Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Zeit nicht genügend weibliche Kämpfer mobilisieren konnte. Ich hatte geflucht, als ich es das erste Mal gesehen hatte. Curran hatte nur mit den Schultern gezuckt und »Kanonenfutter« gesagt.
Hinter den Lagerfeuern hatte sich in den Überresten der Bürogebäude eine Menschenmenge versammelt. Die Leute saßen auf provisorischen Holzgerüsten, in der Dunkelheit der Fensterhöhlen, auf den Dächern und auf den Schuttbergen. Die Hälfte der Bevölkerung von Atlanta schien die Fahne gesehen zu haben und hatte sich auf den Weg gemacht, um zu sehen, wie sich der Orden mit dem Seuchenbringer prügelte. Jeder dieser Menschen konnte heute Nacht sterben, und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
Mit dem Fernglas fand ich Ted, der neben einer großen, kräftigen Frau mit kurzem roten Haar stand. Harte, blasse Augen. Schwarze Hosen, schwarze Lederjacke, an der Hüfte eine Scheide, in der ein Schwert steckte. Den Knauf zierte ein Eberkopf – das Zeichen von Sounder’s Armory. Die Firma schmiedete Fauchons, mittellange einschneidige Schwerter, deren Form an eine Kreuzung zwischen Langschwert und Säbel erinnerte. Waffen von hoher Qualität, aber verdammt kostspielig . Während mein Blick über das Schwert und die Aufmachung wanderte, fiel er auch aufTamara Wilson.
Ted hatte Ordensritter aus der Stadt geholt. Das hatte er gründlich geplant, denn es dauerte mindestens zwei Tage, um Personal aus North Carolina abzuziehen. Ob ich nun den Dienst quittiert hätte oder nicht, er hätte mir den Fall so oder so entzogen.
Die Magie überrollte uns in einer unsichtbaren Welle. Showtime!
Tamara ging eine Treppe hinunter, die in die Kante des Mole Hole geschnitten war. Sie überquerte den Boden des Kraters, bis sie das Zentrum erreicht hatte, wo das große Lagerfeuer auf dem Glas brannte. Sie brachte sich vor dem Feuer in Stellung und hielt eine lange Stange mit der Standarte des Ordens hoch – eine Lanze und ein Schwert, die über einem Schild gekreuzt waren. Das Licht des Lagerfeuers spielte über ihre schwarze Rüstung. Sie zog sich eine Rollmütze über den Kopf und versteckte ihr Haar darunter.
Ein schlankes Geschöpf kletterte aufs Dach. Es war lang, gebeugt und mit Flecken aus grauem Fell übersät, und es bewegte sich fließend und schnell. Die Füße und Hände waren überproportional groß, die Fingerspitzen endeten in kurzen schwarzen Krallen. Eine kegelförmige Schnauze ging in ein fast menschliches Gesicht über, das von runden rosafarbenen Ohren eingerahmt wurde.
Eine Werratte. Verstohlen, flink, tödlich. Sie waren keine guten Krieger, aber exzellente Scouts. Und Assassinen.
Sie huschte zu uns herüber und hockte sich hin, die Arme an die Brust gelegt. Die Schnauze öffnete sich, und übergroße Schneidezähne wurden sichtbar.
»Die Fässer sind mit Napalm gefüllt.« Ihr unförmiger Mund verzerrte die Worte, aber sie waren gut zu verstehen. »Hinter dem Rand haben sich Bogenschützen versteckt, manche mit Brandpfeilen.«
Das klang vernünftig: Erra spaziert ins Mole Hole, geht auf die Standarte zu, weil sie eine Herausforderung ist. Die Bogenschützen nehmen die Fässer unter Beschuss, und Erra geht in einem Meer aus brennendem Napalm unter, während Tamara auf magische Weise entkommt. Guter Plan. Er hatte nur den Nachteil, dass er nicht funktionieren würde.
»Alle werden sterben«, sagte ich.
Die dunklen Augen der Werratte fixierten mich eine Sekunde lang, dann huschte der Blick zu Curran. »Außerdem hat sich das Volk eine Blutsaugergruppe besorgt. Sie lagert etwa zwei Meilen hinter uns.«
»Gut«, sagte Curran.
Andrea hatte es geschafft. Daran hatte ich nie gezweifelt.
Ein heller Schrei brach aus der Dunkelheit links von uns. Er hallte durch die frühe Nacht, ein lang gezogenes, durchdringendes Kreischen, das von blankem Entsetzen erfüllt war. Die Gestaltwandler erstarrten.
Ein Mann trat aus dem Zwielicht. Er war von durchschnittlicher Größe und in einen langen Umhang gehüllt, der sich mit jedem Schritt bauschte. Während er durch den Schnee stapfte, wirbelte er in glitzernden Wolken Schneeflocken auf. Sturm. Erras Untoter mit der Macht der Luft.
Ein anderer Mann sprang heran und ging am Rand des Mole Hole in die Hocke. Sein Körper war unbekleidet, aber von dichtem, dunklem Haar überzogen. Er hatte die kräftigen Muskeln eines Gewichthebers, der sich sein Leben lang mit Steroiden vollgepumpt hatte. Riesig und haarig. Genau. Hier kommt die Bestie.
Erra hatte mindestens zwei mitgebracht.
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