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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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sie nicht anzustarren. »Was du nicht sagst«, erwiderte sie.
    Darf ich vorstellen: meine Familie. Nett, nicht wahr?
    Ich füllte meine Tasse nach.
    Meine Tante sah mich an. »Weißt du, was dein Vater tut, wenn seine Kinder ihn enttäuschen?«
    »Ich bin mir sicher, dass du es mir sagen wirst.«
    »Er ruft mich. Im ist viel zu sentimental, um seine Fehler zu korrigieren. Er hat es ein paarmal getan, aber sie müssen schon etwas ausgesprochen Blödes tun, damit er sie persönlich umbringt.«
    »Ich bin sehr gut darin, ausgesprochenen Blödsinn anzustellen.«
    Ihr Lächeln war so scharf, dass man sich daran schneiden konnte. Wie ein Schwert, das aus der Scheide glitt. »Das glaube ich.«
    Wir sahen einander an.
    »Warum das Rudel?«, fragte ich.
    »Fünf Bastarde lassen sich leicht erledigen. Wenn man genug Kämpfer in die Schlacht wirft, können sie überwältigt werden. Fünfzig Bastarde mähen die fünffache Anzahl von Gegnern nieder. Sie sind schnell, und alle, die sie nicht töten, geraten in Panik. Fünfhundert Bastarde können eine Armee von zehnfacher Größe besiegen.« Sie nahm einen Schluck Tee. Ihr Gesicht wurde kalt. »Ich habe es vor Jahrtausenden gesehen. Dieses neue Königreich der Bastarde steckt noch in den Kinderschuhen. Sie müssen ausgerottet werden, bevor sie richtig laufen gelernt haben.«
    Ich blickte ihr in die Augen. Eine rücksichtslose Intelligenz erwiderte meinen Blick.
    »Warum nennst du sie Bastarde?«
    »Weil der Begriff passt. Und weil Verachtung darin mitschwingt. Stell dir vor, du bist ein Soldat, der einem Monstrum gegenübersteht. Es ist viel stärker und schneller als du, es sieht albtraumhaft aus, und wenn man ihm eine Wunde zufügt, die einen normalen Menschen töten würde, drängen seine Kollegen dich zurück, und fünfzehn Minuten später ist die Kreatur, die du verwundet hast, wieder auf den Beinen. Woher willst du den Mut zum Weiterkämpfen nehmen?«
    Ich beugte mich vor. »Aber wenn man die Kreatur für eine Missgeburt hält, einen Bastard, der weniger wert ist als man selbst, dann findet man tief in sich genügend Mut.«
    Erra nickte. »Genau.«
    »Warum erklärt man sie dann nicht einfach für unrein und macht aus dem Ganzen einen Kreuzzug?«
    Sie zeigte mit ihrem Löffel auf mich. »Du solltest die Religion aus dem Spiel lassen. Sobald man mit Gebeten und Gottesdiensten anfängt, fangen deine Soldaten an, dich für einen Gott zu halten. In den Zeiten der Magie hat der Glaube große Macht. Du entwickelst das Verlangen nach Dingen, die nicht deine sind. Deshalb hatte ich Babylon davor gewarnt, einen Schrein für mich zu errichten. Wenn das geschah, würde ich die Stadt dem Erdboden gleichmachen und den Boden salzen, auf dem sie stand. Die Bastarde müssen in jedem Fall zerstreut werden. Sie sind viel zu gut organisiert, und sie haben einen Ersten.«
    Ich spielte mit meiner Tasse. »Was ist ein Erster?«
    »Die Ersten waren zuerst da. Sie haben mehr Macht und mehr Kontrolle, und die übrigen Bastarde scharen sich um sie.«
    Curran.
    Erra kniff leicht die Augen zusammen. »Du magst ihn.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    »Du magst den Löwen.«
    »Ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist ein arrogantes Arschloch.«
    »Dein Bett ist zerwühlt, und ich habe Krallenspuren auf dem Fensterbrett und am Türrahmen gesehen. Hast du dich mit ihm gepaart?«
    Ich lehnte mich zurück und verschränkte die Arme. »Was bedeutet das für dich?«
    »Bist du eine Schlampe?«
    Ich starrte sie an.
    »Also keine Schlampe. Gut.« Erra nickte. »Unser Blut ist zu kostbar, um sich mit jedem attraktiven Mann zu paaren. Außerdem endet so etwas zwangsläufig mit einem gebrochenen Herzen. Du musst gut auf dich aufpassen, sonst wirst du nie dein erstes Jahrhundert überleben. Die Schmerzen, die andere Leute dir verursachen, würden dich zerreißen.«
    »Danke für die Moralpredigt.«
    »Was deinen Bastard betrifft: Im Bett hat man viel Spaß mit ihnen, kleines Eichhörnchen, doch dann wollen sie immer Kinder und eine Familie gründen. Aber eine Familie ist nichts für dich.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. Das hatte sie also für mich entschieden? »Woher willst du wissen, was gut oder nicht gut für mich ist?«
    Sie lachte. »Weißt du, was du bist? Ein blasses Abbild von mir. Schwächer, langsamer, kleiner. Du kleidest dich genauso wie ich, du sprichst wie ich, und du denkst wie ich. Ich habe dich kämpfen sehen. Du tötest gern. Genauso wie ich. Du greifst an, wenn du Angst hast, und in diesem Moment

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