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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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angewöhnt, die Umgebung auf Trids, Cams, Ohren und dergleichen zu überprüfen.« Ich hob eine Augenbraue. »Und ich pflege Übersetzungsware als eine Standardeinstellung laufen zu lassen.«
    »Nein!«, rief ich aus. »Wie aufregend! Jetzt sagen Sie mir aber dieWahrheit: Haben Sie ’ware in Ihren Ohren? Hören Sie gerade Musik?«
    Er lachte. »Nein«, erwiderte er. »Dem bin ich entwachsen. Ich habe das seit … einer guten Woche oder zwei nicht mehr gemacht.«
    »Warum lassen Sie Übersetzungsprogramme laufen? Sie …« Ich legte meinen Arm auf seinen und schaute plötzlich in übertriebener Weise betroffen drein. »Sie sprechen doch wirklich Sprache , nicht wahr? Oje, es hat ein schreckliches Missverständnis gegeben.«
    Er lachte erneut. »Oh, ich kann mit Sprache zurechtkommen; das ist es nicht.« Mit größerem Ernst fügte er hinzu: »Aber ich spreche nicht einen der Dialekte der Shur’asi oder der Kedis oder …«
    »Oh, Sie werden heute Abend keine Außerirdischen hier antreffen. Offensichtlich abgesehen vom Bergwerk-Gastgeber.« Ich war überrascht, dass er dies nicht wusste. Botschaftsstadt war eine Kolonie von Bremen, und dessen Gesetze beschränkten unsere wenigen Außerirdischen auf einen Gastarbeiterstatus.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte er. »Ich sehe keine Augmens. Also sprechen Sie Sprache ?«
    Einen Augenblick lang verstand ich wirklich nicht, was er meinte. »Nein. Ich lasse meine Anschlüsse versiegelt. Früher hatte ich die ein oder andere Kleinigkeit installiert. Sie können bei der Immer-Eintauchung nützlich sein. Und auch … Ja, es stimmt schon. Ein wenig Hilfe kann nützlich sein, um besser zu verstehen, was die Gastgeber sagen. Aber ich habe sie gesehen, sie sind zu … Es ist aufdringlich.«
    »Das ist irgendwie der Sinn der Sache«, warf er ein.
    »Richtig, und ich kann damit leben, wenn es irgendeinen Nutzen hat. Aber Sprache ist doch ein wenig zu aufwendig dafür«, erklärte ich. »Wenn man einen Gastgeber sprechen hört, muss man sich einen ganzen Haufen Unsinn ansehen oder anhören, verstehen Sie? Hallo Slash Anfrage ist alles in Ordnung? Zwischensatz Erkundigung nach Eignung des Timings Slash Andeutungen von Wärme sechzig Prozent Andeutungen des Glaubens dass Gesprächspartner Thema zum Diskutieren hat vierzig Prozent blabla.« Ich hob eine Augenbraue. »Es ergab keinen Sinn.«
    Er betrachtete mich. Er wusste, dass ich log. Er muss gewusst haben, dass die Vorstellung, Übersetzungsware für Sprache zu benutzen, für einen Botschaftsstädter zutiefst unangebracht war. Nicht illegal, aber eine schreckliche Unverschämtheit. Ich wusste noch nicht einmal ganz, warum ich all das gesagt hatte.
    »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte er.
    Ich wartete. Wenn EzRa auch nur ein kleines bisschen in ihrem Job taugten, würden sie ein paar persönliche Worte für die meisten Leute vorbereitet haben, die sie heute Abend möglicherweise treffen könnten. Doch was Ez als Nächstes sprach, verblüffte mich.
    »Ra hat mich daran erinnert, wo wir Ihren Namen gehört hatten. Sie sind in einem Simile, nicht wahr? Und ich nehme an, Sie sind in der Stadt gewesen? Außerhalb von Botschaftsstadt.« Irgendjemand ging hinter ihm vorbei und streifte ihn leicht. Gleichwohl hörte er nicht auf, mich anzusehen.
    »Ja, antwortete ich. »Dort bin ich gewesen.«
    »Es tut mir leid. Ich glaube, ich bin … Entschuldigung, wenn ich … Das geht mich nichts an.«
    »Nein; es ist nur so, dass ich überrascht bin.«
    »Natürlich habe ich von Ihnen gehört. Wir machen unsere Recherchen, wissen Sie. Es gibt nicht viele Botschaftsstädter, die das getan haben, was Sie getan haben.«
    Ich sagte nichts. Ich weiß nicht, was ich fühlte, als ich hörte, dass ich in den Protokollen vorkam, die Bremen zu Botschaftsstadt erstellte. Ich neigte Ez ein Glas zu, sagte irgendetwas zum Abschied und ging, um Ehrsul zu finden. Sie steuerte ihr Fahrgestell durch die Menge.
    »Also, was steckt hinter den beiden?«, fragte ich.
    Ehrsul ließ ihre Display-Schultern zucken. »Ez ist ein Charmeur, nicht wahr?«, erwiderte sie. »Ra scheint besser zu sein, doch er ist schüchtern.«
    »Gibt es etwas online?« Wahrscheinlich hatte sie versucht, sich in den hier umherschwebenden Datenfluss einzuhacken.
    »Nicht viel«, antwortete sie. »Für Wyatt ist es irgendeine Art von Coup, dass sie hier sind. Er kräht so heftig, dass überall die Hühner scharf werden. Aus diesem Grund ist das Botschaftspersonal so nervös. Ich habe das Schwanzende

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