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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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er.
    »Eine Werrättin.«
    »Kenne ich sie?«
    »Nein. Sie ist schon lange tot. Sie war mit meinem Vater befreundet.«
    Neun Stacheln.
    Seine Wunden schlossen sich, die Muskeln und die Haut wuchsen wieder zusammen. Ich stand auf, machte ein Handtuch feucht und säuberte ihm damit den Rücken. Er lehnte sich mir ein wenig entgegen, verlängerte so die Berührung meiner Finger.
    Ich wäre ihm gern mit der Hand über den Rücken gestrichen. Stattdessen zwang ich mich aufzustehen, spülte das Handtuch aus und warf es in den von Doolittle für derlei Zwecke bereitgestellten Behälter.
    »So, das wär’s«, sagte ich und ging hinaus, eh ich womöglich eine Riesendummheit beging.

Kapitel 28
    E s war spät geworden. Ich lag in dem Whirlpool, der in einem fensterlosen Nebenraum in den Boden eingelassen war. Kondenswassertropfen perlten von der Decke, und die schwachen elektrischen Lampen spendeten schummriges Licht. Die Düsen des Whirlpools verweigerten allerdings den Dienst – ob nun die Magie herrschte oder nicht.
    Mir tat alles weh. Meine Seite, meine Arme, mein Rücken. Der Golem hatte mir viel abverlangt.
    Ich überlegte, dem Bade allmählich mal zu entsteigen. Meine Füße waren schon ganz runzelig, und mir war inzwischen warm genug. Das hätte jedoch bedeutet, dass ich in den Schlafraum hätte zurückgehen müssen. Wir hatten es bis ins Finale geschafft, und die Red Guard hielt uns nun komplett unter Verschluss. Aus dem Mannschaftsquartier kam man nur noch heraus, wenn man vorher ein ausführliches Verhör über sich ergehen ließ und es dann duldete, dass man von etlichen Wachen eskortiert wurde. Selbst während ich dort in dem Becken lag, bewachte die Red Guard die Tür zu diesem Raum.
    Eine beschlagene Flasche Corona-Bier schob sich langsam in mein Gesichtsfeld. Sie hing in einer Hand, die zu einem muskulösen Arm mit hellblonden Härchen darauf führte.
    »Ein kleines Friedensangebot«, sagte Curran.
    Hatte ich ihn hereinkommen hören? Nein!
    Ich nahm das Bier. Er verharrte am anderen Ende des Beckens. Er hatte sich ein weißes Badetuch um die Taille geschlungen. »Ich lege jetzt das Handtuch ab und komme rein«, sagte er. »Nur dass du vorgewarnt bist.«
    Es gab Momente im Leben, in denen ein schlichtes Achselzucken fast die gesamte Willenskraft erforderte. »Ich hab dich schon nackt gesehen.«
    »Ich möchte nur nicht, dass du schreiend davonläufst oder so.«
    »Jetzt bild dir mal bloß nichts ein.«
    Er legte das Handtuch ab.
    Ich hatte nicht unbedingt vergessen, wie er unbekleidet aussah. Ich hatte es bloß nicht ganz so verlockend in Erinnerung. Sein Körperbau war ganz aufs Überleben ausgerichtet: Er war stark, aber auch geschmeidig, weder zu muskulös noch zu schlank. Und sein Sixpack konnte sich wirklich sehen lassen.
    Curran kam ins Becken. Allzu eilig hatte er es dabei nicht.
    Es war wie beim Gang über eine hohe Brücke – bloß nicht nach unten gucken. Und schon gar nicht unter die Gürtellinie … Du meine Güte.
    Dann ließ er sich ganz in meiner Nähe ins warme Wasser gleiten. Mir fiel ein, dass ich das Atmen nicht vergessen sollte. »Wie geht’s deinem Rücken?«
    »Gut«, sagte er. »Danke.«
    »Nicht der Rede wert.« Er musste höllische Schmerzen haben.
    »Und tut deine Seite noch weh?«
    »Nein.«
    Er lächelte über unser gegenseitiges Geflunker.
    Ich trank einen Schluck Bier und kriegte kaum mit, was ich da trank. Ihm gegenüber in einem Whirlpool zu liegen, das war, als stünde man von Angesicht zu Angesicht einem hungrigen Tiger gegenüber, und zwar ohne Zaun dazwischen. Oder eher einem hungrigen Löwen mit sehr großen Zähnen.
    »Wirst du Jim nach dieser Sache rausschmeißen?«, fragte ich und gab mir Mühe, es ganz beiläufig klingen zu lassen.
    »Nein«, antwortete der Löwe.
    Erleichtert aufzuatmen kam nicht infrage. Das hätte er gehört.
    Curran streckte sich und lehnte sein breites Kreuz an den Beckenrand. »Ich muss zugeben, wenn ich besser aufgepasst hätte, hätte ich diese ganze Sache im Keim erstickt. Es hätte nie so weit kommen dürfen.«
    »Wie das?«
    »Jim hat den Posten des Sicherheitschefs acht Monate vor dem Auftauchen des Red-Point-Killers übernommen. Dieser Upir war seine erste große Bewährungsprobe. Und er hat es verbockt. Wir alle haben es verbockt. Dann kam Bran. Bran hat dreimal hintereinander unsere Karten gestohlen, ist in die Festung rein- und rausspaziert, hat dich überfallen, während du dich in unserem Gewahrsam befandest, und einen

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