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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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euch nicht wehtun.«
    Das Heulen eines Kojoten mischte sich unter ihr Knurren. Aus der Dunkelheit heraus segelte ein schmaler Schatten über die Wölfe hinweg. Ein großer, zottiger Leib griff mich an – ein Gestaltwandler in seiner Zwischenform. Er flog auf seinen stämmigen Beinen förmlich über den Asphalt und hatte die mächtigen, muskulösen Arme weit gespreizt. Ich erhaschte einen Blick auf seinen grotesk wirkenden Kiefer, der mit fingerlangen Reißzähnen bestückt war.
    Nun griffen auch die Wölfe an. Scheiße!
    Ich duckte mich unter dem ersten Klauenhieb des Gestaltwandlers und rammte ihm meine Schulter in die Magengrube. Er fuhr zusammen, und ich stieß ihm direkt hinterm Ohr zwei Silbernadeln in den Nacken. Er schrie auf und griff sich panisch an den Kopf.
    Hinter ihm spie die Nacht zwei weitere albtraumhafte Wesen aus.
    Die Wölfe waren schon fast bei mir.
    Ich trat dem Gestaltwandler einmal kräftig vors Knie. Knochen brachen knackend. Ade, Abendspaziergänge! Mach’s gut, Gehvermögen! Ich schleuderte ihn auf George, ließ mir eine weitere Nadel auf den Handteller foppen, wirbelte herum und prallte mit Brenna zusammen. Mist. Zähne packten meinen Handgelenkschoner, nun hatte sie meinen Arm im Maul, und ich ließ ihr die Nadel in den Schlund fallen. Brenna ließ sofort von mir ab und jaulte auf, lief im Kreis und versuchte verzweifelt, die Silbernadel auszuspeien, die ihr in der Kehle brannte.
    Greller Schmerz loderte über meinen Rücken. Ich fuhr herum, rammte den orangefarben bepelzten Arm des Angreifers und stieß ihm eine Nadel ins Schultergelenk. Der Gestaltwandler heulte auf, und sein Arm hing nur noch schlaff herab.
    Nun stürzten sie sich gemeinsam auf mich. Klauen trafen mich an den Schultern. Zähne gruben sich mir ins linke Bein. Ich trat und schlug um mich und stieß Silbernadeln in die pelzigen Leiber. Knochen brachen unter meinen Tritten. Ich wirbelte herum, landete einen schnellen Boxhieb, brach einem der Wesen die Schnauze, dann war meine Bewegungsfreiheit mit einem Mal dahin. Ein rötlich-gelber Pelzarm drückte mir die Luftröhre zu und unterband den Blutstrom zum Hirn. Ich befand mich in einem klassischen Würgegriff. Ich warf mich nach hinten und trat mit beiden Beinen aus, hatte aber nicht genug Raum. Und ich kriegte keine Luft mehr. Ich fühlte mich, als würde mir ein glühend heißes Eisenband die Lunge zusammenziehen, und es wurde immer dunkler um mich. Riesige Reißzähne schlossen sich um mein Gesicht, stinkende Atemwolken hüllten mich ein. Ein letzter Gedanke fuhr mir durchs Hirn: Welche Tierart gibt denn einen orangefarbenen Gestaltwandler ab? Dann wurde alles dunkel, und ich spürte nichts mehr.

Kapitel 12
    D er Hals tat mir weh. Und mein Bein brannte – entweder hatte man mich mit heißem Fett übergossen, während ich bewusstlos war, oder ein Werwolf hatte mich gebissen. Der Rest von mir fühlte sich an wie durch die Mangel gedreht. Ich schlug die Augen auf und sah Jim auf einem Stuhl sitzen.
    »Scheißkerl!«, sagte ich und setzte mich auf.
    Jim rieb sich mit einer Hand das Gesicht, als versuchte er abzureiben, was ihn plagte.
    Mir tat alles weh, aber ich schien keine bleibenden Schäden zurückbehalten zu haben. Ich hatte Blutgeschmack im Mund. Ich fuhr mit der Zunge an meinen Zähnen entlang. Alle noch da.
    »Habe ich jemanden getötet?«
    »Nein. Aber zwei meiner Leute sind außer Gefecht gesetzt, bis ihre Knochen wieder geheilt sind.«
    Wir sahen einander an.
    »Ich stand mit erhobenen Händen da, Jim. So.« Ich hob die Hände. »Ich habe mein Schwert nicht gezogen. Ich habe ihnen nicht gedroht. Ich stand einfach nur ganz unterwürfig da und hab sie gebeten, mich mit dir sprechen zu lassen. Und so was kommt dann dabei heraus?«
    Jim erwiderte nichts. Arschloch.
    »Zeig mir einen einzigen Gestaltwandler in Atlanta, der mich nicht kennt. Deine Leute haben mich erkannt. Sie wussten, wer ich bin, sie wussten, was ich mache, und dennoch haben sie sich auf mich gestürzt. Du hast vier Jahre lang mit mir zusammengearbeitet, Jim. Ich habe an der Seite des Rudels gekämpft, und ich habe für das Rudel gekämpft. Ich habe an deiner Seite gekämpft. Ich bin eine Verbündete, die es sich mittlerweile verdient haben sollte, dass man ihr vertraut. Und dennoch behandelst du und behandeln deine Leute mich wie einen Feind.«
    Jims Blick wurde eiskalt. »Hier vertraut man dir nur, wenn dir ein Fell wächst.«
    »Ach ja? Wenn mich also morgen ein Loup beißt, bedeutet euch das

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