Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
Vom Netzwerk:
stehen.
    CalVin erzählten mir einst, dass Bremens ursprüngliche Erwartungen in Bezug auf Ariekas Reserven, über Luxusartikel, Seltsamkeiten und einheimisches Gold, übertrieben optimistisch gewesen waren. Sicher, die ariekenische Bio-Fabrikation war durchaus wertvoll. Diese Produkte waren eleganter und funktionaler als jede der plumpen Chimären oder der auf Partikelebene zusammengeschusterten Dinge, die irgendein Terre, von dem ich je gehört hätte, zustande gebracht hat. Die ariekenischen Gegenstände wurden von den Gastgebern aus fortpflanzungsfähigen Plasmen gestaltet, mithilfe von Techniken, die wir nicht nur nicht nachahmen konnten, sondern die gemäß unseren Wissenschaften unmöglich waren. War das genug, um den Aufwand zu rechtfertigen? Wie auch immer, keine Kolonie wird jemals aufgegeben.
    Wie und warum hatte Charo-Stadt diesen unmöglichen Botschafter ausgebildet? Wie wir alle hatte ich die Geschichte von dem Experiment und dem monströsen Ergebnis gehört, von dem Empathiemesswert, der die Stadt-Skala sprengte. Aber selbst wenn diese zwei zufälligen Freunde, aus welchem ungewissen psychischen Grund auch immer, solch eine Verbindung hatten – warum sollten sie Botschafter werden?
    »Wyatt ist aufgeregt«, bemerkte Ehrsul.
    »Das sind sie alle.« Gharda trat zu uns. Ihre Schicht im Orchester war vorbei, ihr Instrument weggeklappt. »Warum sollten sie es nicht sein?«
    »Meine Damen und Herren.« Augmens übertrugen JoaQuins Stimmen an verborgene Lautsprecher. JoaQuin und MayBel ergingen sich in Lobreden über ihre ariekenischen Gäste. Als sie damit fertig waren, hießen sie den neuen Botschafter willkommen.
    Ich war schon bei offiziellen Einführungen zugegen gewesen, wenn Botschafter ihre Volljährigkeit erreichten (seltsame, arrogante, bezaubernde junge Doppel, welche die Menge begrüßten). Aber das ähnelte natürlich in keiner Weise diesen Ernennungen.
    JoaQuin fuhren fort: »Dies ist eine außergewöhnliche Zeit. Wir sehen uns mit der Aufgabe konfrontiert …« »… der beneidenswerten Aufgabe, der seltsamen Aufgabe …« »… eine neue Art der Begrüßung zu entwickeln. Vielleicht haben ja einige von Ihnen gehört, dass wir einen neuen Botschafter haben?« Höfliches Lachen. »Wir haben in den paar letzten Tagen eine Menge Zeit mit ihnen verbracht …« »… wobei wir sie kennengelernt haben und sie uns.« »Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten.«
    Hört, hört! , riefen RanDolph dazwischen.
    »Es ist ein Privileg, hier zu sein, bei einem Ereignis, das wir … Ich hoffe, Sie werden uns gegenüber Nachsicht zeigen …« »… wenn wir es als historisch bezeichnen. Dies ist ein historischer Augenblick.«»Meine Damen und Herren …« »… Gastgeber …« »… und all unsere Gäste. Es ist uns ein sehr großes Vergnügen …« »… Botschafter EzRa …« »… in Botschaftsstadt willkommen zu heißen!«
    Als der Applaus verstummte, drehten sich JoaQuin den Gastgebern zu, die neben ihm standen, und sprachen den Namen unseres neuen Botschafters akkurat in Sprache aus: » ez  |  ra «, sagten sie, und die Gastgeber reckten ihre Augen-Korallen nach oben.
    »Danke sehr, Botschafter JoaQuin«, erwiderte Ez. Dann unterhielt er sich leise mit Ra, bevor er fortfuhr: »Es ist ein großes Vergnügen, hier zu sein.« Anschließend sprach er ein paar der liebenswürdigen Floskeln, die bei solchen Anlässen üblich sind.
    Ich beobachtete derweil die anderen Botschafter. Ra stellte sich selbst vor: Er sprach kurz, es war kaum mehr als sein eigener Name.
    »Wir möchten hervorheben, was für eine Ehre dies für uns ist«, erklärte Ez. »Botschaftsstadt ist einer der bedeutendsten Außenposten von Bremen und aus eigener Kraft eine dynamische Gemeinschaft. Wir sind dankbarer, als wir es ausdrücken können, für Ihre wunderbare Begrüßung. Wir freuen uns darauf, ein Teil der Gemeinschaft von Botschaftsstadt zu werden und für deren Zukunft und für die von Bremen zusammenzuarbeiten.«
    Natürlich gab es Applaus. Ez wartete ab.
    »Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zu arbeiten«, sagte Ra.
    Einige Personalangehörige und Botschafter versuchten, ihre Nervosität zu verbergen. Und einige ihre Ungeduld, wie ich glaubte.
    »Wir sehen ein, dass Sie Fragen haben müssen«, fuhr Ez nun fort. »Bitte seien Sie deswegen nicht verlegen. Uns ist bewusst, dass wir eine … Anomalie sind, im Moment jedenfalls.« Er lächelte. »Wir freuen uns, darüber zu sprechen. Doch um ehrlich zu sein, wir beide wissen nicht

Weitere Kostenlose Bücher