Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Metallstange fest und schaltete die elektrische Schermaschine ein. Sobald das Gerät seine Haut berührte, fuhr der Hund herum und versuchte seine Zähne in Liz’ Arm zu versenken. Doch bevor es dazu kam, hatte ich eine Hand um seine Schnauze geschlossen und drehte ihn zu mir herum, damit er mich ansah.
»Puh, Sie sind ganz schön flink«, sagte Liz.
»Ich halte, Sie schneiden.«
Zwanzig Minuten später fegte Liz einen müffelnden Haufen aus verfilztem Straßenköterfell zusammen, und ich hatte einen völlig neuen Hund: einen athletisch gebauten Pudel mit glatten Ohren, langen Beinen und einem Körperbau, der an einen übergroßen Vorstehhund erinnerte. Das Tier bekam einen selbst gebackenen Hundekeks, weil es die unwürdige Behandlung über sich hatte ergehen lassen, und ich wurde von einer schrecklichen Bürde in Höhe von dreißig Dollar erleichtert.
»Haben Sie schon einen Namen für ihn?«, fragte die Frau.
»Nein.«
Sie deutete mit einem Nicken auf den Haufen aus schwarzem Filz. »Wie wäre es mit Samson?«
*
Wir liefen zurück nach Hause. Unterwegs erwischte uns eine magische Woge, und ich dankte stumm den Wesenheiten, die gerade das Sagen hatten, dass wir den Pudel geschoren hatten, bevor die elektrische Schermaschine durch die Magie unbrauchbar geworden wäre.
Ich ließ die Kette versuchsweise durchhängen, aber der Hund schien es vorzuziehen, an meiner Seite zu bleiben. Auf dem Parkplatz hatte er bewiesen, dass er nicht nur einen Magen aus Stahl, sondern dass seine Blase eine magische Verbindung zu einem der Großen Seen hatte. Wir liefen einmal im Kreis, während er begeistert sein Territorium markierte. Die schlaflose Nacht forderte allmählich ihren Tribut. Mir wurde der Kopf schwer, und meine Knie wollten immer wieder einknicken und mich in eine horizontale Lage bringen. Ich hatte sehr viel Kraft in die Wehrkreise um Joshuas Leiche gesteckt, und mein Körper verlangte jetzt nach mehreren Stunden Schlaf.
Der Hund knurrte.
Ich blickte auf. Er stand mit gespreizten Beinen und gekrümmtem Rücken da, der Körper erstarrt, das Nackenfell gesträubt. Er blickte nach links, wo der Parkplatz schmaler wurde, zwischen meinem Wohnhaus und der zerbröckelnden Mauer der Ruinen auf dem Nachbargrundstück.
Ich zog Slayer aus der Scheide auf meinem Rücken. Die Ruinen waren einst ein Wohngebäude gewesen. Die Magie hatte es in Trümmer gelegt und zerfallen lassen, und nun dienten die Mauerreste als Halt für den Efeu, der in der Kälte mit Raureif überzogen war. Das Grün versperrte mir den Blick.
Der Kampfpudel fletschte die Zähne, verzog die Schnauze und stieß ein leises, tiefes Knurren aus.
Ich trat einen Schritt auf die Ruinen zu. Mit übernatürlicher Schnelligkeit sprang eine Gestalt hinter der Mauer hervor, schoss nach links und machte einen gewaltigen Satz. Die Gestalt flog durch die Luft, ließ die zwei Meter hohe Mauer hinter sich und verschwand aus meinem Blickfeld.
Alles klar.
Ich lief zu der Stelle, an der die Person sich versteckt hatte, und verglich meine Erinnerungsbilder mit der Mauer. Der oder die Unbekannte konnte nicht sehr groß sein, höchstens um die eins fünfzig. Die Gestalt hatte sich in irgendein graues Gewand gehüllt. Damit ließ sich nicht allzu viel anfangen. Die Person durch die Ruinen zu verfolgen kam nicht infrage. Ich würde sie nie im Leben einholen, nicht wenn sie ein solches Tempo vorlegte.
Wer konnte ein Interesse daran haben, mich zu beschatten? Keine Ahnung. Es gab viele Leute, die ich verärgert hatte. Es konnte genauso gut einer der Begleiter von Steel Mary sein. Falls sie tatsächlich Begleiter hatte.
Ich machte mich mit dem Hund im Schlepptau auf den Rückweg zu meinem Apartment. »Wenn diese Person mich verfolgt, wird er oder sie damit weitermachen. Früher oder später werde ich ihn oder sie schnappen«, sagte ich zu ihm. »Und wenn du ein guter Hund bist, darfst du zuerst zubeißen.«
Der Kampfpudel wedelte mit dem Schwanz.
»Was wir jetzt brauchen, ist etwas zu essen und eine warme Dusche.«
Wieder begeistertes Schwanzwedeln. Wenigstens ein Geschöpf dieses Universums fand, dass meine Pläne genial waren.
Ich hörte das Telefon klingeln, als ich die Tür aufschloss. Telefone waren etwas Seltsames. Manchmal machte die Magie sie funktionsunfähig und manchmal nicht. Wenn ich es unbedingt brauchte, ging das verdammte Ding nicht, und wenn ich meine Ruhe haben wollte, kam jeder Anruf durch. Ich ging hinein und nahm den Hörer ab. »Kate
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