Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Bloß schade, dass ich meine Augen nicht leuchten lassen kann wie ihr.«
»Du meinst so?«, hauchte er mir ins Ohr.
Ich riss die Augen auf. Er war nur noch Zentimeter von mir entfernt, stand auf dem Boden des Beckens und hatte die Hände links und rechts von mir auf den Beckenrand gelegt. Seine Augen leuchteten wie geschmolzenes Gold. Doch es war nicht das strenge, mordsgefährliche Leuchten des Alphablicks. Nein, dieses goldene Leuchten war warm und verlockend und auch ein klein wenig sehnsüchtig.
»Bring mich nicht dazu, dass ich dir mit dieser Flasche eins überbrate«, murmelte ich.
»Das würdest du nicht tun«, erwiderte er und grinste. »Du willst doch nicht, dass mir etwas geschieht.«
Und dann fielen wir einander in die Arme, vollkommen verrückt vor Verlangen. Alarmsirenen schrillten in meinem Kopf, aber ich schaltete sie achtlos ab. Scheiß drauf. Ich wollte ihn.
Er fand meinen Mund. Als seine Zunge über meine rieb, begann mir der Kopf zu schwirren. Er schmeckte himmlisch. Ich erwiderte seinen Kuss, knabberte, leckte, verschmolz mit ihm. Es war so schön … Seine Lippen zogen eine glühende Linie von meinem Mund bis hinab zu meinem Hals. Mein ganzer Körper jubilierte. Seine Stimme drang als raues Flüstern an mein Ohr. »Nur wenn du willst … Sag Nein, und ich höre sofort auf.«
»Nein«, flüsterte ich, um zu sehen, ob er tatsächlich aufhören würde.
Curran wich zurück. In seinen Augen lag das pure, kaum zu bändigende Verlangen. Er schluckte. »Also gut.«
Es war das Erotischste, was ich je gesehen hatte. Ich streckte eine Hand nach ihm aus, fuhr ihm über die Brust, über die harten Muskeln.
Er nahm meine Hand und küsste sie sacht. Hitziges, kaum zu bremsendes Begehren leuchtete in seinem Blick. Ich löste meine Finger, stieß mich ein wenig vom Beckenrand ab und küsste seine Kehle, gleich unterhalb des Kinns. Was für eine Wonne. Für mich gab’s keine Hoffnung mehr.
Er knurrte und schloss die Augen. »Was machst du da?«
»Och, weiter nichts«, murmelte ich und leckte über seine bartstoppelige Haut. Er duftete göttlich: männlich und sauber. Meine Hände fuhren über seine Oberarmmuskeln, die sich unter der Berührung meiner Finger anspannten. Er gab sich allergrößte Mühe, stillzuhalten, und fast hätte ich gelacht. All die Male, die er mich »Baby« genannt hatte … Rache war süß.
»Bedeutet das Ja oder Nein?«, fragte er.
Ich schmiegte mich an ihn und knabberte an seiner Unterlippe.
»Das fasse ich dann mal als Ja auf.« Die stählernen Muskeln seiner Arme spannten sich unter meinen Händen. Er packte mich, hob mich auf sich drauf und küsste mich, schob mir seine Zunge in einem heißen, gierigen Rhythmus in den Mund. Ich umschlang seinen Hals. Seine rechte Hand packte mein Haar, seine linke meinen Po, und dann spürte ich seinen steifen Schwanz heiß und hart auf meiner Haut.
Endlich –
»Lasst mich rein«, knurrte Derek an der Tür.
Hau ab !
Die Wachen sagten etwas. Currans Hand ergriff meine Brust, liebkoste sie und jagte mir damit Wonneschauder über die Haut, und ich begann dahinzuschmelzen …
»Ja«, fauchte Derek. »Ich bin ein Mitglied der Mannschaft, verdammt noch mal! Fragt die doch!«
»Curran«, flüsterte ich. »Curran!«
Er knurrte nur leise und machte weiter. Die Tür flog auf.
Ich schlug ihm auf den Hinterkopf. Er tauchte unter. Hilfe! Ich habe den Herrn der Bestien ertränkt !
Derek kam an den Beckenrand. Curran tauchte am anderen Ende des Whirlpools wieder auf. Er blickte grimmig. »Was ist denn?«
»Diese Reaper-Frau hat noch eine Schatulle gebracht. In der lag diesmal eine Hand. Sie ist nicht von Livie, sie riecht nicht nach ihr, aber es ist eine Frauenhand. Dem Geruch nach vor etwa zwei Tagen abgetrennt, vielleicht auch schon früher. Sie müssen sie auf Eis gelegt haben.«
Ich schloss die Augen. Die Realität hatte mich eingeholt. Irgendwo fehlte einer Frau eine Hand. Sie hatten diese Frau wahrscheinlich aufgefressen. Ekel packte mich, gefolgt von Wut.
»Übergebt die Hand der Red Guard. Bis morgen können wir in dieser Sache eh nichts unternehmen«, sagte Curran.
Derek ging wieder hinaus.
Curran beäugte mich vom anderen Ende des Whirlpools, und die Wasserfläche trennte uns wie ein Schlachtfeld. Seine Augen glühten immer noch wie von hinten erleuchteter geschmolzener Honig. Ich musste mich zusammenreißen. Für ihn war das ein Wettstreit des Willens. Er hatte gesagt, er würde mich kriegen, und ich hatte gesagt, das würde
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