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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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da?«
    »Tee.« Es wurde immer surrealer. Wenn ich ihr ein paar Kekse servierte, würde sie vielleicht noch etwas damit warten, Tod und Vernichtung über Atlanta zu bringen.
    »Warm?«, fragte Erra.
    »Ja.«
    »Damit wäre ich völlig zufrieden.«
    Ich ging in die Küche, machte Tee, schenkte zwei Tassen ein und setzte mich. Slayer hatte auf dem Stuhl auf mich gewartet. Ich legte das Schwert in meinen Schoß und sah Erra an. Sie nahm mir gegenüber Platz und kippte eine halbe Tasse Honig in ihren Tee.
    Von allen Leuten, die ich kannte, hatte ich die besten Chancen, sie zur Strecke zu bringen. Ich war in diesem Moment zwar nicht in Topform, aber wir können es uns nicht immer aussuchen, wann wir um unser Leben kämpfen müssen.
    »Was denkst du?«, fragte sie.
    Dass du eine größere Reichweite hast, ich aber schneller bin. »Warum ein Schwert und keinen Speer?«
    »Ein Speer ist gut, um etwas aufzuspießen und zu fixieren. Schwerter neigen dazu, unter dem Gewicht zu brechen. Ich habe dich kämpfen sehen und finde, dass du ein Schwert verdient hast.« Sie zog einen Mundwinkel hoch. »Es sei denn, du möchtest stehen, während ich dich aufspieße.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das ist auch mir durch den Kopf gegangen, aber schließlich habe ich einen Ruf zu wahren.«
    Erra lachte glucksend. »Ich habe mir gedacht, wer du bist. Du bist das verlorene Kind, das Im mit sich herumträgt, wenn er seine Anfälle von Melancholie bekommt.«
    Melancholie, genau. Er trauert der verpassten Chance nach, mich zu töten – wirklich reizend. »Im?«
    »Ein Kosename deines Vaters aus seiner Kinderzeit. Weißt du, wer ich bin?«
    »Die Geißel der antiken Welt. Du bringst Seuchen und verschlingst Städte. Meine Tante.« Rolands ältere Schwester.
    Erra hob ihre Tasse. »Wollen wir unser Familientreffen feiern?«
    Ich hob meinen Löffel und fuchtelte damit in der Luft herum. »Juchhe!«
    Sie lächelte. »Du bist viel zu humorvoll, um seine Tochter sein zu können. Seine Kinder neigen dazu, sich selbst übertrieben ernst zu nehmen.«
    Ich nippte von meinem Tee. Je länger wir plauderten, desto mehr konnte ich mich ausruhen. »Was du nicht sagst.«
    »Du bist eher wie meine Brut. Aber ich bin erst vor sechs Jahren aufgewacht, also kannst du nicht von mir sein. Zu schade. Zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort hätte ich vielleicht etwas Angemessenes aus dir machen können.«
    Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen. »Wie waren deine Kinder?«
    »Impulsiv. Und gewalttätig. Ich habe hauptsächlich Jungen geboren, und sie waren den einfachen Freuden des Lebens zugeneigt: Trinken, Huren und Kämpfen, vorzugsweise alles gleichzeitig.« Sie wedelte mit den Fingern. »Ims Nachkommen starren auf die Sterne und bauen Uhren, die so sinnlose Ereignisse messen wie den Krümmungswinkel der Kralle eines Falken, wenn er seine Beute schlägt. Sie stellen ihre Apparaturen gern vor und lassen sie von allen bestaunen. Meine Kinder besaufen sich, verwechseln eine Kuhherde mit einem Regiment des Feindes und schlachten alles ab, während sie wie die Wahnsinnigen schreien, bis die komplette Armee panisch die Flucht ergreift.«
    Das klang ein wenig nach Ajax, einem der Griechen, die Troja belagert hatten. Das musste während ihrer »griechischen Periode« geschehen sein.
    Erra trank von ihrem Tee. »Einer der Trottel zerrte die Stadttore einen Berg hinauf. Ich fragte ihn, warum er das macht. Er sagte: ›In dem Moment fand ich das eine gute Idee.‹«
    Ich blinzelte. »Hat er sich auch geweigert, sich das Haar schneiden zu lassen?«
    Erra zog eine Grimasse. »Er litt unter Haarausfall. Sein großer Plan sah so aus, dass er sich eine lange Mähne wachsen lassen wollte, damit niemand es bemerkte. Sein Vater war fantastisch. Dumm wie eine Taube, aber fantastisch. Ich dachte, mein Blut würde seinen Mangel an Hirnmasse ausgleichen.«
    »Und was ist draus geworden?«
    Meine Tante verzog das Gesicht. »Er war das dümmste Kind, das ich jemals auf die Welt brachte. Es zu töten war wie die Erlösung von quälenden Kopfschmerzen.«
    Ich nippte von meinem Tee. »Du hast tatsächlich deinen eigenen Sohn getötet?«
    »Er war ein Fehler, und wenn man einen Fehler begeht, muss man ihn korrigieren.«
    »Ich dachte, er hätte Selbstmord begangen.« Zumindest stand es so in der Bibel.
    »Richtig. Ich habe nur ein wenig nachgeholfen.«
    »Auch Ajax hat Selbstmord begangen.«
    Sie nippte vom Tee, ganz ähnlich, wie ich es tat. Ich musste mich zusammenreißen, um

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