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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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beugte sich vor. Der Blick ihrer schwarzen Augen fixierte mich. »Du solltest keine Gespräche am Fenster führen, wenn man leicht an der Wand deines Hauses hochklettern kann.«
    Sie hatte mitgehört, wie ich mit Andrea über Hugh gesprochen hatte. Wahrscheinlich jedes einzelne Wort.
    »Was würdest du tun, wenn Hugh mich angreift?«
    »Ich würde dich beschützen. Ich muss meine Schuld abbezahlen.«
    Volltreffer! »Und wie lange würdest du mich beschützen?«
    »Das würde von dir abhängen.«
    Jetzt hatte sie mich erwischt.
    Naeemah setzte sich auf. »Ich habe Personen von großer Macht und von großem Reichtum beschützt. Es waren sehr, sehr viele. Ich habe dich für würdig befunden. Enttäusche mich nicht.«
    Mehr brauchte ich nicht. Anscheinend hatte das Universum beschlossen, dass mein Leben viel erfüllter wäre, wenn ich ein unparteiisches Krokodil als Leibwächterin an meiner Seite hatte. »Ich werde mein Bestes tun. Heute Nacht werde ich mich dem Kampf gegen Erra stellen. Solltest du noch einmal versuchen, mich zu ›retten‹, werde ich dich töten.«
    »Das werde ich mir merken.«
    Ich erhob mich, und Naeemah stand ebenfalls auf. Ich musste irgendetwas mit ihr machen, und ich hatte das Gefühl, dass es keine so gute Idee wäre, sie mit meinen anderen Aufpassern zusammenarbeiten zu lassen. Sie brauchte ihren eigenen Bewegungsspielraum. »Folge mir, bitte. Wir müssen dir ein Zimmer besorgen.«
    Sie kam mit, als ich hinausging. Die blonde Gestaltwandlerin starrte sie mit offenem Mund an, als wäre sie eine Kobra mit gespreiztem Nackenschild. Naeemah beachtete sie überhaupt nicht.
    Ich kehrte mit meinen beiden Babysittern im Schlepptau zu Currans Gemächern zurück.
    Jim würde begeistert sein. Wenn ich nicht etwas mehr Rücksicht auf ihn nahm, erlitt er einen Herzanfall, bevor mein erster Monat in der Festung um war.

Kapitel 26
    D er Sonnenuntergang blutete am Himmel und verglomm in seinen letzten Todeszuckungen. Das hereinbrechende Zwielicht färbte die Häuser schwarz und die Schneedecke indigoblau.
    Ich hockte auf dem Dach des Gebäudes und beobachtete durch ein Fernglas die Lagerfeuer, die den Rand des Mole Hole erhellten. Curran saß neben mir. Er war in seiner Kriegergestalt: ein zwei Meter dreißig großes graues Geschöpf, das am Schnittpunkt von Mensch und Tier feststeckte.
    Nachdem Currans Wache bei Naeemahs Anblick einen kollektiven Schlaganfall erlitten hatte, war es mir gelungen, sie in einer eigenen Zimmerflucht unterzubringen. Danach hatte ich mich an die Zubereitung unseres Abendessens gemacht. Der Herr der Bestien hatte sich wenige Minuten später zu mir gesellt. Wir brieten ein Hirschsteak, überbuken Pommes Frites mit Käse und rührten einen schnellen Kürbiskuchen an. Wir aßen, dann liebten wir uns, dann schliefen wir ein Weilchen in seinem unmöglichen Bett aneinandergekuschelt. Danach wechselte Curran in seine Kriegergestalt, und ich brachte zwei Stunden damit zu, das Erra-Epos mit einer Tube Henna auf seine Haut zu schreiben. Als ich müde wurde, ließ ich ihn Dali rufen, damit sie weitermachte. Sie hatte sowieso die schönere Handschrift. Ich hatte keine Ahnung, ob ihn das irgendwie schützen würde, aber inzwischen war ich bereit, alles zu versuchen.
    Hinter uns warteten die Gestaltwandlerinnen, die in mehreren kleinen Gruppen entlang der Straße zum Casino in Stellung gegangen waren. Die Wölfe waren direkt hinter uns, die Boudas lauerten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, dann kamen die Ratten und der Schwer-Clan, die Schakale, die Katzen und schließlich drei Blocks weiter der Flink-Clan. Dieser Trupp bestand aus einer älteren Japanerin, offenbar die Alpha, und vier schlanken Frauen, die aussahen, als wären sie höchstens fünfzehn. Curran hatte mir gesagt, dass sie Füchse waren. Sie bewegten sich mit ernster Eleganz, während ich mir auf die Zunge biss und hoffte, dass sie wussten, was sie taten.
    Irgendwo in der Dunkelheit hielt sich Naeemah versteckt. Sie hatte sich ihr eigenes Plätzchen gesucht, und ich hatte ihr nicht dreingeredet. Ihr Geruch beunruhigte die Gestaltwandler.
    Ich blickte wieder zum Mole Hole. Mitten im Krater brannte ein Lagerfeuer, daneben standen mehrere Metallfässer. Links parkte eine Reihe Einsatzwagen von Biohazard. Am Rand des Kraters drängten sich Heilassistenten, PAD -Leute, Bogenschützen. Die meisten männlich. Trotz meiner Berichte hatte Ted entschieden, Männer am Krater zu stationieren, wahrscheinlich weil er in der kurzen

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