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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Andrews
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Die Maske der Kultiviertheit rutschte ihm vom Gesicht. Seine Stimme war ein raues Knurren. »Würdest du gerne wissen, was Demütigung ist? Demütigung ist, wenn man gezwungen wird, still dazusitzen und sich zu benehmen, während man von zwei brutalen Tieren in die Zange genommen wird. Demütigung ist, wenn einem gesagt wird, wann man zu kommen und zu gehen hat, wenn man in seine eigene Wohnung eingesperrt wird und bei der leisesten Abweichung von den Befehlen Krallen im Nacken spürt. Das hat er mir bei den Midnight Games angetan.«
    Saiman hatte während des Wettkampfes zwischen Tante B und Mahon gesessen. Darum ging es also. Seine turmhohe Arroganz hatte es nicht ertragen. Offenbar hatte er seine Wut wochenlang geschürt, und ich hatte ihm in die Hände gearbeitet. Deshalb hatte er sich mit Cognac zugeschüttet. Curran war ein Dampfkessel, der unter Überdruck stand, und Saiman hatte mit einer Konfrontation gerechnet.
    »Natürlich weißt du, dass er dich will.« Saiman grinste. Nein, es war eher ein wildes Zähnefletschen.
    »Er versteht jedes deiner Worte.« Gestaltwandler hatten ein viel besseres Gehör als Menschen, und Curran schien sämtliche Nerven anzuspannen, um unsere Stimmen aus dem Lärm zu filtern.
    »Ich will, dass er mich hört. Ich bin ein Experte in Sachen Begierde, und er giert nach dir. Er ist besitzergreifend. Er hat zweifellos versucht, dich zu beanspruchen, und du hast ihn zurückgewiesen, genauso wie du es mit mir gemacht hast. Andernfalls hätte ich dich nie dazu überreden können, mit mir auszugehen. Ich wollte, dass er es sieht. Er soll es in sich aufnehmen. Ich habe dich, und er hat dich nicht.«
    Idiot. »Saiman, sei endlich still !«
    Currans Miene war nicht zu entziffern.
    Saiman beugte sich zu mir herab. »Ich will dir etwas über Liebe erzählen. Ich habe einmal eine Braut und einen Bräutigam in ihrer Hochzeitsnacht verführt. Ihn vor dem Empfang und sie danach. Ich habe es ausschließlich aus Spaß getan, um zu sehen, ob ich es schaffe. Zwei Menschen, die am Beginn eines neuen gemeinsamen Lebens stehen, die sich unmittelbar davor versprochen haben, einander treu zu sein. Wenn das kein Beweis für die Unbeständigkeit der Liebe ist, was dann?«
    Curran steigerte sich zu einem ausgewachsenen Alpha-Blick. Es war das urtümliche, gnadenlose Starren eines Raubtiers, das seine Beute erspäht. Es traf mich mit voller Wucht. Ich starrte zurück, genau in die goldene Iris seiner Augen. Na los! Ich habe eine Menge aufgestaute Aggression in mir, die ich nur für dich aufgespart habe.
    Tante B wandte sich den beiden Ratten zu und richtete lächelnd das Wort an sie. Dann gingen sie gemeinsam zu einem Nebenraum, an dessen Eingang ein Schild mit der Aufschrift GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT hing. Die anderen Alphas folgten ihr einer nach dem anderen.
    Saiman lachte leise. »Wir sind uns durchaus ähnlich, Curran und ich. Wir beide werden leicht zum Opfer unserer Begierde. Wir beide pflegen unseren Stolz und leiden unter Eifersucht. Wir beide setzen alle Mittel ein, um zu kriegen, was wir haben wollen. Ich benutze mein Vermögen und meinen Körper, und er benutzt seine Machtposition. Du sagst, ich würde dich nur begehren, weil du mich abgewiesen hast. Er will dich aus demselben Grund. Ich erinnere mich noch gut daran, wie er zum Herrn der Bestien wurde. Der Jungkönig, der ewige Halbwüchsige, der plötzlich am oberen Ende der Nahrungskette stand, der Zugang zu Hunderten von Frauen hatte, die nicht Nein sagen durften. Glaubst du, dass er sie zwingt, mit ihm ins Bett zu gehen? Das muss er mindestens einige Male getan haben.«
    In Currans Gesicht zuckte ein Muskel.
    In der Ecke nickte Jim, und ein Paar links von uns sowie der Mann, den Jim zusammengestaucht hatte, folgten dem Rudelrat. Jim zog seine Leute zurück. Sie räumten das Spielfeld für Curran. Keine Zeugen aus dem Rudel, damit kein Gestaltwandler gezwungen werden konnte, gegen den Herrn der Bestien auszusagen. Nett.
    In Currans Augen stand pure Mordlust. Ich sah die Schlagzeile schon vor mir: BERATER DES ORDENS VOM HERRN DER BESTIEN IN EXKLUSIVEM RESTAURANT GEMEUCHELT . Ich musste dafür sorgen, dass Saiman am Leben blieb. Ich brauchte seine Hilfe bei meinem Fall, und als ich mich auf sein idiotisches Rendezvous einließ, hatte ich ihn unter den Schutz des Ordens gestellt.
    Ich hatte kein Schwert, keine Nadeln, gar nichts.
    Saiman bestellte mit einem Handzeichen einen neuen Drink. »Zwischen uns gibt es nur einen Unterschied. Der Herr der

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