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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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erregen. Sie auf die Straße locken, fort von der Menge, damit die Gestaltwandler hinter ihr Stellung beziehen konnten.
    Überhaupt kein Problem!
    Ich wappnete mich. »Emily Erdbeer hat angerufen. Sie möchte ihr Kleidchen von dir zurückhaben.«
    Erra wandte sich mir zu.
    Ich winkte sie mit dem Zeigefinger zu mir. »He, Twinkle Toes!«
    Von Sturm kam eine Windböe. Ich duckte mich, aber nicht tief genug. Der Luftstrom traf mich. Der Boden verschwand, und ich flog ein paar Meter, bis ich gegen einen geparkten Laster knallte. Mein Rücken knirschte.
    »Wir laufen vor keinem Kampf davon, und wir verstecken uns nicht hinter Geringeren.« Erra kam auf mich zu. »Du bist jung und schwach, aber du musst keine Angst haben. Ich werde dir helfen. Ich lasse nicht zu, dass du fliehst und ein zweites Mal Schande über die Familie bringst.«
    Ich rollte mich ab und sprang wieder auf die Füße. Ich schwang mein Schwert, um mein Handgelenk zu lockern. »Schande über die Familie zu bringen ist dein Job. Da kann ich nicht mithalten.«
    »Du schmeichelst mir.«
    Sie kam näher und brachte ihren Schlägertrupp in Dreiecksformation mit: Bestie zur Linken, Sturm zur Rechten, Dunkelheit in der Mitte. Komm nur, liebes Tantchen. Komm …
    »Ich gebe dir lediglich, was dir gebührt. Jeden Krieg, den dein Bruder begonnen hat, hast du ihm vermasselt. Dein Lebenslauf besteht aus einer mehrtausendjährigen Auflistung von Misserfolgen.« Ich breitete die Arme aus. »Wie könnte ich da mithalten?«
    »Bevor du stirbst, werde ich dich in Brand stecken«, versprach sie. »Ich werde dich ganz langsam mehrere Stunden schmoren lassen.«
    »Leere Versprechungen.« Ich zog mich weiter zurück. Sie folgte mir. Komm zu mir, weg von den Leuten. Komm zu mir, Erra. Lass uns tanzen.
    Dunkelheit hob die Arme. Magie ging pulsierend von ihm aus wie eine Druckwelle nach einer Detonation. Die Welt wurde in einen weißen Dunst aus Panik getaucht. Ich konnte nicht mehr atmen. Meine Gedanken zerrissen und flatterten davon. Ich blieb verwirrt zurück. Ein leuchtender Nebel schwebte vor mir, wie eine Gewitterwolke, die vom Wetterleuchten ferner Blitze erhellt wurde. Dahinter spürte ich eine gähnende Leere. Nichts außer stiller, ruhiger Finsternis.
    Das war es also, was Dunkelheit bedeutete. Furcht. Eine alles verzehrende, überwältigende Furcht, so mächtig, dass sie einen aus dem Leben riss und einsam und blind in die Leere warf.
    Zorn bäumte sich in mir auf. Ich hielt mich daran fest wie an einer Krücke, und richtete mich daran auf, um in die Realität zurückzukehren. Ich konnte wieder etwas sehen. Ich schüttelte mich wie ein nasser Hund.
    »Ist das alles? Ich dachte, du hättest etwas Mächtiges gegen mich aufzubieten.«
    Sie hob den Arm und zeigte den segmentierten Panzerhandschuh. »Wo ist deine Blutrüstung, Welpe? Warum schneidest du dir nicht ins Handgelenk und lässt dir eine Klinge wachsen? Was ist los mit dir? Du kannst es nicht, oder? Du kennst das Geheimnis nicht, wie man mit Blut gestaltet. Ich kenne es. Du bist nur dazu imstande, zu reden und wegzulaufen.«
    In meiner Familie wimmelte es von aufgeblasenen Arschlöchern. Ich ging weiter. Wir waren jetzt vier Blocks vom Mole Hole entfernt. Ich hatte keine Ahnung, wie groß ihre Reichweite war. »Ganz gleich, was du tust oder wie sehr du dich anstrengst, du wirst niemals deinen Bruder übertreffen. Immer nur die Brautjungfer, nie die Braut.«
    Magie breitete sich in düster schimmernden Strömen von Dunkelheit aus. Sie wand sich und überflutete das Mole Hole, sie streckte sich immer weiter aus, bis zu den baufälligen Häusern, den Hundertschaften Menschen, die sich dicht gepackt wie Ölsardinen in den Betonhüllen der Ruinen drängten. Das enorme Ausmaß seiner Macht erschütterte mich.
    »Pass auf!«, rief Erra.
    Dunkelheit führte die Arme zusammen. Nein, verdammt, nein …
    Wildes Geheul durchdrang die Nacht. Eine zweite Stimme schrie, dann immer mehr …
    Die Leute strömten in Scharen aus den Ruinen hinter Erra.
    Verdammte Scheiße!
    Sie rannten auf mich zu, Wahnsinn in den Augen, die Münder aufgerissen, wie eine panische Viehherde. Ich ging hinter einem Auto in Deckung. Die menschliche Stampede donnerte an mir vorbei. Körper schlugen gegen das Metall und ließen es erzittern. Schreie erfüllten die Luft, und über allem dröhnte Erras Lachen, wie der Schlag einer Friedhofsglocke.
    Dunkelheit entließ eine Explosion von Magie. Die Realität zerriss, ich schwebte zwischen den Bruchstücken,

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