Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Jim.
    Ich stellte das Glas weg.
    »Ist es eine Angelegenheit des Ordens?«, fragte Jim.
    »Nein, es ist meine private Sache. Für das Rudel hat es keine Relevanz.«
    »Okay«, sagte Jim. »Wenn sich etwas ändert und du es mir doch erzählen möchtest oder Hilfe brauchst, weißt du, wo du mich findest.«
    Er stand auf und ging hinaus.
    Ich sah Doolittle an. »Warum das plötzliche Wohlwollen?«
    »Wer weiß schon, warum Katzen bestimmte Dinge tun? Ich vermute, es hat etwas damit zu tun, dass du dein Blut für ihn vergossen hast …« Doolittle hob den Kopf und zog eine Grimasse. »So etwas vergessen sie nicht so schnell.«
    Ein Klopfen hallte durch den Raum.
    »Wer ist da?«, rief Doolittle.
    »Ich bin gekommen, um mir die Patientin anzusehen«, antwortete eine Frauenstimme.
    »Ist sie nackt?«, fragte eine andere Frau. »Ich wollte sie schon immer mal nackt sehen.«
    »Psst! George, willst du mich den ganzen Tag lang hier draußen stehen lassen?«
    Ich sah Doolittle an. »Ist das die Person, von der ich denke, dass sie es ist?«
    Er stand widerstrebend auf und ging zur Tür.
    Neben Curran gab es zwei Gestaltwandler, vor denen ich größten Respekt hatte: Mahon, der Bär von Atlanta und der Scharfrichter des Rudels, und Tante B, die Alpha der Boudas und Raphaels Mutter. Die Übrigen waren gefährlich, aber diese beiden veranlassten mich, kurz nachzudenken, bevor ich lospolterte. Ich hatte Tante B in Aktion gesehen, ohne ihre menschliche Haut. Sie zu verärgern konnte nicht in meinem Interesse sein, ganz gleich, wie sauer oder geschwächt ich war.
    »Du siehst sehr gut aus, George«, sagte Tante B. Wenn ich den Hals reckte, um die beiden erkennen zu können, würde ich das bisschen Würde verlieren, das mir noch geblieben war. Also hielt ich mich zurück.
    »Was wollt ihr?« Obwohl Doolittle mit einem weichen Südstaatenakzent sprach, hatte seine Stimme jeglichen Charme verloren.
    »Kate besuchen. Was sonst?«
    »Das Mädchen hat eine Gehirnerschütterung. Eure Intrigen können warten, bis sie wieder einen klaren Kopf hat.«
    »Ich bin nicht gekommen, um ihre Situation auszunutzen, George. Du meine Güte!«
    Ich reckte den Hals. Doolittle versperrte ihnen den Durchgang, und sein Finger zeigte zum Stockwerk über uns hinauf. »Da oben bist du die Alpha der Boudas. Hier unten ist mein Territorium.«
    »Warum fragst du das Mädchen nicht einfach, ob sie mich sehen will? Wenn sie zu schwach oder unpässlich ist, komme ich ein andermal wieder.«
    Damit hatte sie uns beide ausmanövriert. Wenn ich mich jetzt weigerte, sie zu sehen, könnte ich mich genauso aufs Bett stellen und ein Transparent mit der Aufschrift ICH HABE ANGST VOR TANTE B hochhalten.
    Doolittle kam zu mir. »Die Boudas wünschen dich zu sprechen. Du musst nicht Ja sagen.«
    Doch, ich muss, und das weißt du genauso gut wie ich. »Kein Problem, sie sollen reinkommen.«
    Doolittle blickte auf. »Dreißig Minuten, Beatrice.«
    Tante B schwebte hinterher. Der Duft von Gewürzen und gekochtem Fleisch hüllte mich ein, sodass mir sofort das Wasser im Mund zusammenlief. Hunger war gut. Das bedeutete, dass Doolittles Beschwörungen wirkten und mein Körper nach mehr Nahrung verlangte.
    Die Bouda stellte das Tablett auf mein Bett, streckte mir die Zunge heraus und zog sich zurück.
    Tante B warf einen Seitenblick auf Doolittle. »Würde es dir etwas ausmachen, uns ein wenig Privatsphäre zu gönnen?«
    Er knurrte leise und stapfte hinaus.
    Tante B zog einen Stuhl heran und setzte sich neben mein Bett. Mit ihren Ende vierzig oder Anfang fünfzig sah sie wie eine typische junge Großmutter aus: ein bisschen füllig, mit einem offenen Lächeln und freundlichen Augen, die ein Kind überzeugen konnten, dass sie es stets vor allen Schwierigkeiten bewahren würde. Sie trug einen weiten grauen Pullover. Ihr braunes Haar war auf dem Kopf zu einem Dutt zusammengesteckt. Wenn sie einen Teller mit Keksen in der Hand gehalten hätte, wäre das Bild perfekt gewesen.
    Sie begrüßte mich mit einem warmen Lächeln. Niemand würde darauf kommen, dass hinter diesem Lächeln ein über zwei Meter großes Monster mit Krallen in der Größe von Kuchengabeln lauerte.
    »Du siehst mitgenommen aus, Kind«, sagte sie. »Wie schlimm warst du verletzt?«
    Hallo, Großmutter, warum hast du so große Zähne …? »Nichts Ernsthaftes.«
    »Ah. Das ist gut.« Sie deutete auf das Tablett. Rindfleisch, Pita und Tsatsiki. »Bedien dich. Die Mahlzeit geht auf meine Rechnung.«
    Keinen Bissen zu nehmen

Weitere Kostenlose Bücher