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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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ein wenig zur Seite.
    Ich verharrte am Saum des Platzes. Der hellbraune Wallach unter mir schnaubte und schnaufte nach einem fünfzehnminütigen Kanter durch die dunklen Straßen.
    Auf dem bröckelnden Asphalt erblickte ich Blutflecken. Im silbernen Mondschein wirkten sie schwarz und zäh wie geschmolzener Teer.
    Ich stieg vom Pferd und betrat den Platz. Während meines Ritts war die Magie verschwunden. Die Technik hatte erneut die Oberhand gewonnen, und ich nahm nichts wahr: weder Magierückstände noch Spuren irgendeines Zaubers. Da war nur staubiger Asphalt und Blut. Sehr viel Blut. Es war überall, in langen, fächerförmigen Spritzern und feinen Sprühmustern.
    Ich hockte mich neben einen Blutfleck und tunkte einen Finger hinein. Das Blut war kalt. Was auch immer hier geschehen war – es war schon eine ganze Weile her.
    Mein Herz wurde wie von einer Faust zusammengedrückt. Furcht schnürte mir die Kehle zu, und ich bekam keine Luft mehr. Ich hätte den Zettel früher lesen müssen.
    Ich packte dieses Gemisch aus Schuldgefühlen und Angst, das mich zu umklammern drohte, und stopfte es in den hintersten Winkel meines Geistes. Die Aufgabe, die vor mir lag, erforderte einzig und allein meinen Verstand. Mit dem ganzen Kummer würde ich mich später beschäftigen. Jetzt musste ich mich auf diesen Tatort konzentrieren und brauchte einen klaren Kopf.
    Es war hier zu Gewalttaten gekommen, aber der Platz sah gar nicht danach aus, als hätte hier ein Kampf mit einem Werwolf stattgefunden. Gestaltwandler verfügten über zwei Gestalten: die menschliche und die tierische. Sehr begabte Gestaltwandler vermochten noch eine dritte Gestalt anzunehmen, eine Zwischenform zwischen Mensch und Tier, ein riesiges, humanoides Wesen, das mit den Klauen und Reißzähnen des Monsters bewaffnet war. Den meisten Gestaltwandlern fiel es schwer, diese Form lange beizubehalten, und nur die wenigsten vermochten in dieser Form zu sprechen, aber trotz dieser Nachteile war diese Kämpfergestalt die wirksamste Waffe im Arsenal eines Werwolfs. Derek war in dieser Hinsicht einer der besten. Er hätte diese Gestalt angenommen, sobald es zu einem Kampf gekommen wäre.
    Wenn Derek auf diesem Platz gekämpft hätte, hätte er auf jeden Fall Kratzer im Asphalt hinterlassen, hier und dort ein paar Wolfsfellbüschel oder Fleischfetzen – denn er neigte dazu, seine Gegner kurzerhand aufzuschlitzen. Doch von derlei Dingen war hier nichts zu erkennen. Vielleicht hatte er hier doch nicht gekämpft. Vielleicht war er nur dazugekommen, als gerade ein Kampf stattfand, und war sofort geflohen … Ich stopfte diese Hoffnung in denselben Winkel wie die Schuldgefühle. Später .
    Zu meiner Linken sah ich einige helle Tröpfchen auf dem Asphalt. Ich ging hin, wobei ich vorsichtig den Blutflecken auswich, und kniete mich hin. Die vagen Hoffnungen, die ich mir gemacht hatte, lösten sich in Luft auf. Die Farbe dieser Tröpfchen hätte ich überall erkannt. Es war geschmolzenes Silber, in der Nachtkälte in Kügelchenform erstarrt. Ich löste einige der Kügelchen vom Asphalt und steckte sie mir in die Tasche. Ohne magische Hilfsmittel konnte man unmöglich mitten auf einem verwaisten Platz Silber schmelzen. Entweder hatten die Reaper also einen fähigen Magier dabei oder …
    Ein eindringliches Knurren erklang, und ich fuhr herum. Zwei Wölfe waren am Rande des Platzes aufgetaucht, und ihre Augen leuchteten hellgelb, wie Zwillingsmonde. George und Brenna.
    George baute sich breitbeinig auf und bleckte die schwarzen Lefzen, entblößte seine hell schimmernden Reißzähne. Ein Knurren drang aus seiner Kehle.
    Ich erhob mich ganz langsam und hielt die Hände hoch. »Ich komme in friedlicher Absicht.«
    Brenna schnappte in die Luft. Ihr Nackenfell richtete sich auf.
    »Ich habe mit diesem Blutbad nichts zu tun. Ihr kennt mich. Ich bin eine Freundin des Rudels. Bringt mich zu Jim.« Solange ich Slayer nicht anrührte, bestand die Chance, zu friedlichem Einvernehmen zu gelangen. Wenn sie sich auf mich stürzten, während ich mein Schwert in der Hand hielt, würde ich sie gezwungenermaßen übel zurichten. Ich war darauf trainiert zu töten, und ich war gut darin; im Adrenalinrausch eines Kampfes mit zwei fast hundert Kilo schweren Tieren würde ich wahrscheinlich beide töten und es dann bis an mein Lebensende bereuen.
    Ihr Knurren übertönte meine Stimme. Sie kamen näher, Blutgier verströmend, wie ein todbringendes Parfüm. Mein Schwertarm juckte.
    »Lasst das. Ich will

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