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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Dazu schritt er ausgesprochen selbstbewusst aus, sein ganzes Gebaren verkündete: Hier kommt ein richtig knallharter Kerl. Hinzu kam noch, dass er ein Gesicht machte, als wollte er gleich jemandem die Fresse polieren.
    »Du solltest eine Sonnenbrille tragen«, sagte ich. »Sonst hält dich noch jemand für einen Yuppie.«
    »Wohl kaum.«
    Saimans Schlitten fuhr auf dem Parkplatz vor. Er stieg aus, in seine elegante, weltmännische Thomas-Durand-Gestalt gewandet, öffnete den Kofferraum und nahm einen länglichen, in Segeltuch eingeschlagenen Gegenstand heraus. Er schwang sich das Ding auf die Schulter, was gar nicht so einfach schien, denn das Ding war gut anderthalb Meter lang und einen halben Meter breit.
    Wir gingen zum Eingang. Unterwegs holte Saiman uns ein und gab sein Päckchen an Jim weiter. Jim ließ sich keinerlei Anstrengung anmerken, als er das Ding übernahm. Es hätte federleicht sein können, doch daran, wie leichtfüßig Saiman anschließend ging, sah ich, dass es das keineswegs war.
    »Eure Betreuerausweise.« Saiman gab mir zwei gelbe Karten, blieb dann zurück und ließ uns in einigem Abstand vorausgehen.
    Am Eingang der Arena zeigte ich die Ausweise bei den Wachen vor. Sie winkten uns durch, und anschließend wurden wir von Rene empfangen. Ihrem Blick sah ich an, dass sie mich erkannte. Sie musterte Jim und wandte sich dann an mich.
    »Gratulation, meine Liebe. Wie ich sehe, haben Sie sich verbessert. Behandelt er Sie auch gut?«
    »Er ist so lieb wie ein Teddybär«, antwortete ich.
    Der Teddybär guckte, als litte er unter Mordentzug. Rene grinste. »Das glaube ich gern. Im ersten Raum rechts können Sie sich anmelden.« Rene sah zum Haupteingang, wo Saiman gerade mit großer Geste auftauchte. »Beeilen Sie sich, Ihr Ex kommt gerade herein. Wir wollen doch nicht, dass er schon wieder hysterisch wird.«
    Die Etage der Kämpfer erstreckte sich beiderseits eines langen, ringförmigen Korridors. Auf diesem Flur wimmelte es von Männern der Red Guard wie von Fliegen auf einem Pferdekadaver. Doch es waren große, mordsgefährliche Fliegen, bewaffnet mit Tasern, Ketten und Netzen. Sie hätte jede Rangelei augenblicklich unterbunden. Innerhalb des Rings und damit direkt unterhalb der Grube befand sich ein großer Trainingsraum. Und außen an diesem Ringkorridor gingen die Räumlichkeiten ab, in denen die Kämpfer untergebracht waren und auf ihren Einsatz warteten.
    Jim lehnte am Eingang unserer Kabine an der Wand, und die Männer der Red Guard machten einen großen Bogen um ihn.
    Ich saß auf einer Bank. Zuvor hatte ich unser Quartier inspiziert: Der vordere Raum, in dem wir uns nun befanden und warteten, war lang und schmal, ein Flaschenhals. Zum Korridor hin war er durch keine Tür abgetrennt. Falls es Scherereien gab, konnten ein paar Wachen recht leicht ein Dutzend Leute in diesem Raum in Schach halten.
    Links führte eine Tür in eine enge Umkleide mit einer Bank darin und drei Duschen, dahinter befand sich eine kleine Toilette. Hinter mir ging es durch eine weitere Tür in ein großes Schlafzimmer mit acht Etagenbetten. In den Akten des Ordens hieß es, dass die Mannschaften zu Beginn des Turniers in diesen Räumlichkeiten einquartiert wurden und sie dann drei Tage lang nur noch zu den Kämpfen verließen.
    Über uns tobte das Publikum vor Begeisterung darüber, dass irgendjemand zu Tode gekommen war.
    Schuldgefühle nagten an mir, ließen mich nicht mehr los und warteten nur auf einen ruhigen Moment, um mich erneut zu plagen. Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass sie Derek das antaten. Als sie ihn dort auf dem Platz zusammenschlugen, war er mutterseelenallein gewesen. Ihm war vollkommen klar, dass ihm niemand zu Hilfe kommen würde. Und seine letzte Erinnerung war, dass sie ihm geschmolzenes Silber ins Gesicht gossen.
    Mein Herz war schwer. Ich wollte irgendwas sagen, um diese Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben. »Meinem Vater hätte es hier gefallen. Er hat mich zu vielen Kampfplätzen mitgenommen, aber das hier ist der am besten ausgestattete und am besten gesicherte, den ich je gesehen habe.«
    Jims Blick war immer noch starr auf den Korridor und die Wachen gerichtet. »Was war denn das für ein Vater, der seine Tochter in solche Schlachthäuser mitgenommen hat?«
    »Ein Vater, der wollte, dass sich seine Tochter an den Tod gewöhnte. Und man könnte sagen, dass ich so geworden bin, wie er mich haben wollte.«
    »Tja. Hat er dir auch beigebracht, ständig so einen Schwachsinn zu

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