Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Augenbrauen fielen aus, und die einzelnen Härchen rieselten zu Boden. Neue dunklere, zu seinem Kopfhaar passende Brauen bildeten sich. Die wilde Intensität der Augen des Eisriesen löste sich in ruhiges Grün auf.
»Hier scheint es zu einem kleineren technischen Problem gekommen zu sein«, sagte er mit gezwungener Fröhlichkeit. »Ich möchte mich für die Unannehmlichkeiten entschuldigen. Diese Art von Magie ist noch unerprobt.«
Bob bückte sich und hob Ivera vom Boden auf. Sein Gesicht verriet, dass er Saiman kein Wort glaubte. Er brummte, rückte Iveras großen Körper in seinen Armen zurecht und trug sie aus der Halle.
Saiman kam näher und ging vor mir in die Knie. Wenn er jetzt versuchte, mich zu töten, gab es nicht viel, was ich dagegen tun könnte. Selbst das Atmen war eine Anstrengung. Als ich das erste Mal ein Machtwort assimiliert hatte, wäre ich fast daran gestorben. Beim zweiten Mal fehlten mir anschließend fast drei Stunden. Beim dritten Mal geschah es während eines Flairs, und es war ein einziger Sturm aus Schmerz gewesen. Und nun, nachdem ich normale Magie angewendet hatte, fühlte ich mich völlig ausgelaugt. Ich war nicht bewusstlos geworden und hatte keine Zeit verloren, was nur bedeuten konnte, dass ich immer besser wurde, aber ich hatte meine Reserven restlos aufgebraucht.
Saiman strich mit den Fingerspitzen über meinen linken Arm. »Da waren Worte«, flüsterte er. »Hunderte Worte, die mit dunkler Tinte auf deiner Haut geschrieben standen.«
Worte? Was für Worte? »Was?«
Er rappelte sich wieder auf. »Nichts. Wir sollten lieber gehen. Ich werde meine Sachen zusammenräumen.«
Ich sah zu, wie er Millers Sammlung in die Truhe zurücklegte und sie hinaustrug. Als er zurückkehrte, hatte ich es geschafft, eine senkrechte Körperhaltung einzunehmen, und schlurfte hinaus ins Tageslicht. Es war mein Körper, es waren meine Beine, und sie sollten mir gefälligst gehorchen!
Draußen wartete eine Gruppe von Söldnern mit blassen Gesichtern. Sie hatten sich um die vier apokalyptischen Reiter und den Buchhalter versammelt. Ein paar von ihnen rauchten und hielten die Zigaretten mit zitternden Fingern. Niemand sagte etwas, aber sie beobachteten mich wie einen rasenden Kampfstier. Ivera sah mich überhaupt nicht an. Ich musste schnellstens von hier verschwinden, denn im Moment war ich leichte Beute, und mein Publikum war mir nicht wohlgesonnen.
»Was ist geschehen?«, fragte der Buchhalter.
»Eine kleine technische Panne bei der Beschwörung«, sagte Saiman. »Einzig und allein meine Schuld.«
Er versuchte mich zu schützen. Saiman handelte mit Informationen, und der Wert eines Geheimnisses war umgekehrt proportional zur Anzahl der Personen, denen es bekannt war. Je weniger Personen über eine Information verfügten, desto kostbarer war sie. Ich wusste es, weil Saiman es mir einmal ganz genau erklärt hatte.
»Tut mir leid, dass es Schwierigkeiten gegeben hat, Leute«, sagte ich, um irgendetwas zu sagen.
»Haben Sie wenigstens bekommen, was Sie haben wollten?«, fragte der Buchhalter.
»Ja, wir haben es. Vielen Dank«, sagte ich.
»Keine Ursache«, sagte Bob mit grimmiger Miene.
»Die Gilde ist jederzeit bereit, mit dem Orden zu kooperieren«, sagte Mark.
Ich winkte ihm zu und machte mich auf den Weg zum Parkplatz. Eine Frau. Mit dunklen Augen. Ich wünschte, ich hätte ihr ganzes Gesicht sehen können.
Hinter mir ertönte eine schnelle Schrittfolge, bis Saiman mich eingeholt hatte. »Es wäre mir ein Vergnügen, wenn du mit mir fahren würdest«, sagte er. »Der Motor meines Volvo ist von einer Schicht aus massegeladenem Vinyl umhüllt, die in zwei Lagen aus Polyätherschaum eingebettet ist. Das ergibt eine adäquate Dämpfung von Tieffrequenzlärm.«
»Faszinierend.« Die meisten Wasserautos waren so laut, dass sie dauerhafte Gehörschäden verursachen konnten.
Saiman bedachte mich mit einem schmalen Lächeln. »Gemessen an den Standards, die für magische Motoren gelten, ist mein Fahrzeug verhältnismäßig leise. Du könntest dich während der Fahrt ausruhen.«
Und er konnte mir alle möglichen interessanten Fragen stellen. Ich war müde, aber nicht müde genug, um das Risiko einer Autofahrt mit Saiman einzugehen.
»Danke, aber ich muss ablehnen. Ich kann mein Maultier nicht im Stich lassen. Außerdem habe ich einen Begleiter.«
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. »Einen Begleiter?«
Ich pfiff, und der Hund kam aus seinem Versteck hinter Marigold hervor.
Saiman
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