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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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die Augen.
    Erra trat einen Schritt vor. Einen Moment lang ragte sie über dem Krater auf, während Licht über ihre scharlachrote Rüstung spielte, dann stürzte sie sich ins Mole Hole. Sturm jagte ihr hinterher, ein lautloser Schatten, der über den glasigen Boden glitt. Dunkelheit und Bestie blieben zurück.
    Zwanzig Meter bis zur Mitte und dem Lagerfeuer.
    Fünfzehn.
    Zehn.
    Tamara zog ihr Schwert aus der Scheide. Am Rand des Kraters flammten glühende Funken auf. Die Bogenschützen von der PAD legten die Pfeile an.
    Acht.
    Die Bogenschützen feuerten.
    Die Fässer explodierten, und eine Faust aus Luft schlug auf meine Trommelfelle. Ein heißes Inferno überflutete das Mole Hole. In der Tiefe erkannte ich Tamara. Sie war unversehrt. Das Feuer umzüngelte ihren Körper, ohne ihn zu berühren.
    Die Zuschauer bejubelten die Grillparty.
    Das Tosen der Flammen nahm eine andere Tonart an, ein tiefes melodiöses Pfeifen. Es wurde immer lauter. Die Flammen drehten sich, wanden sich immer schneller und erhoben sich in einer Spirale, wie ein Tornado aus Feuer. Der Flammenkegel teilte sich und enthüllte Sturm, der im Herzen des Tornados schwebte, mit flatternden Haaren, die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Körper war zurückgelehnt und wirkte völlig entspannt. Seine Augen waren geschlossen.
    So viel zum Thema Napalm.
    Unter ihm stand Erra. Ein roter Helm bedeckte ihr Gesicht und ihr Haar. Die Blutrüstung umhüllte sie nun vollständig. Auch gut. Weil es noch nicht schwer genug gewesen war, hatte sie sich doch noch einen Helm aufsetzen müssen.
    Der Feuertornado wich ihr aus. Der Helm zerbröckelte und enthüllte ihr Gesicht. Ihre Haarmähne floss ihr über den Rücken. Schon besser. Kein Helm war ein Pluspunkt für uns.
    Mit zorniger Miene schwang Erra die Axt und griff an.
    Tamara ließ ihr Schwert mit übermenschlicher Geschwindigkeit niedersausen. Erra schlug es wie einen Zahnstocher beiseite und holte zum kräftigen Gegenschlag aus. Die Axt biss tief in Tamaras Schulter, durchschnitt ihr Schlüsselbein und die Rippen.
    Tamara stieß einen verzweifelten Schmerzensschrei aus.
    Curran legte eine übergroße Hand auf meine Schulter. »Du kannst ihr nicht helfen. Wir warten.«
    Erra packte Tamaras Kehle und riss sie von den Füßen. Ihr Gebrüll übertöne Tamaras Geschrei. »Ist das alles, was du mir zu bieten hast? Mehr nicht?«
    Sie schüttelte Tamara einmal kurz durch. Das Knacken der Knochen ging im Lärm des Feuers unter, aber es war zu sehen, wie ihr Kopf, als das gebrochene Genick ihn nicht mehr halten konnte, schlaff zur Seite fiel.
    »Wo bist du, Kind?«
    Ich beugte mich vor.
    »Noch nicht.« Curran zog mich zurück.
    »Sie wird sie töten.«
    »Wenn du jetzt runtergehst, werden wir alle sterben. Wir halten uns an den Plan.«
    Oben öffnete Sturm die Augen.
    »Du kannst mir nicht entkommen. Ich werde dich finden«, versprach Erra.
    Der Kegel aus Feuer entfaltete sich wie eine Blüte und spritzte gegen den Rand des Mole Hole und auf die Bogenschützen. Gequälte Schreie zerrissen die Nacht, gefolgt vom üblen Gestank verkohlten menschlichen Fleisches. Sturm drehte sich, und das Inferno folgte ihm, brüllend wie ein hungriges Tier. Er röstete die Überlebenden, während sie zu fliehen versuchten.
    Rund um das Mole Hole rannten Leute in den Anzügen von PAD und Biohazard ziellos herum. Ihre Waffen hatten sie fallen lassen. Die idiotischen Zuschauer drängten sich immer noch im Gebäude. Erras Magie erreichte sie nicht.
    »Ich komme!«, rief Erra dröhnend.
    Rauchende verkohlte Leichen übersäten den gegenüberliegenden Rand des Kraters. Irgendwo in der Nähe war das hysterische Schluchzen einer weiblichen Stimme zu hören, ein ungewohnt heller Laut vor dem Hintergrund des gutturalen Gebrülls. Weit rechts hockten Dunkelheit und Bestie, von den Flammen unberührt, an der Kante des Lochs. Sie schienen herumgegangen zu sein, während wir das Inferno beobachtet hatten. »Warte«, sagte Curran.
    Ich biss die Zähne zusammen.
    Ein Luftstrom erhob sich vom Grund des Mole Hole und hob Erra empor bis zur Kante. Kurz darauf gesellten sich die drei Untoten zu ihr.
    »Jetzt.« Curran ließ mich los.
    Ich rannte über das Dach, packte das Seil, das an der Feuerleiter angebracht war, und glitt daran hinunter.
    *
    Schnee knirschte unter meinen Füßen, hinter mir schwebte das Casino in einer Wolke aus ätherischem Licht, das den starken Feenlampen entströmte.
    Ich hatte eine ganz einfache Aufgabe: Erras Aufmerksamkeit

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