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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Unter den Augen ragten gewaltige Kiefer hervor, lang und mit dreieckigen Zähnen besetzt. Olivgrüne Schuppen überzogen den Körper. Ein Gestaltwandler? Gestaltwandler wurden nicht zu Reptilien. Meine Arme steckten in der Schraubzwinge. Ich konnte nicht einmal husten.
    »Was zum Henker soll das? Ich hätte sie fast erwischt!«
    Die Kiefer öffneten sich. Eine tiefe weibliche Stimme grollte: »Nein. Du darfst nicht gegen sie kämpfen.«
    »Lass mich los!«
    »Nein.«
    »Wer bist du?«
    Das Dach kam uns rasend schnell entgegen. Dann waren wir an der Kante und im nächsten Moment in der Luft. Wir landeten auf dem nächsten Dach, und sie stürmte weiter.
    »Lass mich los!«
    »Bald.«
    Wieder sprang das Geschöpf. Die Ruinen der Stadt flogen an uns vorbei.
    »Warum tust du das?«
    »Es ist mein Job. Er hat mir den Auftrag erteilt, dich zu beschützen.«
    »Wer? Wer hat dir das gesagt?«
    Ein vertrautes Gebäude kam in Sicht – Jims geheimer Unterschlupf.
    Jim hatte mir einen Babysitter verpasst. Dafür würde ich ihn umbringen.
    Mit einem heftigen Ruck landeten wir auf dem Dach. Ein Mann stürmte uns entgegen. Sie rammte ihn, warf ihn vom Dach und griff mit einer Krallenhand in die Schindeln. Holz knirschte. Sie schleuderte ein Stück des Daches beiseite und sprang in das Loch. Wir fielen und landeten auf dem Esstisch. Das Geschirr flog durch die Gegend. Gesichter starrten uns an: Jim, Dali, andere Leute, die ich nicht kannte …
    Die Kreatur ließ mich los. Ein tiefes Grollen drang aus ihrer Kehle. »Kümmert euch um sie.«
    Sie fuhr herum. Als sie sprang, sauste ein kräftiger Schwanz über mich hinweg, und sie verschwand durch das Loch im Dach.

Kapitel 22
    J im starrte mich an. »Was zum Teufel war das?«
    »Eigentlich hatte ich von dir eine Erklärung erwartet.« Ich rollte mich vom Tisch, schüttelte die Sterne ab, die vor meinen Augen tanzten, und hielt wankend auf die Tür zu, hinter der ein Korridor einen Ausweg versprach. Ich musste von hier verschwinden.
    »Sie blutet!«, rief jemand.
    Jims Augen nahmen einen grünlichen Ton an. »Dali, hol Doolittle.«
    Dali stürmte hinaus.
    Jims Hand klammerte sich in meiner Schulter fest. »Wer war sie?«
    Das Gebäude schwankte um mich herum. »Ich weiß es nicht.«
    Jim zeigte auf etwas hinter mir. »Du, du und du – ihr bewacht die Zugänge zum Haus, im Umkreis einer Viertelmeile. Wen ihr nicht kennt, lasst ihr nicht durch. Du – aufs Dach. Und hol Carlos. Brenna, Kate bleibt hier. Setz dich auf sie, wenn es nicht anders geht. Wenn ich in einer halben Stunde nicht zurück bin, zieht ihr in die Niederlassung Südost um.«
    Er straffte sich und sprang schräg in die Höhe. Er stieß sich von der Wand ab und flog durch das Loch aufs Dach.
    Eine Frau schloss mich in ihre kräftigen Arme. Ich blickte auf ihr Gesicht und versuchte es scharfzustellen. Kurzes, rotbraunes Haar, zu einer Bubikopffrisur geschnitten, grüne Augen, Sommersprossen … Brenna. Eine der Wölfinnen, die für Jim als Fährtenleserinnen arbeiteten. Als wir uns das letzte Mal begegnet waren, hatte ich ihr eine Silbernadel in den Hals gejagt, und sie hatte mir ins Bein gebissen. Sie hielt meinen rechten Arm und eine Blondine, die ich nicht kannte, meinen linken.
    Ich richtete den Blick auf Brenna. Ihr Gesicht war schmutzig. »Lass mich los.«
    »Das darf ich nicht.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Brenna, nimm die Hände von mir, sonst muss ich dir wehtun.« Wenn der Raum endlich aufhören würde, sich um mich zu drehen, hätte ich die Situation völlig unter Kontrolle.
    »Kein Problem, Kate. Ich glaube, das werde ich vertragen.«
    Ich hatte es mit lauter Klugscheißern zu tun.
    Dali kam hereingerannt. Ein Schwarzer Mitte fünfzig folgte ihr und wischte sich im Gehen die Hände an einem Handtuch ab. Doolittle.
    »Was haben wir uns diesmal antun lassen?«
    Sein Gesicht wanderte zur Seite. Mein Magen verkrampfte sich zu einem harten Knoten, und ich erbrach mich auf den Boden.
    »Lasst sie los«, knurrte Doolittle.
    Die Wölfinnen ließen mich frei. So war es richtig. Man sollte niemals einen Werdachs verärgern.
    Doolittle beugte sich über mich. »Schwindlig?«
    Ich nickte. Schmerzen rollten wie Bleikugeln in meinem Kopf herum.
    Er berührte mein Gesicht, und ich zuckte zurück.
    »Immer mit der Ruhe.« Doolittles Finger drückten gegen meine Haut, und er zog mein linkes Augenlid hoch. »Ungleichmäßige Erweiterung. Siehst du verschwommen?«
    Ich kannte die Symptome. Ich hatte eine Gehirnerschütterung,

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