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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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mich dann über den Rand der Schlucht. Vor mir hingen die aufgeblähten und von Beulen überzogenen Wohnwagen aneinander. Einige waren wie aufgestapelt und zu Etagenwohnungen verschmolzen, andere hingen in heikel aussehenden, offenbar aber stabilen Schieflagen übereinander. Zwischen den einzelnen Wohnwagenkonglomeraten zogen sich lange Wäscheleinen hin und her, und frische Wäsche flatterte im Wind.
    Ich zog Julie zu mir herauf. Sie zuckte zusammen, als die Magie gegen sie anbrandete. Die Strudel umströmten si e … und legten sich plötzlich. Als ob sie mit einem Mal gar nicht mehr da wäre. Ein interessantes Kind.
    »Warst du schon mal hier?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Bleib ganz nah bei mir. Und halt dich von den Wänden fern. Vor allem, wenn sie anfangen, verschwommen auszusehen.«
    Wir gingen durch das Labyrinth der Wohnwagen. Viele Jahre zuvor war das hier eine Wohnwagensiedlung speziell für Senioren gewesen, die »Happy Trails« oder so geheißen hatte. Sie befand sich ganz in der Nähe des Brown-Mills-Golfplatzes, auf der anderen Seite der Jonesboro Road. Den Wogen der Magie hatte sie zunächst gut standgehalten. Als die billigen Sozialbauten östlich davon zusehends zerbröckelt waren, hatte ein langsamer, aber steter Strom obdachloser Flüchtlinge eingesetzt, die sich auf dem Gelände der Seniorensiedlung niederließen. Sie schlugen auf den gepflegten Rasenflächen ihre Zelte auf, badeten im Gemeinschaftsswimmingpool und bereiteten auf den öffentlichen Grillanlagen ihr Essen zu. Die Polizei vertrieb die Besetzer, aber sie kamen immer wieder.
    Dann schlug die Magie eines Nachts mit ganz besonderer Wucht zu, und die Wohnwagen begannen sich zu verformen. Einige blähten sich blasenartig auf, andere verdrehten sich oder verschmolzen miteinander. Den meisten aber wuchsen alle möglichen Ausstülpungen, und als sich der Staub schließlich wieder legte, war ein Fünftel der Bewohner in die Wohnwagenwände hinein verschwunden. Sie waren nun draußen . Es war bislang ungeklärt, was dieses Draußen eigentlich war, aber es befand sich jedenfalls nicht innerhalb der normalen Welt. Die restlichen Ruheständler flohen, die Obdachlosen aber konnten nirgends mehr hin. Sie übernahmen die Wohnwagen und blieben dort. Hin und wieder verschwand immer noch jemand in den Wänden, und jede neue Woge der Magie führte zu weiteren Verwerfungen. Es war ein interessanter Ort, wenn man auf so was stand.
    »Wie kriegen wir denn jetzt raus, wo Esmeralda wohnt?«, fragte Julie hinter mir außer Atem. »Ich weiß bloß, dass es hier in Honeycomb ist. Ich weiß aber nicht, wo genau.«
    »Hörst du dieses Wummern? Diese Siedlung ändert ständig ihre Gestalt, und daher gibt es hier offenbar so etwas wie einen akustischen Leuchtturm. Wahrscheinlich befindet er sich am Eingang, der wahrscheinlich von irgendjemandem bewacht wird. Da gehen wir jetzt mal hin und fragen ganz freundlich, wo Esmeralda wohnt.«
    »Und wieso sollten die uns das verraten?«
    »Weil ich sie dafür bezahlen werde.«
    »Ah.«
    Und weil ich, wenn sie es mir nicht verrieten, zuerst meinen Ordensausweis und dann mein Schwert ziehen und mir so Gehör verschaffen würde.
    Ich war nicht scharf darauf, mit einem kleinen Mädchen im Schlepptau in die Honeycomb-Siedlung vorzudringen, aber angesichts der Gegend hier war es sicherer für sie, wenn sie bei mir blieb. Ich fragte mich, wie sie überhaupt hierhergekommen wa r …
    »Wie bist du überhaupt hierhergekommen?«
    »Wir sind von Warren aus hierhergewandert. Es gibt da einen Pfad. Aber warte ma l … Den finde ich wahrscheinlich nicht mehr wieder. Wenn du mich dahin zurückschickst, werde ich in der Gegend umherirre n … ohne Wasser, ohne was zum Esse n … «
    Warum immer ich?
    Hinter der nächsten Kurve kam ein offen stehendes Tor in einem hohen Maschendrahtzaun in Sicht. Vor dem Tor hockte ein Mann auf einem umgekippten Ölfass. Er trug eine ausgeblichene Bluejeans und eine offene Lederweste. Eine nicht angezündete Zigarette baumelte von seiner Unterlippe herab. Links neben ihm stand, mit der Rückseite zum Tor, ein alter Militärlaster. Der Laster hatte zwar ein paar Rostflecke und Beulen, die Reifen und die Plane aber wirkten bestens in Schuss. Unter der Plane verbarg sich wahrscheinlich eine Maschinenkanone oder ein kleines Belagerungsgerät.
    Auf der anderen Seite des Mannes stand ein riesiges, rechteckiges Wasserbecken. Smaragdgrüne Algen überzogen die Glaswände und verbargen weitgehend den Blick in die

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