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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Schulter.
    »Er hat gesagt, er sei ein Viertel-Ase, was wohl bedeutet, dass seine Großmutter eine Wikingergöttin war. Es gibt aber nur einen nordischen Gott, der mit gleicher Leichtigkeit wie er die Gestalt wechseln konnte, und der war meines Wissens kein Ase. Das war Loki, ein Riese, der später zum Gott wurde. Saiman ist der Enkel zweier nordischer Götter, Jim.«
    Saiman schwang die Keule von der Schulter, mit einer Leichtigkeit, als wäre er ein kleiner Junge mit einem Spielzeugbaseballschläger, und trat durch das Tor hinaus ins Licht. Das Publikum verstummte. Dieses Schweigen hielt an, während die Zuschauer diesen über zwei Meter fünfzig großen Humanoiden einzuschätzen versuchten. Saiman wartete das nicht ab. Mit der Keule in der Hand schritt er hinaus auf den Kampfplatz.

Kapitel 17
    D er Reaper wartete schon am anderen Ende des Sandplatzes. Übermenschlich groß und muskulös, war er gebaut wie ein Profigewichtheber und hatte mit seinen überentwickelten Proportionen etwas von einer Actionfigur. Wenn ich gegen ihn hätte antreten müssen, hätte ich mich darauf konzentriert, ihn an einem Gelenk zu treffen, denn wenn er die Muskeln anspannte, drang das Schwert womöglich gar nicht hindurch.
    Der Reaper trug schwarze Stiefel – und sonst nichts. Schwungvolle hennafarbene Tätowierungen bedeckten jeden Quadratzentimeter seines bleichen Körpers. Er war mit zwei massiven Streitäxten bewaffnet, deren Schneiden rasiermesserscharf geschliffen und deren Stiele einen Meter lang waren. Sie waren dazu bestimmt, gleichzeitig eingesetzt zu werden.
    Saiman betrat auf seinen langen Beinen die Grube. Er überragte den Reaper um gut einen Kopf. Trotz dieses Größenunterschieds waren die beiden wahrscheinlich ungefähr gleich schwer. Während man bei Saiman die Rippen sah, hätte der Reaper vermutlich Schwierigkeiten gehabt, eine Münze vom Boden aufzuheben, ohne sich danach zu bücken.
    Ein Mann der Red Guard schloss das Tor im Zaun und huschte in Deckung.
    Als er das Tor zufallen hörte, fiel alle Entschlossenheit von Saiman ab. Ein leichtes Zittern lief durch seine Arme. Er zog die Schultern ein. Selbst dort, wo ich stand, vermochte ich seine panische Angst zu spüren. Der Reaper spürte sie auch und bleckte grinsend die Zähne. Sie waren spitz zugefeilt und sahen aus wie die eines Hais.
    Der Geruch von Blut und heißem Sand stieg mir in die Nase. Ich kniff gegen den grellen Schein der Feenlampen die Augen zu und trat einen Schritt auf die Grube zu … und wäre fast mit einem Wachmann zusammengeprallt, der mir den Weg versperrte.
    »Keinen Schritt weiter. Wenn Sie aus dem Tor herauskommen, hat Ihr Kämpfer automatisch verloren.«
    Es war nicht mein Kampf.
    Ich lehnte mich an den goldfarbenen Torbogen. Jim blieb neben mir stehen. Nun war es an Saiman.
    Der Reaper warf eine seiner beiden Streitäxte in die Luft. Sie wirbelte herum, und die bläuliche Schneide leuchtete, als sich das Licht der Fackeln darin fing. Dann fing er die Axt mit großer Behändigkeit wieder auf. Das Publikum war begeistert.
    Nun erklang der Gong. Und als sein Schlag verklungen war, sah sich Saiman zu uns um.
    »Komm her.« Die Stimme des Reapers war ein heiseres Knurren, und auch er sprach mit diesem Akzent, den ich nicht recht einzuordnen vermochte. Er fuchtelte mit der Axt. »Komm her! Ich hau dich kurz und klein.«
    Saiman zögerte.
    »Komm her!«
    Saiman wandte sich halb um und sah zu mir hin. Er blickte vollkommen verängstigt. Wir hätten ihn niemals in diese verdammte Grube lassen dürfen. Er war nun einmal kein Kämpfer. Ganz egal, wie groß er war – wenn er nicht den Mut aufbrachte, jemanden zu töten, um selbst am Leben zu bleiben, würde er das hier auf gar keinen Fall überstehen.
    »Beweg dich«, murmelte ich. Dieser erste Schritt war der schwerste. Wenn er erst einmal die Ketten der Furcht abgeworfen hatte, die ihn jetzt noch gefangen hielten, und den ersten Schlag getan hatte, sah die Sache schon ganz anders aus. Aber er musste sich jetzt bewegen.
    Der Reaper breitete die Arme aus, als erhoffte er vom Publikum eine Erklärung der Situation. Buhrufe ertönten, erst vereinzelt, dann zu einem Getöse anwachsend.
    Der Reaper reckte die Axt. Das Getöse erstarb. »Jetzt hack ich dich in Stücke«, verkündete er.
    Dann rückte er vor, ließ die Muskeln spielen und wiegte die Äxte in den Händen. Saiman wich einen Schritt zurück. Der Reaper grinste höhnisch und kam weiter auf ihn zu. Sein Gesicht war nur noch eine hässliche

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