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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Waagerechte. »Sie ist nicht transportfähig.«
    »Ein unbekannter Gestaltwandler hat ein Loch in das Dach gerissen und sich davongemacht, bevor ich die Kreatur fassen konnte. Das Haus ist nicht mehr sicher. Wie viel Zeit brauchst du, um sie zu stabilisieren?«
    »Zehn Minuten.«
    »Gut. Also rücken wir in zehn Minuten ab.«
    Doolittle beugte sich über mich und stimmte wieder seinen Gesang an.
    Zehn Minuten später hatte Doolittle mir eine Halskrause verpasst, und Brenna hob mich auf. Sie trug mich wie ein kleines Kind die Treppe hinunter. Die Stufen waren außergewöhnlich hoch und winklig, wie bei einer Wendeltreppe. Ich wand mich und wollte mich befreien, aber Brenna packte mich nur umso fester. »Keine Sorge, Kate, ich lasse dich nicht fallen.«
    Sie lud mich auf einen kleinen Schlitten. Mehrere von Jims Leuten waren in der Nähe. Doolittle schnallte mich am Schlitten fest, Brenna nahm die Zügel, und los ging’s.
    *
    Ich lag im Bett, bis auf BH und Höschen entkleidet, und beobachtete, wie sich der Beutel mit Null-negativ in meine Venen entleerte. Mein Versuch zu erklären, dass ich wieder klar im Kopf war und keine weitere Behandlung und erst recht keine Blutspende benötigte, war von Doolittle abgeprallt wie trockene Erbsen von einer Wand. Er wies darauf hin, dass er mich drei Mal vor dem sicheren Tod gerettet und mir offenkundig schon mehrere Bluttransfusionen verabreicht hatte. Er mochte nur ein unwissender Arzt sein, aber soweit er es einschätzen konnte, war ich noch am Leben, und ich würde ihm eine große Freude machen, wenn wir keine Zeit mehr vergeudeten, sondern einfach davon ausgingen, dass er wusste, was er tat. Er könnte ein wesentlich entspannteres Leben führen, wenn seine selbstmordgefährdeten Patienten das berücksichtigen würden, vielen Dank.
    Meine Rippen schmerzten immer noch, aber es waren keine scharfen Stiche mehr, die mich knurren ließen, sondern nur noch ein schweres, festes Drücken.
    Doolittle ging um mein Bett herum. »Du wirst mich noch ins Grab bringen.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich vor dir sterben werde.«
    »Es fällt mir schwer, dieser Einschätzung zu widersprechen.«
    Er nahm den Spiegel vom Tisch und hielt ihn mir vor. Ich sah mich an.
    Meine vorherrschende Hautfärbung war blass mit einem Stich ins Grünliche. Dunkelrote Patina überzog meinen Unterkiefer und schien sich zu einem spektakulären Bluterguss entwickeln zu wollen. Der zweite blaue Fleck zierte meine Bauchregion, wo meine Tante mir einen Fußtritt verpasst hatte. Ich hatte meine Bauchmuskeln angespannt, damit meine Innereien nicht zu Brei zerquetscht wurden, sodass diese Muskeln am meisten unter dem Schlag gelitten hatten.
    »Grün und rot, eine faszinierende Kombination.«
    Doolittle schüttelte den Kopf, trennte die Verbindung zwischen meiner Vene und dem leeren Blutbeutel und reichte mir ein Glas mit brauner Flüssigkeit, die Eistee ähnelte. »Du siehst aus, als hättest du eine Begegnung mit einer der Warren-Gangs hinter dir.«
    »Du solltest mal den anderen …« Kerl? Nein, Moment, das Mädchen, die Frau. »… die andere Person sehen.« Irgendwie war das nicht ganz die flapsige Erwiderung, die ich im Sinn gehabt hatte.
    Doolittle bedachte mich mit einem strengen Blick. »Bettruhe für die nächsten vierundzwanzig Stunden.«
    »Das geht nicht, Doc.« Wie ich ihn kannte, würde er versuchen, mir ein Betäubungsmittel zu verabreichen. Bisher hatte er es nicht getan – ich hatte meinen Infusionsbeutel wie ein Schießhund im Auge behalten. Wenn es nach mir gehen würde, wäre ich längst wieder auf den Beinen. Erra war verwundet und genau in diesem Moment am schwächsten. Es wäre ein guter Zeitpunkt, sie fertigzumachen, aber meine Chancen, sie wiederzufinden, tendierten, selbst mit Unterstützung der Gestaltwandler, gegen null. Meine Tante war psychopathisch, aber nicht dumm.
    Doolittle seufzte. »Trink deinen Tee.«
    Ich betrachtete das Glas. Ich hatte schon ein paarmal Doolittles Eistee getrunken, extreme Vorsicht war in jedem Fall angebracht. Ich nahm einen winzigen Schluck. Eine Überdosis Zucker. Ich wartete ab, ob meine Zähne diesen Schock überstanden oder sich auflösten. Aber nichts passierte. Mein Mund war stärker, als ich gedacht hätte.
    Doolittle setzte sich auf einen Stuhl und beobachtete mich, und ausnahmsweise sah ich in seinen Augen keine Spur seines üblichen Humors. Er sprach mit sanfter Stimme. »Du kannst so nicht weitermachen, Kate. Du glaubst, dass du ewig leben

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