
    Mit einem Mal erschien ein leuchtend roter Funken über dem Kopf der Lamia. Er blähte sich auf, dann bildeten sich daraus

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