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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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»Du müsstest das Band mit dem Text noch in der Kiste vom letzten Jahr haben. Das mit der Nummer vierunddreißig. Wir haben nicht mehr geändert als die Datumsangaben und zwei Absätze, in denen es um die neuen städtischen Vorschriften geht. Die erste Änderung kommt auf Seite drei. Im zweiten Absatz von oben heißt es jetzt …«
    Solomon Red konnte nicht lesen. Und Mark hatte ihn all die Jahre gedeckt. Keiner der Söldner wusste davon.
    »Kate?«, rief Marks Stimme von draußen.
    Was war los?
    Ich verließ das Zimmer und blickte nach unten. Mark stand in der Halle. Neben ihm warteten zwei Männer. Der eine war kräftig gebaut und dunkelhäutig. Wenn es darum ging, jemanden einzuschüchtern, hatte er keine Unterstützung nötig, aber er verstärkte seinen Status als knallharter Typ durch einen langen, wehenden Umhang, der mit Wolfspelz gesäumt war. Hallo, Jim!
    Der Mann neben ihm trug einen Jogginganzug des Rudels. Für Gestaltwandler war das Arbeitskleidung, weil sich die Sachen vor einem Kampf leicht vom Leib reißen ließen. Er hatte die entspannte animalische Anmut, die typisch für sehr kräftige Leute war. Selbst aus der Entfernung übermittelte seine Erscheinung eine Gewalttätigkeit, die unter strenger Kontrolle gehalten wurde, aber bei der leichtesten Provokation ausbrechen konnte. Die Söldner spürten das und machten einen weiten Bogen um ihn, wie Aasfresser, die sich in der Nähe eines gefährlichen Raubtiers aufhielten.
    Der Mann blickte auf und legte den Kopf mit dem kurzen blonden Haar schief. Sein Gesicht passte zur übrigen Erscheinung: mächtige, aggressive Züge, ein kantiges Kinn, vorstehende Wangenknochen, eine Nase mit ungeradem Rücken, der gebrochen, aber nie richtig verheilt war. Graue Augen blickten unter buschigen goldenen Brauen empor und fixierten mich.
    Curran.

Kapitel 7
    D ie ganze Kunst bestand einfach darin, Desinteresse zu zeigen, entschied ich, während ich mir mit der Treppe viel Zeit ließ. Bleib cool. Völlig gleichgültig.
    Etwas sehr Intensives brodelte in mir, und ich spannte jeden Nerv meines Körpers an, um es im Zaum zu halten. Ich konnte es schaffen. Ich musste nur cool bleiben. Zen. Keine Faustschläge ins Gesicht. Faustschläge waren nicht Zen.
    Die Treppe war zu Ende. Ich verfluchte den Mistkerl, der die Treppe so kurz gemacht hatte. Ich würde ihn gern die verdammten Stufen hinunterrollen lassen, damit er jede einzelne mit dem Kopf zählen konnte. Ich trat auf den Boden und ging zu den beiden Gestaltwandlern hinüber, wobei ich Jim ansah.
    »Jim, welch nette Überraschung.« Ich lächelte und versuchte es mit Herzlichkeit.
    Mark zuckte zusammen und entfernte sich. Ich erhaschte einen Blick auf mein Lächeln im Wandspiegel. Eigentlich sah es gar nicht nach Herzlichkeit aus, sondern eher nach blutrünstigem Wahnsinn. Ich ließ das Lächeln fallen, bevor ich damit einen die Institutionen übergreifenden Konflikt auslöste.
    Jim nickte mir zu.
    Aus dem Augenwinkel sah ich Currans Gesicht. Es war wie der Blick auf einen Gletscher.
    »Bitte übermittle dem Herrn der Bestien meine Grüße«, sagte ich zu ihm. »Ich weiß es sehr zu schätzen, dass er bereit war, seinen äußerst knappen Terminplan zu ändern und persönlich zu erscheinen.«
    Curran zeigte keine Regung. Keine Häme, keinen Zorn, gar nichts.
    Jim sah mich an, dann Curran und schließlich wieder mich. »Kate lässt dich grüßen«, fasste er zusammen.
    »Ich bin begeistert«, sagte Curran.
    Meine Hand zuckte und sehnte sich danach, den Griff von Slayer zu packen, der mir über die Schulter ragte.
    Anhaltendes Schweigen.
    »Was kann ich für euch tun?«, fragte ich schließlich.
    Jim blickte wieder zu Curran. Der Herr der Bestien wahrte seine stoische Ruhe.
    Du hast mich versetzt, du Scheißkerl! Wenn ich diese Begegnung heil überstand, sollte ich für meine überragende Leistung mit einem Orden ausgezeichnet werden.
    »Das Rudel möchte dem Orden in der Angelegenheit Steel Mary ein Hilfsangebot unterbreiten«, sagte Jim.
    Ich war völlig baff. Das Rudel kooperierte nur dann, wenn es dazu gezwungen wurde. Die Gestaltwandler boten fast nie freiwillig ihre Unterstützung an. »Warum?«
    »Der Grund ist ohne Belang«, sagte Curran. »Wir sind bereit, dem Orden unsere beträchtlichen Ressourcen zur Verfügung zu stellen.«
    Wir starrten einander eine Weile gegenseitig an. Es fehlten nur noch ein paar Windhexen und eine einsame Mundharmonika, und das Bild wäre perfekt gewesen.
    Ein grünlicher Schimmer legte

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