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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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den Namen Ted Moynohan trug. Ted war sofort klar, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Es war ein Bauchgefühl, ohne dass er Beweise vorlegen konnte. Also teilte er sie den »Hilfstruppen« zu. Sie hatte kein eigenes Büro und keine aktiven Fälle, und die einzigen Gelegenheiten, wo sie zum Einsatz kam, waren jene, die niemand außer ihr rechtzeitig erreichen konnte.
    Trotzdem war sie fest entschlossen, ihren Dienst zu leisten. Wenn ich ihr vorschlug, dass sie ihre Ritterschaft vergessen und in die andere Richtung davonlaufen sollte, falls sich die Steel Mary in ihrer Nähe zeigte, würde das nur dazu führen, dass sie mir den Kopf abriss. Also presste ich die Lippen zusammen und sagte nichts dergleichen.
    Ich hütete ihr Geheimnis, und sie hütete meins. Außer mir wussten nur zwei Personen von meiner Herkunft, und eine davon war Andrea. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich es ihr verheimlicht, aber sie hatte es selbst herausgefunden.
    »Danke für die Warnung«, sagte Andrea und reichte mir den Umschlag. »Jetzt bin ich an der Reihe.«
    Es dauerte einen Moment, den zugeklebten Umschlag zu öffnen, doch dann fielen mir mehrere Blätter in die Hand. Ein Foto nahm die Hälfte des ersten Blattes ein. Es zeigte einen großen, kräftig gebauten Mann, der mit einer Hand in der Mähne des Tieres neben einem Rotschimmel stand.
    Er hatte attraktive, sehr maskuline Züge und ein kantiges Kinn mit Grübchenansatz. Seine Nase war breit und gerade, der Mund groß, das lange Haar fast blauschwarz. Sein Gesicht sah gut aus, aufrichtig und stark, ein Gesicht, das Vertrauen erweckte und einen überzeugte, ihm überallhin zu folgen. Die wenigen Male, die ich ihn gesehen hatte, war seine Miene angenehm und freundlich gewesen, was einen sehr zugänglichen Eindruck gemacht hatte.
    Es sah aus, als hätte er den Fotografen bemerkt und sich genau in dem Moment zu ihm herumgedreht, als die Aufnahme gemacht wurde, weil die Kamera ihn ohne Maske erwischt hatte. Er blickte genau ins Objektiv. Die Augen, die unter den geraden Strichen schwarzer Brauen schockierend blau wirkten, strahlten arrogante Macht aus. Es war ein Blick wie ein warnendes Knurren, wie der eines Raubtiers, dessen Ruhe gestört worden war. Der Blick fragte entrüstet, wer es wagte, sich ihm zu nähern, und er schien sich das Gesicht des Störenfrieds einzuprägen, damit er bei einer erneuten Begegnung nicht vergaß, dass er ihn töten wollte.
    Ich setzte mich auf einen Stuhl. Die blauen Augen starrten mich an.
    Hugh d’Ambray. Präzeptor des Ordens der Eisernen Hunde und Chef von Rolands Leibwache. Kriegsherr von Rolands Armee. Der gelehrigste Schüler meines Stiefvaters.
    Auf dem Zettel befand sich der Geheimstempel des Ordens – ein Streitkolben, den eine Hellebarde auf einem Schild kreuzte. Diese Dokumente überstiegen Andreas Geheimhaltungsstufe, von meiner ganz zu schweigen. Ich blätterte die übrigen Seiten durch. Sie enthielten einen ausführlichen Lebenslauf von Hugh. Eine Zusammenfassung aller Fakten, was der Orden über Rolands Kriegsherrn wusste. »Woher hast du das?«
    Andrea antwortete mit einem verschmitzten Lächeln.
    Wenn Ted herausfand, dass sie auf die Datenbank des Ordens zugegriffen hatte, um an diese Informationen zu gelangen, würde er sie bei lebendigem Leib kochen. »Das hättest du nicht für mich tun sollen.«
    Sie verschränkte die Arme. »Oh, vielen Dank, Andrea! Du bist die Beste! Was würde ich nur ohne dich machen? Ich weiß, wie hart du gearbeitet hast, um diese Papiere zu beschaffen, die für mich überlebenswichtig sind.«
    »Du stehst bereits auf Teds schwarzer Liste. Wenn er hiervon Wind bekommt …«
    »Das wird nicht geschehen«, sagte sie. »Ich war sehr vorsichtig. Der Buchhalter der Midnight Games hat sehr detaillierte Aufzeichnungen geführt und den Namen jedes einzelnen Besuchers notiert. Als ich meinen Bericht geschrieben habe, bin ich auf Hugh gestoßen. Hughs Name wurde sehr häufig während meiner Sicherheitsüberprüfung erwähnt. Plötzlich passte alles zusammen: Die Rakshasas mussten irgendwie an Rolands Schwert gekommen sein, und wer hätte eine bessere Gelegenheit dazu gehabt als Rolands Kriegsherr Hugh? Ich zählte eins und eins zusammen und begann, Nachforschungen anzustellen. Ich habe große Umwege gemacht, weshalb es so lange gedauert hat, bis ich an diese Dokumente gekommen bin. Wusstest du, wer Hugh war, bevor wir in die Arena stiegen?«
    Der sandige Kampfplatz der Mitternachtsspiele blitzte vor meinen Augen

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