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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Fähigkeiten.
    »Nein«, erwiderte sie. »Ich bin halt bloß nicht doof.«
    Okay …
    Dali betrachtete den vierarmigen Leichnam. »Oh, Mann. Ein Fall von symmetrischer Polymelie. Gibt’s noch weitere überzählige Körperteile? Und musstet ihr ihm denn unbedingt die Arme abschlagen?«
    »Ja, musste ich. Sonst hätte ich ihn nicht durch die Tür gekriegt.«
    »Du sagst das, als wärst du auch noch stolz darauf.«
    Das war ich auch. Es war beispielhafter Einfallsreichtum in einer schwierigen Lage.
    Dali ließ ihre Tasche zu Boden sinken, kniete sich neben den Toten und sah in das klaffende Loch an der Stelle, an der sich früher einmal das Herz befunden hatte. Jim hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. »Erzählt mir alles, von A bis Z.«
    Ich schilderte ihr das Wehr, den Dschungel, den fliegenden Palast, die Ruinen, die Steinkutsche mit dem mehrköpfigen Mann darauf und den Kampf, und hin und wieder schaltete sich Jim mit einer Bemerkung ein. Dali nickte, hob den vorderen linken Arm der Leiche auf, um einen Blick auf die hinteren beiden Arme zu werfen, runzelte die Stirn …
    »Also, wer darf nicht erfahren, dass du hier bist?«, fragte ich. Bitte lass es nicht Curran sein, bitte lass es nicht Curran sein …
    »Der Herr der Bestien«, sagte Jim.
    Mist, verdammter.
    »Streng genommen steht sie nämlich unter Hausarrest.«
    »Weswegen?«
    »Ich habe eine kleine Spritztour unternommen.« Dali hob einen Fuß der Leiche an und betrachtete die Krallen. »Schön biegsam. Und keinerlei Totenstarre.«
    »Er hat dich unter Hausarrest gestellt, weil du eine Spritztour unternommen hast?«
    »Sie hat ihrem Bewacher K.-o.-Tropfen ins Glas geschmuggelt, hat einen Wagen kurzgeschlossen und hat auf dem Buzzard’s Highway an einem Wettrennen teilgenommen. Im Dunkeln.« Jims Gesichtsausdruck vermittelte die Wärme eines Eisbergs.
    »Du bist doch bloß sauer, weil Theo nun meinetwegen wie ein Volltrottel dasteht.« Dali ließ den Fuß wieder sinken. »Es ist nicht meine Schuld, dass deine mordsgefährliche Killermaschine von der Aussicht darauf, meine knabenhaften Möpse betatschen zu dürfen, so aufgekratzt war, dass er ganz vergessen hat, auf sein Getränk aufzupassen. Und ehrlich gesagt weiß ich überhaupt nicht, was so schlimm daran sein soll.«
    »Du bist sehbehindert, du könntest nie im Leben den Sehtest für den Führerschein bestehen, und du fährst wie der letzte Henker.« Jims Lippen verzogen sich zu einem lautlosen Knurren. »Du stellst eine Gefahr für die Allgemeinheit dar.«
    »Die Fahrer kommen nicht zum Buzzard’s Highway, weil sie sich sicher fühlen wollen, sie kommen wegen des Nervenkitzels. Wenn die von meiner Sehbehinderung wüssten, würde das die Sache für sie nur noch reizvoller machen. Es ist mein Leben. Ich kann damit machen, was ich will. Und wenn ich ein Auto zu Schrott fahren will, dann sollte mich niemand daran hindern dürfen.«
    »Ja, aber du musstest ja erst mal zum Buzzard’s Highway hinfahren«, sagte ich. Ich brauchte dringend mehr Kaffee. »Was, wenn du auf dem Weg dorthin einen Unfall gebaut und dich dabei verletzt hättest – oder, schlimmer noch, wenn du jemand anderen verletzt hättest, einen Autofahrer oder Fußgänger, oder ein Kind, das gerade über die Straße gelaufen wäre?«
    Dali blinzelte. »Weißt du was? Genau das hat Curran auch gesagt. Fast wortwörtlich.« Sie seufzte. »Einigen wir uns doch darauf, dass es im Nachhinein nicht unbedingt einer meiner lichtesten Momente war. Habt ihr außer diesen Leichen noch irgendwas mitgebracht?«
    Jim reichte ihr das zusammengerollte Wandgemälde. Sie rollte es ein Stück weit auseinander und runzelte die Stirn. »Hier, du hältst am einen Ende fest, und du, Jim, am anderen. So, okay, und jetzt geht ihr auseinander.«
    Sie erwartete tatsächlich, dass ich mich bewegte. Die Frau tickte doch wohl nicht ganz richtig. Wir gingen auseinander, bis die Pappe komplett entrollt war. Dali sah sich das Gemälde kurz an, nickte und machte eine Handbewegung. »Ihr könnt jetzt loslassen. Habt ihr eine Idee, aus welcher mythologischen Ecke euer Freund stammen könnte?«
    Ich wagte mich vor: »Aus der hinduistischen. Erstens haben wir einen Dschungel und die Ruine dessen, was für mich wie ein dravidianischer Tempel aussah. Dann haben wir eine Steinkutsche, die von Elefanten gezogen wurde, und einen Humanoiden mit vielen Armen und Köpfen. Wir haben außerdem ein vierarmiges Tigermonster. Nur wenige Mythologien können mit zusätzlichen Armpaaren und

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