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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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meisten Menschen ihre Götter innerhalb einer magischen Umgebung vor. Ich meine, welcher Zeusjünger stellt sich Zeus schon vor, wie er die Straße heruntergeschlendert kommt, einen Blitz unterm Arm? Um sich auf Erden zu manifestieren, müssten die Götter über einen unabhängigen Willen verfügen. Das ist schon mal eine ziemlich große Hürde. Und zweitens werden Götter vom Glauben ihrer Gemeinde angetrieben, wie Autos von Benzin. In dem Moment, da die Magie verebbt, reißt der Glaubensstrom ab. Kein Saft – keine Macht. Was würde mit einem solchen Gott geschehen? Könnte er Winterschlaf halten? Könnte er sterben?«
    In meinem Kopf hörte ich Saiman sagen: Es ist die Zeit der Magie. Die Zeit der Götter .
    »Die Magie ist einfach nicht stark genug, und sie kommt und geht viel zu schnell, als dass tatsächlich eine Gottheit ins Leben treten könnt e … «
    »Es sei denn während eines Flairs«, erwiderte ich.
    Andrea machte den Mund auf und schloss ihn gleich wieder.
    »Während eines Flairs, wenn die Magie einige Stunden lang ihren Höchststand hält, könnte sich eine Gottheit manifestieren und wieder verschwinden, ehe die Technik wiederkehrt.«
    Tante B stellte ihre Tasse ab. »Und wenn das geschieht, wird dabei nichts Gutes herauskommen. Götter sind nicht dazu da, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen. Wir regeln die Dinge hier so, wie es uns gefällt.«
    Ich sah zu Andrea hinüber. »Du hast gerade etwas sehr Kluges gesagt, über den Jungen, der durch den Kessel wiedergeboren wurde. So eine Manifestation wäre in gewissem Sinne eine Wiedergeburt. Was wäre, wenn der Kessel Morrigans Weg in unsere Welt wäre? Ein Kessel ist vom Versammlungsort der Schwestern der Krähe verschwunden. Ich habe die Abdrücke gesehen, die er hinterlassen hat, und er war ziemlich groß. Ich glaube, nicht mal Curran könnte den anheben. Wer würde sich die Mühe machen, einen solch großen Kessel fortzuschleppen, wenn es nicht sehr wichtig wäre?«
    Andrea seufzte. »Klingt irgendwie plausibel.«
    »Diese Theorie hat nur eine große Lücke. Ich habe keine Ahnung, wie der Hirte und Reds Halsband da hineinpassen. Alle wollen sie das Halsband, aber keiner sagt mir, wieso.«
    »Wo ist es denn jetzt?«, fragte Tante B.
    »Ich habe es Curran anvertraut. Er hat versprochen, gut darauf aufzupassen.« Ich erhob mich. »Ich werde mich jetzt mal mit Morrigans Armbrustschützen unterhalten. Andrea, könntest du bitte auf meine Sachen aufpassen, während ich meinen Tanz vollführe?«
    Sie stand auf und schob ihren Stuhl zurück. »Selbstverständlich.«
    »Wieso fragst du den Armbrustschützen nicht einfach nach diesen Dingen?«, fragte Raphael.
    Ich lächelte. »Weil er ein Dieb und ein Lügner ist. Das Hexenorakel aber ist neutral. Sie werden mir die Wahrheit sagen.«
    Hinter dem Haus der Bouda lag eine schöne große Wiese. Und mitten auf dieser Wiese stand eine schöne alte Eiche. Sie war so groß, dass ihre Zweige fast den Boden berührten und sie im Mondschein einen tiefen Schatten warf. Der ideale Ort.
    »Das ist nicht weiter kompliziert.« Ich ging mit einer großen Keramikschale und einem Krug Wasser in den Händen zu der Eiche. »Ich werde einen seltsamen Tanz aufführen. Und wenn alles gut geht, verschwinde ich.«
    »Wie meinst du das – du verschwindest?« Andrea folgte mir, und Raphael folgte Andrea.
    »Ich gehe hinüber in den Nebel. So eine Beschwörung ist ein ganz alter Zauber. Normalerweise macht man das in einem Wald. Die Hexe tanzt und lockt mit ihrer Magie das am besten zu ihr passende Tier an. Es gibt viele Varianten dieses Zaubers. Einige dienen dazu, einen Mann anzuziehen, aber nach meiner Erfahrung kommt dabei nichts Gutes heraus. Manche ziehen den Beschwörer zu einer bestimmten Person hin. Mit einem normalen Menschen funktioniert das nicht, sonst wäre ich jetzt dort, wo Julie gerade ist, aber Bran ist so mit Magie gesättigt, dass er in der Lage sein sollte, mich zu sich herüberzuziehen.«
    Ich öffnete meine Lederweste und legte sie unter die Eiche. Anschließend löste ich die Schwertscheide mit Slayer darin und reichte sie Andrea. Dann zog ich mir die Stiefel und die Socken aus. Der Tanz funktionierte am besten, wenn er nackt ausgeführt wurde, aber mir war einfach nicht danach, gänzlich entblättert in die Arme von Morrigans Hundsfott zu tänzeln. Obwohl es ihn sicherlich sehr gefreut hätte, mich so zu sehen.
    Ich stand barfüßig in dem kühlen, feuchten Gras und atmete tief durch. Ich wusste, wie

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