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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Erkundungstrupp ausgeschaltet, zu dem auch Jim selbst gehörte. Jim betrachtet das als sein persönliches Versagen.«
    »Der Typ ist teleportiert. Wie zum Teufel soll man sich denn vor jemandem schützen, der überall wie aus dem Nichts auftauchen kann und sich anschließend wieder in Luft auflöst?«
    Curran ließ sich noch ein wenig tiefer ins Badewasser sinken. »Wenn ich gewusst hätte, wie schwer Jim es nimmt, hätte ich mit ihm darüber gesprochen. Weißt du noch, wie er versucht hat, dich als Köder zu benutzen?«
    »Ich weiß noch, dass ich ihm die Fresse polieren wollte.«
    »Das war das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte. Seine Prioritäten hatten sich verschoben, hin zu ›Sieg um jeden Preis‹. Ich fand das damals schon seltsam, aber dann sind einige schlimme Dinge passiert, und ich hab das nicht weiterverfolgt. Er wurde zusehends paranoid. Ja, klar: Sicherheitschefs sind schon von Beruf aus paranoid, aber Jim hat es echt übertrieben. Er hatte die zwanghafte Vorstellung, dass er künftige Gefahren abwenden müsste, und als Derek Mist gebaut hatte und sie ihm das Gesicht einschlugen, war das einfach zu viel für Jim. Er konnte es nicht ertragen, dass er möglicherweise schuld an Dereks Tod sein würde und daran, dass ich den Jungen hätte umbringen müssen. Er musste das wieder geradebiegen, koste es, was es wolle. Im Grunde ging es darum, dass es da ein Problem gab, und ich habe es übersehen. Und er hat mich verdammt noch mal auch nicht darauf aufmerksam gemacht.«
    Sehr geehrter Herr der Bestien, als Euer Sicherheitschef muss ich Euch warnen: Ich laboriere an tief verwurzelten Minderwertigkeitsgefühlen … Nee, eher blühten in der Hölle Rosen.
    »Ich kann mich nicht ständig um alles kümmern«, sagte Curran. »Und Jim war derjenige, der immer ganz ruhig geblieben ist und nie über die Stränge schlug. So was wie das war wohl einfach mal fällig. Um also deine Frage vollständig zu beantworten: Nein, es gibt keinen Grund dafür, ihn zu degradieren. Er hat die richtigen Begabungen für diesen Job, und wenn man bedenkt, womit er sich herumschlagen muss, leistet er eigentlich ganz gute Arbeit. Wenn ich ihn rausschmeiße, muss ich ihn durch irgendjemanden ersetzen, der längst nicht so viel Erfahrung hat und viel mehr Scheiße baut als er. Und außerdem wird ihm das hier eine Lehre sein. Wenn er anschließend drei Monate lang Steine schleppt, kann er sich dabei gepflegt abreagieren.«
    Wir saßen schweigend da. Ich trank mein Bier und spürte den Alkohol schon ziemlich. Sechs Monate Abstinenz hatten mich in jemanden verwandelt, der überhaupt nichts mehr vertrug. Curran lehnte den Hinterkopf an den Beckenrand und schloss die Augen. Ich betrachtete sein Gesicht vor dem Hintergrund der dunklen Wand. Er war schon wirklich ein verdammt gut aussehender Kerl. Und in dieser Haltung wirkte er sogar ausgesprochen menschlich. Er musste niemanden beeindrucken und niemandem Befehle erteilen. Er lag einfach nur in dem warmen Badewasser, müde und angeschlagen, gönnte sich einige wenige kostbare Augenblicke der Ruhe und wirkte dabei unwiderstehlich erotisch. Huch, wo kam denn plötzlich dieser letzte Halbsatz her? Musste wohl am Bier liegen.
    Trotz seiner Knurrigkeit, seiner Drohungen und seiner Arroganz war ich gern in seiner Nähe. Er vermittelte mir ein Gefühl der Sicherheit. Was ausgesprochen bizarr war. Denn in Sicherheit war ich ja nirgends und nie.
    Ich schloss die Augen. Das erschien mir als der einzig vernünftige Ausweg aus dieser Situation. Wenn ich ihn nicht sehen konnte, konnte ich mich auch nicht an seinem Anblick ergötzen.
    »Du wolltest also verhindern, dass mir etwas geschieht?«, fragte er. Seine Stimme klang trügerisch sanft, wie das tiefe Schnurren einer großen Katze, die etwas von einem wollte. Einzugestehen, dass mir sein Wohlergehen nicht gänzlich egal war, hätte sich als fataler Fehler erweisen können.
    »Ich wollte verhindern, dass du Derek hättest töten müssen.«
    »Und wenn er zum Loup geworden wäre?«
    »Dann hätte ich mich darum gekümmert.«
    »Und wie hättest du es angestellt, Jim dabei zu übergehen? Er war höchstrangiger Alpha. Es wäre seine Pflicht gewesen.«
    »Ich habe mich auf meinen Status berufen«, erwiderte ich. »Ich habe gesagt, da du die Unterstützung des Ordens akzeptiert hättest, wäre ich die Höchstrangige.«
    Er lachte. »Und das haben sie dir abgekauft?«
    »Ja, haben sie. Zur Bekräftigung habe ich noch mal kurz bedrohlich geguckt.

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