Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
zusätzlichen Köpfen an Humanoiden aufwarten. Mehrköpfige Drachen oder Riesen – das ja. Aber eben keine mehrköpfigen Humanoiden. Außerdem sprach das Mädchen einen der Reaper mit ›Asaan‹ an. Ich habe das nachgeschlagen: Es ist eine Bezeichnung für einen Guru oder einen dravidianischen Kampfkünstler.«
    Dali sah mich eine ganze Weile an. »Du bist ja auch nicht doof.«
    »Nein, bin ich nicht, aber das ist alles, was ich habe.«
    »Ich glaube, das ist ein Rakshasa«, sagte sie und stupste den vierarmigen Leichnam mit der Fußspitze an. »Und wenn ich recht habe, steckt ihr beide ganz schön tief in der Scheiße.«
    »Im Anfang war Vishnu, bloß dass er damals Narayana war, die Verkörperung der höchsten Göttlichkeit.«
    Dali saß neben der Leiche auf dem Boden.
    »Narayana ruhte auf dem kosmischen Ozean, in eine weiße Schlange gehüllt, und ließ es sich so richtig gut gehen, bis ihm dann irgendwann eine Lotosblüte aus dem Nabel wuchs. Aus dieser Blüte wurde der Gott Brahma wiedergeboren. Brahma sah sich um, stellte fest, dass Narayana damit zufrieden war, so auf dem Wasser zu treiben, und kriegte aus irgendeinem Grund Panik, ihm könnte das Wasser gestohlen werden. Daher schuf er vier Wächter, zwei Paare. Das erste dieser Paare schwor, dem Wasser zu huldigen – das waren die Yakshas. Das zweite Paar schwor, das Wasser zu beschützen – das waren die Rakshasas. Diese Rakshasas sind geborene Kämpfer. Sie wurden ausschließlich zu diesem Zweck erschaffen. Der Sage nach vergeht bei ihnen zwischen Zeugung und Geburt nur ein einziger Tag, und bei der Geburt wachsen sie sofort zum Alter ihrer Mutter heran. Sie sind Fleischfresser und haben keinerlei Skrupel, auch Menschenfleisch zu fressen. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Gestalten und Größen. Und sie sind ausgezeichnete Magier.«
    Ich seufzte. Das wurde ja immer schöner. »Aus irgendeinem Grund habe ich immer gedacht, Rakshasas wären humanoide Tiger, so wie Gestaltwandler in Kämpfergestalt, bloß eben mit einem Tigerkopf.«
    Dali nickte. »Sie werden meist als Monster dargestellt, die einem Tiger ähneln, denn nichts, was ein indischer Bildhauer oder Maler darstellen kann, ist so Furcht einflößend wie ein Tiger. Elefanten sind größer, aber sie sind Pflanzenfresser und tun normalerweise keinem was zuleide, während Tiger mordsgefährlich sind und bekanntermaßen auch Jagd auf Menschen machen.«
    Ein humanoider Tiger, mit zusätzlichen Armen und menschlicher Intelligenz ausgestattet – das wäre natürlich ein veritabler Albtraum.
    »Den Rakshasas ist klar, dass Tiger Furcht einflößen, und sie nehmen oft ihre Gestalt an. Die Legenden berichten aber auch davon, dass sie sowohl hässlich als auch schön sein können. Von drei Rakshasa-Brüdern könnte einer wunderschön sein, der zweite ein Riese und der dritte ein zehnköpfiges Monster. Sie sind wirklich sehr variabel. Manche Quellen beharren darauf, dass man die wahre Gestalt eines Rakshasa gar nicht zu erkennen vermag – nur die Gestalt, die er gegenwärtig bevorzugt.«
    »Sonst noch was?«, fragte Jim leise.
    »Sie können fliegen.«
    Na toll. »Unsere sind nicht geflogen. Sie sind nur unglaublich hoch gesprungen.«
    »Das könnte am niedrigen Stand der Magie liegen, an unzutreffenden Informationen oder daran, dass nicht genug Personen an diesen Mythos glauben. Such dir was aus.«
    »Können diese Rakshasa etwas tun, das verhindert, dass ihr die Gestalt wandeln könnt?«, fragte ich.
    Dali dachte darüber nach. »Sie sind ja ebenfalls Gestaltwandler, wenn auch auf andere Weise als wir. Und sie sind Meister der Illusion. Du hast gesagt, sie hätten sich die Menschenhaut vom Leib gerissen. Wo ist diese Haut? Ihr habt die zerfetzen Kleider des einen mitgebracht. Ihr werdet doch nicht einfach vergessen haben, etwas von dieser Menschenhaut mitzunehmen, oder?«
    Ich besann mich auf den Moment, als wir das Haus wieder verließen. »Die Haut ist verschwunden.«
    Dali nickte. »Weil sie streng genommen nie existiert hat. Ob mit oder ohne Magie: Das hier … « Sie stupste den vierarmigen Leichnam erneut mit der Fußspitze an. »… könnte man doch nie und nimmer in die Haut eines Menschen stopfen. Es ist nämlich nicht so, dass die Rakshasas tatsächlich Menschen häuten und sich die Haut dann überziehen. Vielmehr verschlingen sie die Menschen auf eine bestimmte Art und Weise – körperlich, geistig oder spirituell oder all das zusammengenommen – und nehmen dann ihre Gestalt an.«
    Da

Weitere Kostenlose Bücher