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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Idee in den Kopf gesetzt, dass wir miteinander ins Bett gingen.
    Ich lächelte zurück. »Ich werde den Protektor dazu drängen, die Entlohnung möglichst großzügig ausfallen zu lassen.« Mit gleicher Münze zurück. Jetzt konnten die anderen versuchen, das Bild eines nackten Ted Moynohan aus ihren Gedanken zu vertreiben.
    Nach einer halben Minute sammelte er die Schlüssel ein, vereinigte sie wieder zu einem Bund und warf das Ganze in die Kanne. Die Schlüssel sanken zu Boden. Magie ging pulsierend von der Kanne aus und wogte gegen mich. Es fühlte sich an, als hätte jemand für einen kurzen Moment eine weiche pelzige Pfote auf meine Augen und Ohren gedrückt.
    Saiman goss etwa zwei Zentimeter in jedes Glas und betrachtete die Augenzeugen. »Trinken Sie, bitte.«
    Juke verzog das Gesicht. »Das Zeug ist nicht hygienisch.«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie schon viel Schlimmeres geschluckt haben, Amelia«, entgegnete Saiman.
    »Amelia«, sagte ich. »Was für ein hübscher Name, Juke!«
    Sie sah mich finster an. »Fall tot um.«
    »Trink das Wasser«, sagte ich zu ihr.
    Sie verzog das Gesicht. »Ich habe dir bereits alles gesagt, was ich gesehen habe.«
    »Unser Gedächtnis ist viel detaillierter als das, woran wir uns erinnern«, sagte Saiman. »Es dürfte Sie überraschen, was Ihnen alles wieder in den Sinn kommen wird.«
    Juke würgte das Wasser hinunter.
    Bob trank sein Glas mit stoischer Miene. Ivera blickte skeptisch in ihres und kippte es dann hinunter. Mark setzte es an die Lippen, als wäre es Whisky. Ken war der Letzte. Er trank das Wasser sehr langsam, in winzigen Schlucken, die er eine Weile im Mund behielt. Vielleicht versuchte er, daraus irgendeine Erkenntnis zu gewinnen.
    Saiman nahm die Bowlingkugel in die Hand. »Bitte bleiben Sie während des Rituals sitzen. Nehmen Sie keinen Einfluss auf die Illusion. Kate, du darfst dich bewegen, wenn du es wünschst, aber du darfst die Bilder auf keinen Fall anfassen. Sind alle bereit?«
    Verschiedene bestätigende Laute beantworteten seine Frage. Dann ging er zum ersten Halbkreis, wo er die Kugel eine Weile vor dem Oberkörper hielt. Schließlich bückte er sich und ließ sie über den Boden der Halle rollen. Während die Kugel rollte, entfaltete sich hinter ihr eine andere Realität, als würde jemand einen Reißverschluss quer durch die Welt aufziehen und die Vergangenheit freilegen. Der Mord an Solomon hatte nachmittags stattgefunden, und das Licht fiel in einem anderen Winkel als das der gegenwärtigen Vormittagssonne, wodurch sich deutlich die Umrisse der Illusion abzeichneten: ein Oval von maximal zehn Metern Durchmesser, das einen Teil der Innenhalle ausfüllte.
    Die Kugel traf auf den zweiten Halbkreis und warf die imaginären Kegel um. Ein perfekter Wurf.
    Zwei Männer fielen von oben in das Oval. Einer war Solomon. Seine Augen traten aus den Höhlen, sein Gesicht war knallrot. Er landete schmerzhaft auf dem Rücken, sprang aber sofort wieder auf die Füße.
    Sein Widersacher kam hockend auf dem Boden auf. Neben ihm fiel ein Speer herab.
    Steel Mary richtete sich zu seiner vollen Körpergröße von zwei Metern auf. Über seinen Schultern lag ein Umhang. Die Kapuze hatte er sich über den Kopf gezogen. Von meinem Standpunkt aus konnte ich nur dunklen Stoff erkennen.
    Ich lief am Rand des Illusionsovals bis zum Aufzugsschacht.
    Solomon zielte mit einem brutalen Fußtritt auf Steel Mary. Dieser wich seitlich aus, wobei sich der Umhang blähte. Solomons Fuß sauste um Haaresbreite an seinem Gesicht vorbei. Solomon drehte sich, um den nächsten Hieb zu landen, doch Steel Mary verpasste ihm einen Rückhandschlag. Solomon flog durch die Luft und krachte gegen den Liftschacht, im gleichen Moment, als ich neben ihm am Rand der Illusion bremste.
    Steel Mary nahm den Speer in die Hand und kam auf uns zu, mit gemessenen Schritten, die wie die Schläge einer Friedhofsglocke dröhnten. Die Kapuze verschob sich, und ich erhaschte einen flüchtigen Blick auf große, dunkle, fast schwarze Augen, die vom dichten Samt langer Wimpern umrahmt waren und große Macht ausstrahlten.
    Eine Frau.
    Ich erstarrte. Etwas an diesen Augen kam mir auf unheimliche Weise vertraut vor. Wenn ich einfach nur still dastand, würde ich das Rätsel lösen.
    Steel Mary öffnete den Mund. Worte drangen heraus und hallten in mir wider. »Ich biete dir den Status eines Gottes, Dummkopf. Nimm es mit Dankbarkeit an.«
    Perfekte Aussprache. Kein Akzent. Kein Hinweis auf irgendeine Nationalität.

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