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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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gebildet werden?«, fragte ich ihn einmal.
    »Das Außen ist groß«, antwortete er. »Sicher. Und vier und fünf.«
    »Und Orte, wo Außerirdische auf eine Art und Weise Englisch sprechen, die menschliche Köpfe durcheinanderbringt«, fügte ich hinzu.
    Wir standen nackt an seinem Fenster. Sein Arm lag auf meiner Schulter; meinen Arm hatte ich um seine Taille gelegt. Wir lauschten dem Feuern, Rufen und Zerbrechen.
    Früh am nächsten Morgen bekam Bren einen Anruf. Zu meiner Verärgerung sagte er nicht, von wem. Wir rasten zur Grenze. Eine Flut von Ariekei kam heran. Sie galoppierten in einer Welle auf die Barrikaden zu: eine Invasion, die mit den letzten keuchenden Resten von Empfindungsvermögen organisiert worden war. Ich betone sehr stark, dass ich bitte die Stimme von EzRa zu hören wünsche! , riefen die Ariekei, als sie kamen, um uns zu töten. Gibt es eine Möglichkeit, dass wir EzRa sprechen hören könnten?
    Die Wächter riefen nach Unterstützung. MagDa, unsere Kameraden und Botschaftspersonal kamen. Mit schnell gezüchteten Tier-Gewehren ohne Ohren, mit rasch machinogefertigten Kugeln, mit geschleuderten Knüppeln und Polymer-Armbrüsten, deren abgefeuerte Bolzen aus wiederverwerteten Läuferstangen hergestellt waren, schlugen wir die Gastgeber zurück. Ariekei zerplatzten, während sie ihre höflichen Anfragen – wir bitten aufrichtigst – schrien. Zellen krabbelten unsere Barrieren hoch, und wir erschossen sie ebenfalls. Kedis waren an unserer Seite. Es gab Shur’asi, die elektrische Drähte verwendeten. Ich sah Simmon, der meisterhaft mit dem verbliebenen Arm feuerte.
    Hätten die Ariekei nur die allerkleinste Organisationsfähigkeit besessen, wären wir von ihnen erobert worden, doch sie waren ohne Drogen und völlig unfähig. Sie mussten über kleine Hügel klettern, die aus ihren eigenen Toten bestanden. Aasfresser kamen: wilde Haus-Antikörper. Unsere eigenen Vögel kosteten die Luft über dem Gemetzel und kurvten wieder fort. Meine Augen tränten von den beißenden ariekenischen Innereien. Es entstand ein Tumult von den Seitenstraßen her. Etwas wuchtete in die Gastgeber hinein. Ich rief nach Bren, damit er darauf aufmerksam wurde. Es war eine Masse von Ariekei, die sich selbst verstümmelt hatten. Versteckt zwischen den anderen, waren sie gekommen: eine fünfte Kolonne. Bren betrachtete sie ausdruckslos, während der Rest von uns mit offenem Mund staunte, als sie unsere Junkie-Angreifer brutal auseinandertrieben.
    »Bren war der Erste hier«, flüsterte Da mir zu. Sie schaute dort hinüber, wo er mit Mag sprach. »Mit dir. Er wusste, dass dies geschehen würde, nicht wahr? Wie?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Er kennt Leute.«
    »Und du?«
    Ich würde YlSib nicht erwähnen. Da war kein Dummkopf: Ich wäre nicht verblüfft gewesen, wenn sie alles gewusst hätte, einschließlich wichtiger Namen. »Ach was«, erwiderte ich.
    »Was weißt du, Avice?«
    Ich antwortete nicht, doch ich blickte ihr in die Augen, damitich nicht verlegen oder beschämt wirkte. Wenn sie also erkennen konnte, dass ich etwas zurückhielt, dann wusste sie zumindest eines: Ich tat es, weil ich versuchte, einer Sache Respekt zu erweisen. Genau in dem Moment wurde ich angerufen, und zwar von einer Nummer, die ich nicht kannte: nur Ton, kein Trid oder Flat. Die Stimme war so gedämpft, dass man nichts verstehen konnte.
    »Sagen Sie das noch mal!«, rief ich. »Wer ist da? Sagen Sie das noch mal.«
    Wer auch immer es war, er folgte meiner Aufforderung, und diesmal vernahm ich es. Ich hielt die Luft an und hoffte, falsch verstanden zu haben. Dann schaltete ich den Lautsprecher ein, sodass Mag, Da und Bren mithören konnten. Doch ich hatte richtig verstanden. Die Wörter erklangen ein weiteres Mal – viel deutlicher.
    »CalVin sind tot.«
    Alles, was wir in ihren Räumen fanden, waren die Überbleibsel von Alkohol und Sex. Wir riefen sie an, doch es kam keine Antwort von CalVins Apparat. Wir gingen zu Clubs, von denen man wusste, dass sie sie aufsuchten. Zu meiner Abscheu versuchten dort noch immer ein paar mit letzter Inbrunst, das Ende der Welt aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Sie berichteten uns, dass CalVin seit Tagen nicht mehr dort gewesen waren. Das letzte Mal waren sie von irgendeinem uninteressierten Mann begleitet worden.
    Hinunter zu anderen Bars – nichts und wieder nichts. Schlagartig erkannte ich, wer mit CalVin zusammen gewesen war. Wir nahmen eine Route zu einem Ort, wo ich einst gelebt hatte, wo Scile einst

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