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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Ordnung?
    Ihre Wörter klangen, als ob Ez irgendein holpriges Gedicht wiedergeben und Ra Vögel nachahmen würde. Während sie redeten, zuckten die Ariekei erneut zusammen, wieder in dieser hässlichen Gleichzeitigkeit. Die mit ihnen verbundenen Zellen schnappten mit ihnen zurück. Sie verloren sich wieder in ihrem glasigen Augenausdruck. Diesmal machte einer ein Geräusch: ein Stöhnen aus seinem Schnittmund.
    JoaQuin und MayBel berieten sich erregt. MayBel trat auf die Ariekei zu. Die Gastgeber kamen allmählich, sehr allmählich, wieder zu sich aus dem, was sie ergriffen hatte. CalVin sahen mich an. Das erste Mal seit geraumer Zeit starrten wir uns durch den Raum gegenseitig an. In ihren Augen erblickte ich nichts als Angst.
    Mitarbeiter eilten herbei, Botschafter griffen ein und führten die Gastgeber fort. Als die Ariekei erwachten, aus welcher Trance auch immer, begannen sie, laut zu deklamieren. Sie redeten chaotisch und geräuschvoll durcheinander. Sie fragten nach dem neuen Botschafter. Wo ist?, erkundigten sie sich immer wieder. Wo ist? Ich verstand genug Sprache, um das zu erkennen.
    »Meine Damen und Herren, bitte«, rief einer der zwei JoaQuin. Irgendeiner vom Personal musste zu den diensthabenden Musikern gesprochen haben, denn sie spielten wieder auf. Mir war noch nicht einmal bewusst geworden, dass sie damit aufgehört hatten. Kellnerliefen wieder umher. Ich sah Sicherheitsbeamte, die irgendwohin gingen. Simmon befand sich unter ihnen, er war beherrscht, doch offenkundig in Eile.
    »Entschuldigen Sie uns, meine Damen und Herren«, sagten JoaQuin. »Unsere Gäste, die Gastgeber, sind …« JoaQuin hielten inne und berieten sich. »Es hat ein kleines Missverständnis gegeben …« »… absolut nichts, über das man besorgt sein müsste …« Ich sah, wie LoGan, CharLott, LuCy und AnDrew die Gastgeber fortdrängten. »Überhaupt nicht wichtig und ganz allein unser Fehler …« Die beiden lachten. »Wir bereinigen jetzt die Sache.« »Es gibt absolut keinen Grund, dass Sie sich darum bekümmern!« »Das Fest geht weiter. Bitte erheben Sie mit uns die Gläser.«
    Viele Einheimische sehnten sich danach, beruhigt zu werden. Neuankömmlinge und kurzzeitige Gäste wussten nicht, wie besorgt sie sein sollten. Wir erhoben unsere Gläser.
    »Auf den Kapitän und die Besatzung des Immerschiffs Antwort der Märtyrer von Tolpuddle …«, erklärten JoaQuin, »… auf unsere höchst willkommenen Einwanderer, Neubürger …« »… und vor allem auf Botschafter EzRa. Mögen sie eine lange und glückliche Karriere hier in Botschaftsstadt haben.« »Auf EzRa!«
    Wir alle sagten es. Die Adressaten unseres Toasts erhoben zur Erwiderung ihre Trinkgläser. Sie schauten auf die Tür, durch welche die Gastgeber gebracht worden waren. Es war das Verdienst des Botschaftspersonals, dass die Party nicht endete. Innerhalb von zehn Minuten verhielten sich die meisten Leute mehr oder weniger so wie vor dem Vorfall.
    »Was verdammt war das?«, fragte ich leise Gharda.
    »Keine Scheißahnung«, antwortete sie.
    Ich konnte Scile nicht sehen. Immer noch waren mehrere Botschafter mitsamt Personal im Raum. Ich näherte mich EdGar, doch zu meinem Schreck drehten sie sich von mir weg. Ich sprach ihren Namen in einer Weise aus, dass sie nicht vortäuschen konnten, ihn nicht gehört zu haben.
    Sie blickten flüchtig und sagten: »Nicht jetzt, Avice.«
    »Sie wissen noch nicht einmal, was ich möchte«, hielt ich ihnen vor.
    »Wirklich, Avice.« »Nicht jetzt.« Sie streuten zwischen ihren Wörtern mehrmals ein Begrüßungslächeln ein, das an die gerichtet war, die an ihnen vorübergingen.
    Die Menge teilte sich einen Augenblick und gab, als ob es geplant wäre, den Blick auf Cal oder Vin frei. Er starrte mich nach wie vor direkt an. Ich war so überrascht, dass ich in der Bewegung innehielt. Ich konnte den Doppel meines Beobachters nicht sehen. Die Party verbarg ihn erneut.
    Gharda erschien wieder, diesmal mit dem Piloten an ihrem Arm. Sie sah mich, zögerte und blickte mich fragend an. Ich winkte – unbedingt! Es spielte überhaupt keine Rolle, wie viel mehr ich gereist war als die Herrscher meiner Stadt, wie sorglos ich ihnen mein Wissen gegeben hatte und wie begierig sie es aufgenommen hatten. Als EdGar fortging, war ich nichts. Es waren sie und die anderen Botschafter, die in nichtöffentlichen Sitzungen entscheiden würden, was geschehen war und was jetzt passieren sollte. Sie machten das Gesetz.

Einstmals, 3
    Vor langer Zeit führte

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