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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Saimans Blick blieb an meinen Lippen kleben. Noch ein paar Drinks mehr, und er zog sich womöglich nackt aus, um mir anzubieten, draußen mit ihm und den fallenden Schneeflocken zu tanzen. Warum geriet ich nur immer wieder in solche Situationen?
    »Schmeckt es dir?«, fragte er.
    »Es ist …«
    Jim kam durch die Tür herein. Er trug einen schwarzen Mantel und eine finstere Miene.
    Ach du Scheiße.
    Er blieb an der Tür stehen, überblickte die Menge und strahlte Gefahr aus. In der Versammlung der glitzernden Elite von Atlanta stach der Alpha des Katzenclans wie ein solider Block Finsternis heraus. Er sah mich und zuckte mit weit aufgerissenen Augen zurück, wie eine Katze, die überraschend einen Schlag auf die Nase erhalten hatte – gleichzeitig schockiert und entrüstet.
    Das würde er mir niemals vergessen.
    Hinter ihm traten Daniel und Jennifer, das Alpha-Wolfspärchen, durch die Tür. Interessant.
    Jim ließ seine Zähne aufblitzen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Raums rührte sich ein junger Mann und eilte zu ihnen hinüber.
    Als Nächstes blockierte eine klotzige Gestalt den Durchgang. Mahon. Der Bär von Atlanta, der Alpha des Schwer-Clans und der Scharfrichter des Rudels. Was zum Teufel ging hier vor?
    Jim zog den jungen Mann beiseite. Seine Augen nahmen einen grünlichen Farbton an. Er sagte etwas. Der junge Mann blickte zu mir. Er riss die Augen auf.
    Ein großer, gut aussehender Mann kam herein, an der Seite eines schlankeren und dunkleren Mannes, der ein paar Jahre jünger war und atemberaubend aussah. Robert und Thomas Lonesco, die Alpha-Ratten. Weitere Personen folgten, alle mit der fließenden Anmut von Gestaltwandlern.
    Houston, wir haben ein Problem. »Wir müssen gehen.«
    »Aber nein!« In Saimans Augen flackerte der Wahnsinn. »Nein, wir müssen bleiben.«
    Jim war immer noch dabei, den jungen Mann zusammenzustauchen. Es war ein sehr einseitiges Gespräch.
    Dann trat eine mollige Frau mittleren Alters durch die Tür, bemerkte mich und schürzte die Lippen. Tante B, die Alpha der Boudas. Saiman hatte mich in ein Restaurant geschleift, in dem anscheinend der Rudelrat zu dinieren pflegte. Heute Abend hatten sich hier die Alphas sämtlicher Clans versammelt …
    Meine Ohren nahmen eine Stimme wahr, die ich sehr gut kannte. Eigentlich war es unmöglich, dass ich sie quer durch den Saal hören konnte, dennoch spürte ich sie. Meine Finger wurden eiskalt.
    Eine vertraute kräftige Gestalt kam durch die Tür herein.
    Curran.
    Heute hatte er blondes Haar. Graue Augen blickten mich an.
    Die Zeit blieb stehen.
    Der Boden sackte unter meinen Füßen weg, und ich schwebte körperlos. Ich sah nur noch ihn. Für einen kurzen Moment machte er den Eindruck, soeben eine Ohrfeige bekommen zu haben.
    Er dachte, ich hätte ihn zurückgewiesen.
    Currans Blick wanderte zu Saiman. Geschmolzenes Gold floss in seiner Iris. Es verbrannte jeden Rest von Vernunft und verwandelte sie in Zorn. Mist!
    Jim sagte etwas zu Curran, dann sagte er noch etwas.
    Curran ließ nicht erkennen, dass er die Worte vernommen hatte.
    Er trug Khakihosen, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine Lederjacke. Für seine Verhältnisse ein gepflegtes Outfit. Er musste aus einem ganz besonderen Grund hergekommen sein. Vielleicht würde er Saiman in aller Öffentlichkeit in Stücke reißen. Vielleicht sahen wir Pferde kotzen.
    Neben mir lächelte Saiman. »Wir alle wollen etwas, was wir nicht haben können, Kate. Ich will dich, du willst Liebe, und er will mir den Hals umdrehen.«
    Gütiger Himmel! Der Idiot hatte es tatsächlich darauf angelegt. Er wollte vor Curran mit mir angeben. Ich öffnete den Mund, aber es gelang mir nicht, auch nur ein einziges Wort herauszubringen.
    »Hier kann er nichts tun.« Saiman nippte an seinem Glas. »Nach der Red-Stalker-Affäre vereinbarten die Freien Menschen und das Rudel ein monatliches Treffen, das hier auf neutralem Territorium stattfindet, um die Kommunikationskanäle offen zu halten und geschäftliche Angelegenheiten besprechen zu können. Jede Abweichung vom Protokoll würde einer Kriegserklärung gleichkommen. Er darf nicht aus dem Rahmen fallen.«
    Jim redete immer noch auf Curran ein, doch dieser hörte ihm nicht zu. Er starrte uns weiter an, ohne sich zu rühren, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Schließlich fand ich meine Stimme wieder. »Du hast mich hierhergeschleift, um den Herrn der Bestien zu demütigen? Hast du den Verstand verloren?«
    Eine hässliche Grimasse verzerrte Saimans Züge.

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