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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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dem Kessel und nahm den Deckel ab. Der Gestank von angebranntem Fett und ranziger Brühe stieg zu mir auf.
    »Igitt!« Julie wich zurück.
    Mir tränten die Augen. Mein Magen krampfte sich zusammen, und fast kam es mir hoch. Ich nahm eine eiserne Schöpfkelle, die an einem Griff des Kessels hing, und rührte das widerliche Gebräu damit um. Hühnerknochen, an denen noch modernde Fleischfetzen hingen. Keine Menschenknochen. Gott sei Dank.
    Die Woge der Magie ebbte ab. Die Technik übernahm wieder die Macht, und die Magieballung über dem Kessel verschwand.
    Ich knallte den Deckel wieder drauf und ging weiter zu dem Altar. In dem Blut klebten ein paar schwarze Federn. Ein langes Messer mit geschwungener, fachmännisch geschärfter Klinge lag auf dem Tisch. In den Messergriff waren mit heißem Draht schwarze Runen eingebrannt. In meinem Kopf fügten sich die Puzzleteile ineinander. Deshalb also das Huhn im Kühlschrank.
    Nun wagte sich auch Julie in den Raum vor. »Ist das Menschenblut?«
    »Nein, das ist von Hühnern.«
    »Hat sie hier Voodoo gemacht?«
    »Voodoo ist nicht die einzige Religion, in der Hühner verwendet werden. Es ist eine uralte europäische Tradition, anhand von Vogelinnereien Weissagung vorzunehmen.«
    Sie sah mich verständnislos an.
    »Man köpft das Huhn, schneidet es auf und versucht dann anhand des Aussehens der Eingeweide die Zukunft vorherzusagen. Und manchma l … «, ich nahm das Messer und hob damit eine blutgetränkte Schnur hinter dem Altar hervor, »… werden die Hühner dabei vorher nicht getötet.«
    »Das ist ja widerlich. Wer macht denn so was?«
    »Druiden.«
    »Aber Druiden sind doch nette Leute.«
    »Die heutigen Druiden sind nett. Aber die früheren waren das nicht unbedingt. Hast du schon mal einen weiblichen Druiden gesehen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das sind alles Männer.«
    »Und wieso hat Esmeralda hier mit Druidenritualen herumgepfuscht?«
    Julie sah mich nur groß an. »Das weiß ich nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    Ich hatte so ein Gefühl, dass sie es getan hatte, weil jemand ihr die Anweisung erteilt hatte, es zu tun. Die ungute Vorahnung, die mich am Rande des Lochs in der Schlucht hatte erschaudern lassen, kehrte nun mit voller Wucht zurück. Je weiter ich hier vordrang, desto weniger gefiel es mir.
    Ich kniete mich vor die Weidentruhe und klappte den Deckel auf, wobei ich halbwegs damit rechnete, darin weitere grässliche Hühnerreste zu finden. Doch dann waren es Bücher. MacKillops Dictionary of Celtic Mythology , die Myths and Legends of Ancient Ireland von McClean, Awaken the Celt Within von Wizard Sumara und das Mabinogion – drei Bücher über keltische Rituale und eins über König Artus.
    Awaken the Celt Within gab ich an Julie weiter. Von den vier Bänden war es mit Abstand die leichteste Lektüre, außerdem enthielt es hübsche Bilder. Ich nahm mir die Myths and Legends und hoffte, dass Esmeralda darin Anstreichungen hinterlassen hatte. Ich schlug das Register auf und stieß beim Buchstaben »M« auf eine Seite mit drei blutigen Fingerabdrücken. Esmeralda hatte ihre Hände in das Hühnerblut getunkt und sie nicht gewaschen, ehe sie zu diesen Bücher griff. Kam sie sich etwa irgendwie gesalbt vor? Ich überflog die Zeilen neben den Fingerabdrücken: Mongan, Mongfind, Morc, Morriga n … Ach du Scheiße. Ich blätterte zu den Artikeln zurück, die mit »M« begannen. Bitte nicht Morrigan, bitte nicht Morriga n … Ein schöner großer blutiger Fingerabdruck auf dem zweiseitigen Artikel über Morrigan.
    Wieso immer ich?
    Am liebsten hätte ich das Buch an die Wand geschleudert. Na, da hatten sie sich ja eine tolle Göttin ausgesucht. » Bestolotsch .«
    »Was soll das heißen?«, fragte Julie.
    »Das heißt Vollidiot auf Russisch. Wie’s aussieht, hat der Hexenzirkel deiner Mutter Morrigan gehuldigt. Und das ist keine sehr nette Göttin.«
    Sie hielt mir ihr Buch hin. »Was ist denn mit dem los?«
    In einer Abbildung schwang ein Hüne ein mächtiges Schwert. An seinem ganzen Körper zeigten sich Wülste, und die über einer Schulter gewölbten Muskeln drohten den Kopf förmlich zu umschließen. Er hatte die Knie gebeugt, und seine monströs muskulösen Arme reichten beinahe bis zum Boden. Sein Mund war aufgerissen, und das linke Auge quoll hervor. Von seinem Kopf ging, mit feinen Strichen angedeutet, ein Leuchten aus.
    »Das ist Cú Chulainn. Er war der größte Held des alten Irland. Wenn er in einer Schlacht so richtig wütend wurde, verfiel er

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