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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Er tötete über vierzig Sachsen, bis jemand auf eine kluge Idee kam und ihn mit einem langen Speer von unten erstach – durch die Planken der Brücke. Als ich Beau ansah, konnte ich ihn mir gut auf dieser Brücke vorstellen, wie er mit einer riesigen Axt um sich schlug. Schwergewichtig, eins fünfundneunzig, mit Schultern, die kaum durch eine Tür passten, und dem Gesicht eines Knochenbrechers. Der Sheriff von Milton saß an einem verschrammten Schreibtisch, auf dem alles haargenau und penibel angeordnet war. Der einzige unpassende Gegenstand war eine große Dose. Auf dem Etikett an der Dose stand: »Gekochte grüne Erdnüsse«.
    Ich setzte mich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und legte das Paket in den Schoß. »Grüne Erdnüsse. Treiben Sie’s nicht zu weit.«
    »Wenn ein Mann den Namen Beau trägt, muss er vorsichtig sein«, sagte er. »Jemand könnte mich für einen von diesen Jungs aus dem Norden halten. Die Erdnüsse helfen mir dabei, Missverständnisse zu vermeiden.«
    Er reichte mir die Dose. Ich blickte hinein. Darin waren leere Patronenhülsen.
    »Jedes Mal, wenn man auf mich schießt, werfe ich die Hülsen in die Dose«, sagte Beau.
    Die Dose war etwa halb voll. Ich gab sie ihm zurück.
    »Als wir uns das letzte Mal begegneten, sagte ich, dass Sie mich eines Tages um einen Gefallen bitten würden.« Er breitete die kräftigen Arme aus. »Und so sieht man sich wieder.«
    Wir hatten schon einmal gemeinsam an einem Fall gearbeitet, ich auf der Seite des Ordens, er auf der Seite der Polizei. Er hatte mich gebeten, ihm einen Gefallen zu erweisen, mit dem Argument, dass ich irgendwann einmal seine Hilfe brauchen würde, und ich hatte mich damit einverstanden erklärt. Man wusste schließlich nie, an wessen Tür man als Nächstes klopfen musste.
    »Was hat Andrea getan?«
    Er öffnete einen Aktenordner und warf einen Blick hinein. »Haben Sie schon mal vom Paradise Mission gehört?«
    »Nein.«
    »Das ist ein exklusives Hotel. Im Stil einer alten spanischen Mission, mit abgeschiedenem Innenhof. Das Dach ist aus Glas und sorgt für eine angenehme und beständige Temperatur.«
    »Wie in einem Treibhaus.«
    »Im Prinzip. Im Hof ist es wunderschön. Überall Blumen, ein Pool, kleine Warmwasserbecken. Ein beliebtes Ausflugsziel für Reiche aus der Stadt. Ich war einmal mit Erica da. Es kostet eine Stange Geld, aber es lohnt sich. Ich stand vier Monate lang auf der Warteliste, bis ein Termin frei war.«
    Beau hatte es nicht eilig. Wenn ich ihn jetzt anschrie, würde er nur umso langsamer werden, also nickte ich nur.
    »Soweit ich es verstanden habe, war Ihre Freundin mit ihrem Lebensgefährten in diesem Hotel. Ihn habe ich in die Zelle neben ihrer gesteckt. Ich möchte noch einmal betonen, dass ich absolut hetero bin, aber er ist wahrscheinlich der hübscheste Mann, den ich je gesehen habe.«
    Raphael. Offenbar hatten sie sich eine große romantische Nacht gegönnt. Vermutlich hatte er das Hotel schon Wochen im Voraus reserviert.
    »Anscheinend befanden sich die beiden in einem Warmwasserbecken.«
    »Warmwasserbecken machen nur Ärger«, erwiderte ich.
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte Beau schulterzuckend. »Mit einem Bier und in netter Gesellschaft ist es gar nicht so schlecht. Entspannend. Sogar beruhigend. In diesem Fall jedoch kam es nicht zum erwünschten Entspannungseffekt. Miss Nash stand auf, um zur Toilette zu gehen und neue Drinks zu holen. Als Miss Nash zurückkehrte, stieß sie auf eine junge Frau, die mit ihrem Begleiter sprach.« Seine Augen funkelten ein wenig. Er tat, als würde er im Bericht nachsehen. »Anscheinend war der weibliche Eindringling nur sehr spärlich bekleidet.«
    Er schien Jahre darauf gewartet zu haben, diese Formulierung in einem Bericht verwenden zu können. »Weiter.«
    »Nach den Aussagen des Hotelpersonals bemühte sich der bedauernswerte Mann nach Kräften, die Femme fatale von ihrem Vorhaben abzubringen, aber sie war entweder sehr begriffsstutzig oder hat tatsächlich gehofft, ihn zu einem Abenteuer überreden zu können. Nachdem ich sie gesehen habe, würde ich auf beides tippen.«
    Ich seufzte. Ich ahnte, worauf die Geschichte hinauslief.
    »Als Miss Nash hinzukam, teilte ihr Begleiter der spärlich gekleideten Dame mit, dass er und Miss Nash zusammengehören. Er sagt, die Frau hätte Miss Nash daraufhin als ›süß‹ tituliert.«
    Ich ließ den Kopf fallen und schlug ein paarmal mit der Stirn auf die Schreibtischplatte.
    Die zwei pelzigen Raupen, die Beau als

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