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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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riesenhafter Gong und mahnte das Publikum zur Ruhe. Eine schlanke Frau in einem silberfarbenen Kleid kam durch das Goldene Tor herein.
    »Willkommen! Willkommen im Hause des Kampfes auf Leben und Tod.« Ihre Stimme war für eine Frau recht tief und trug durch die ganze Arena. »Lasset die Spiele beginnen!«
    »Sophia«, sagte Saiman. »Die Produzentin.«
    Die Frau ging durch das Goldene Tor wieder hinaus.
    Eine große Anzeigetafel wurde an Ketten von der Decke herabgelassen und knapp über dem Mitternachtstor arretiert. In hölzernen Rahmen standen darauf in Schönschrift auf weißem Papier zwei Namen: RODRIGUEZ / CALLISTO . Darunter waren die Wettquoten angegeben: -175/+200. Rodriguez war der Favorit. Wenn man auf seinen Sieg wettete, musste man 175 Dollar setzen, um weitere 100 Dollar gewinnen zu können. Wenn man auf Callisto setzte und sie tatsächlich gewann, bekam man für 100 Dollar seinen Einsatz zurück und 200 Dollar obendrauf.
    »Beide menschlich. Nicht sonderlich interessant.« Saiman machte eine abschätzige Handbewegung in Richtung Anzeigetafel. »Die Reaper, Kate. Ich bin begierig, deine Einschätzung zu hören.«
    »Mart und Cesare sind beide Kämpfer?«
    Saiman nickte.
    »Hast du sie jemals bluten sehen?«
    »Cesare. Bei einem Kampf mit einem Werjaguar hat er einige Wunden auf Brust und Rücken abgekriegt. Mart ist bisher unversehrt geblieben.«
    Ich nickte. »Ist dir mal aufgefallen, wie makellos Marts Haut ist?«
    Saiman runzelte die Stirn. »Die Hautfarbe ist ziemlich gleichmäßig, aber ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
    Das wunderte mich nicht. Jemand, der menschliche Haut wie Ton behandelte, den er ganz nach Belieben umkneten und neu formen konnte, wusste natürlich nichts von der Bedeutsamkeit eines makellosen Teints. Das Wort »Pickel« kam in Saimans Wortschatz nicht vor.
    »Normale Menschen haben Hautunreinheiten. Akne, Schrammen, Mitesser, verstopfte Poren, kleinere Narben. Mart hat nichts dergleichen. Seine Haut ist vollkommen ebenmäßig und auf unnatürliche Weise perfekt.«
    »Vielleicht hat er sehr gutes Heilfleisch.«
    »Ich habe schon Gestaltwandler mit Narben gesehen, und auch sie brauchen Wochen, um gebrochene Gliedmaßen wiederherzustellen. Bei einem normalen Menschen lässt sich die Lebensgeschichte buchstäblich an der Haut ablesen, Saiman. Wir tragen Narben mit uns herum aus der Zeit unserer Ausbildung, als wir noch nicht gut genug waren, um Verletzungen abzuwehren. Er hat nichts dergleichen. Wie lange kennst du ihn schon?«
    »Zwei Monate.«
    »Dann ist er also seit dem Spätsommer hier in Georgia. Hast du ihn jemals mit einem Sonnenbrand gesehen?«
    »Nein.«
    »Ein Mann mit dieser Hautfarbe müsste unter der Sonne von Atlanta doch eigentlich nach einer halben Stunde hummerrot angelaufen sein. Wieso ist er so weiß wie Alabaster? Und hast du ihn jemals mit einer anderen Frisur gesehen?«
    Ich konnte förmlich hören, wie es in Saimans Hirn zu rattern begann. »Nein«, erwiderte er.
    »Ist das Haar immer gleich lang?«
    »Ja.«
    Ich nickte. »Dann sprechen wir mal über seinen Kumpel Cesare. Tätowiert von Kopf bis Fuß?«
    »Ja.«
    »Ist dir mal aufgefallen, dass die Tätowierungen alle ganz frisch aussehen? Erstens lassen sich die Leute so was normalerweise im Laufe etlicher Jahre machen. Ein so komplexes Design braucht seine Zeit. Der ganze Vorgang stellt für viele Leute ein Ritual dar und ist ihnen genauso wichtig wie das Endergebnis. Die Färbung verblasst im Laufe der Zeit, umso schneller, je mehr sie dem Sonnenlicht ausgesetzt wird. Doch bei ihm sind alle Tattoos – zumindest alle, die ich sehen konnte – von der gleichen Farbe: tiefschwarz. Als würde er nie vor die Tür gehen.«
    »Vielleicht hat er diese Tätowierungen auch einfach nur langfristig geplant und verwendet Sunblocker.«
    »Ich bezweifle sehr, dass man einfach so in ein Tattoo-Studio marschieren und sich so was in einem Rutsch machen lassen kann. Aber wie dem auch sei: Du hast gesagt, du hast ihn bluten sehen. Tiefe Wunden müssten irgendwelche Unregelmäßigkeiten in seinen Tattoos hinterlassen haben, vor allem, wenn man bedenkt, wie komplex diese Muster sind. Hier oder da eine Schwellung oder eine unterbrochene Linie. Ich habe aber nichts dergleichen gesehen.«
    Auf Saimans ebenmäßigem Gesicht machte sich leichte Besorgnis breit.
    Wenn man Blut-, Körperflüssigkeits- oder Gewebeproben erst einmal entnommen hatte, konnte derjenige, von dem sie stammten, seine Magie nicht mehr

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