Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
Verdammt!
    Steel Mary packte Solomons Hemd mit der Linken, riss ihn am Aufzugsschacht empor und stieß zu. Die Speerspitze durchbohrte Solomons Luftröhre. Blut quoll hervor. Solomon schrie und wand sich am Speer. Es sprudelte rot aus seinem Mund.
    Steel Mary hob die rechte Hand, die Finger zu Klauen gekrümmt, und rammte sie Solomon in die Brust. » Hessad .« Meins.
    Das Machtwort ergriff Solomon. Sein Körper straffte sich, sein Rücken bog sich durch. Erneut schrie er, ein schreckliches heiseres Gebrüll, das puren Schmerz ausdrückte. Blut sprudelte aus seiner Brust und wurde wieder in die Wunde gesogen. Ein langer erschöpfter Seufzer kam über seine Lippen. Dann sackte er zusammen. Seine Augen verdrehten sich. Sein Körper zitterte noch einmal, dann war er still.
    Steel Mary zog die Hand aus Solomons Brust. Sie hielt etwas rot Leuchtendes. Ich konnte es nicht spüren, aber ich wusste instinktiv, was es war. Es war Blut. Kondensiertes Blut. Solomons gesamte Macht, all seine Magie, seine Essenz war in diesem kleinen leuchtenden Ball gefangen, der zitternd auf der Handfläche von Steel Mary lag.
    Sie lächelte. »Endlich.«
    Ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Sie drehte sich um, immer noch das Blut in der Hand, und dabei sah ich die verschnörkelten Linien eines Tattoos auf der Innenseite ihres Unterarms. Die Buchstaben brannten sich in meinen Geist. Ein Machtwort.
    Die Welt um mich herum ging in Flammen auf. Hitze strömte durch mein Blut und breitete sich durch jede Vene bis zur kleinsten Kapillare aus. Mein Körper machte dicht und versuchte den Schock zu überwinden.
    Steel Mary wandte sich langsam um, wie unter Wasser, und ging davon. Schließlich zerfloss sie im Nichts.
    Schmerzen marterten mich. Ich konnte mich nicht rühren, ich konnte nicht sprechen. Ich konnte nicht atmen. Durch das schnelle Hämmern meines Herzschlags hörte ich Jukes Stimme. »Er hat sich mit Solomon Red geprügelt! Das ist mir beim ersten Mal entgangen.«
    Mein Sichtfeld verschwamm und füllte sich mit einem Nebel aus Blut. Das Machtwort tötete mich. Ich packte es, versuchte es zu brechen. Es tat weh. Höllisch weh.
    »Das ist auf jeden Fall hochinteressant«, sagte Saiman. »Findest du nicht auch, Kate? Kate?«
    »Was ist los mit ihr?«, fragte Ivera.
    Das Machtwort gab unter dem Druck nach. Blendendes Licht pulsierte vor meinen Augen, und plötzlich sah ich kristallklar, wie Saiman mich von der anderen Seite des Raumes anstarrte.
    Das Machtwort hämmerte von innen gegen mich und drohte mich zu zerreißen. Um es mir anzueignen, musste ich es aussprechen.
    Etwas in Saimans Augen machte Klick. »Raus hier!«
    Zu spät. Ich öffnete den Mund, und das Machtwort brach hervor, getragen von einem reißenden Strom der Magie. » Ahissa! «
    Die Magie schwappte durch die Halle. Die Leute schrien und ergriffen die Flucht, wobei sie sich gegenseitig niedertrampelten. Bob klammerte sich mit beiden Händen am Tisch fest, sein Gesicht eine von Furcht verzerrte Maske. Er brüllte wie ein verwundeter Stier. Ivera brach auf dem Boden zusammen.
    Ich fühlte mich leicht wie eine Feder. Die letzten Echos der Magie umflatterten mich und machten mir die wahre Bedeutung des Wortes bewusst. Ahissa. Flieh.
    All meine Kraft floss durch meine Füße ab. Ich sackte zusammen und rutschte an der Wand entlang zu Boden.
    Die Halle war leer, bis auf Bob, der schwer atmete, als hätte er einen Amboss auf der Brust, Ivera, die leise am Boden weinte, und Saiman, der sich an die gegenüberliegende Wand drückte. Seine Arme waren mit Eis überzogen. Seine Brauen waren blaugrün geworden, und die Augen, die mich darunter anstarrten, waren die Augen eines Eisriesen: kalt, stechend blau, wie ein Diamant, der in einer Salzlauge lag. Es waren die Augen, die zu Saimans ursprünglicher Gestalt gehörten.
    Wir blickten in unsere geheimen Gesichter. Mir dämmerte, dass ich soeben die Elite der Gilde zu Tode erschreckt hatte. Das würde man mir niemals vergessen. Obendrein hatte ich in Saimans Gegenwart ein Machtwort unter Kontrolle bekommen. Seine Augen verrieten mir, dass er genau verstanden hatte, was geschehen war, und dass es ihm Angst machte. Auf einer Skala von eins bis zehn erreichte dieses Desaster einen Wert von zwanzig. Wäre ich in der Lage gewesen, mich zu rühren, hätte ich meinen Kopf mehrmals auf den wunderbar harten Boden geschlagen.
    Saiman stieß sich von der Wand ab. Das Eis an seinen Armen zersprang in tausend winzige Splitter. Seine blaugrünen

Weitere Kostenlose Bücher