Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
schon immer, und so muss es auch bleiben. Wissen Sie, was es mit den Midnight Games wirklich auf sich hat? Sie stellen für die Monster eine Möglichkeit dar, Menschen zu Opfern zu machen. Wenn sie immer wieder sehen, wie wir im Sand sterben, werden sie sehr bald auf die Idee kommen, dass wir leichte Beute für sie sind. Sie werden aufhören, uns zu fürchten, und diese Welt ins Chaos stürzen. Und Sie sind in diesen Ring gestiegen und haben auf der Seite der Monster gekämpft. Sie haben alles verraten, wofür sich der Orden einsetzt. Sie haben es vermasselt.«
»Ich habe auf der Seite der Gestaltwandler gekämpft.«
»Die Gestaltwandler sind tickende Zeitbomben, die jeden Augenblick zu Loups werden können. Sie sind keine Menschen. Es kommt ihnen gelegen, uns noch eine Weile im Glauben zu wiegen, sie seien menschlich, aber am Ende gibt es für sie keinen Platz in unserer Gesellschaft. Wir müssen sie auf Distanz halten.«
Die Welt erstrahlte in kristallklarer Deutlichkeit. Um ein Haar hätte ich mein Schwert gezückt und einen zweiten Mund in Teds Kehle geritzt. »Sie möchten sie also verbannen? Lieber in Reservate oder Arbeitslager?«
»Am liebsten würde ich sie völlig von der Bildfläche verschwinden lassen. Sie stellen eine Bedrohung für uns dar. Sie können uns töten und infizieren. Um zu überleben, müssen wir unsere Dominanz behaupten.«
Er wollte die Gestaltwandler ausrotten. Er wollte sie alle töten. Ich konnte es in seinen Augen sehen.
Ted richtete sich auf. »Ich habe Ihnen eine Gelegenheit geboten, Ihrem Leben Bedeutung zu verleihen. Sie denken, Sie hätten sie erhalten, weil Sie gut sind. Nein. Ich habe sie Ihnen geboten, weil ich Greg Feldman respektiere. Er war einer meiner besten Leute, und zu Ehren seines Andenkens habe ich dafür gesorgt, dass Sie seinem Namen keine Schande machen. Und jedes Mal, wenn Sie sich oder unsere Mission vergessen und sich für die Allerbeste und Superklügste halten, kommen Sie zu mir, und ich bringe Sie wieder auf Kurs.«
Er wandte sich zum Gehen.
Ich atmete meinen Zorn langsam aus. »Ted?«
Er blieb stehen und präsentierte mir seinen breiten Rücken.
»Wenn Sie einen Hund an der kurzen Leine halten, ist er nahe genug, um Sie zu beißen. Vergessen Sie das nicht.«
Er ging hinaus.
Ich fuhr zum Fenster herum und bemühte mich, dem Drang, etwas kaputtzumachen, zu widerstehen. Als Hugh mir bei den Midnight Games auf dem Sandplatz gegenübergetreten war, hatte er mich gefragt, warum ich Befehle von Leuten entgegennahm, die schwächer als ich waren. Damals hatte ich eine Antwort darauf gehabt. Jetzt war sie mir entfallen, und ich strengte mein Gedächtnis an, um sie wieder hervorzuholen, weil ich sie dringend brauchte.
Ich musste die Steel Mary töten. Ab jetzt ging es um eine persönliche Angelegenheit, und ich würde sie zu Ende bringen. Aber ich konnte Mary allein auf die Spur kommen, auch ohne die Hilfe des Ordens. Ich musste zu Saiman gehen, damit er das Pergament analysierte, und danach konnte ich den Orden verlassen. Das würde sich gut anfühlen.
Wenn ich ging, würde man Andrea den Fall übergeben. Ted hatte sonst niemanden. Wenn die Steel Mary ihre Magie freisetzte, könnte Andreas geheime Hälfte in Panik geraten und die Flucht ergreifen. Im bestmöglichen Fall fegte eine Epidemie über die Stadt, und Andreas Geheimnis wurde gelüftet, worauf man sie hochkant aus dem Orden rauswerfen würde. Im schlimmsten Fall hielt man sie für eine Loup-Gestaltwandlerin. Dann würde man sie jagen und töten.
In meinem Kopf entstand ein blutiges Bild von Andreas Tierkörper, von Kugeln durchsiebt und von den Leuten der PAD umstanden: »Sie ist zum Loup geworden. So etwas habe ich noch nie gesehen. Ich musste sie stoppen.«
Nein.
Es war meine Suppe, die ich auslöffeln musste.
Das Telefon klingelte. Ich dachte, dass es wahrscheinlich Christy war. Ich nahm ab. »Kate Daniels.«
»Ich sitze im Gefängnis von Milton County«, sagte Andrea. »Hol mich hier raus.«
Kapitel 11
E inige Stunden später betrat ich Beau Claytons Büro. Unter dem Arm trug ich ein längliches, in Tücher gewickeltes Bündel.
Beau saß hinter seinem Schreibtisch und grinste mich an. Im Jahr 1066 lieferten sich die Sachsen mit den Norwegern eine blutige Schlacht um Stamford Bridge. Nach der Legende überraschten die Sachsen ihre Feinde, und während sich die Norweger zu sammeln versuchten, trat einer ihrer Krieger, ein Hüne von einem Mann, auf die Brücke und hielt sie ganz allein.
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